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Barakuda der Wächter 02 - Die Mördermütter von Padan

Barakuda der Wächter 02 - Die Mördermütter von Padan

Titel: Barakuda der Wächter 02 - Die Mördermütter von Padan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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oben«, murmelte Ping. Er starrte durch das Nachtglas auf den Paß hinunter.
    Learoyd, der neben ihm lag, grunzte leise. »So gut hat er noch nie gesungen«, sagte er. »Das Publikum kann sich ja diesmal auch nicht wehren.«
    Ping kicherte. »Vergiß nicht, Timoara ist bei ihm. Der tut mir leid.«
    »Ach so. Ich habe mich schon gefragt, wie es kommt, daß René den Takt hält. Wahrscheinlich tritt der kapral ihn dauernd.«
    Kurze Zeit später, lange vor Morgengrauen, kam Nebel auf. Ping und Learoyd, die nichts mehr beobachten konnten, zogen sich zurück. Nach halbstündigem Klettern und Kriechen erreichten sie das relativ sichere kleine Hochplateau.
    Bald tauchten auch Nardini und Timoara auf. Der Sänger war heiser, aber er machte einen sehr zufriedenen Eindruck. Der Korporal dagegen schien Schmerzen zu haben oder Nachwirkungen von Schmerzen. Er zündete sich einen Zigarillo an, starrte in seinen Kaffeebecher und warf Nardini noch einen verdrossenen Blick zu.
    »Hat sich aber gelohnt«, behauptete Learoyd grinsend.
    Timoara seufzte. »Welch ein Preis«, sagte er.
    »Ungefähr zweihundert«, stellte Ping fest. »Und sie ha ben die ganze Nacht nicht geschlafen. Sicher glauben sie jetzt an Geister.«
    »Zweihundert?« krächzte Nardini. »So viele? Wie sollen wir die denn ausschalten?«
     
    Es war ein kalter Nebelmorgen in den Bergen. Polarwind, aus dem Nordwesten über den Pangotischen Ozean herbei geführt, hatte nun wirklich den Winter gebracht. Der Son nenaufgang war statistisch wahrscheinlich, blieb aber unsichtbar und brachte nur graues Licht. Elorz und Ping wachten; Nar dini, Timoara und Learoyd schliefen.
    Plötzlich war doch die Sonne da. Einige Minuten lang spielte sich ein atemberaubendes Schauspiel ab. Der Dunst in der Höhe verging; der allgegenwärtige Nebel zog sich zu einer brodelnden Masse über den Sümpfen nördlich der Berge zusammen. Vom unsichtbaren Boden des riesigen Topfes kochten Goldschleier hoch. Als Shalga stieg und der Einfallswinkel des Lichts sich änderte, wurde die Märchenkulisse wieder zu gemeinem Nebel.
    Der Infrarot-Orter, der auf kurze Distanz kaum vom fernen Störsender beeinflußt wurde, sprach an. Elorz weckte die Schläfer; die Männer nahmen ihre Posten ein.
    Aus dem Nebel unterhalb tauchten Vanzuid und Oubou auf. Wenig später trafen Bondak und Kakoiannis ein, von weiter oberhalb, aus den Bergen.
    »Oben ist alles ruhig«, sagte der Sergeant. »Kaffee! Der Nebel bleibt übrigens hier hängen; Pasdan ist ganz klar. Da für haben die tolle Funksuppe.«
    Vanzuid kaute auf einem kalten Zigarrenstummel. »Wir haben was gefunden«, sagte er langsam. »Ich kann mir aber noch keinen Reim darauf machen.«
    »Was?«
    »Sehr viele Spuren – Pferde und Menschen, Tausende. Sieht so aus, als ob vor ein paar Tagen eine Armee durch den Paß gezogen wäre. Nach Norden. Sieht aber auch so aus, als ob andere von Norden zum Paß gekommen wären. Und ein paar Hügel, die Gräber sein könnten.«
     
    Die Shil waren in den letzten Tagen langsamer geworden; sie hatten sie nun fast eingeholt. Eftalmi Nobrega pfiff auf den Fingern.
    »Weiter!« schrie er. Er saß auf.
    Der Befehl wurde befolgt; die Banditen stiegen wieder auf die Pferde und ritten ihm und den anderen »Lenkern« nach, nach Süden. Es war nur eine kurze Rast gewesen; vor ihnen lag ein ausgedehntes Flachland, aus dem Nebel zu steigen begann, den der Sonnenuntergang rötlich färbte.
    »Sieht aus wie kochendes Blut«, bemerkte einer der Männer.
    Nobrega nickte. »Apartes Bild. Ich frage mich nur, was Gortahork da sucht.«
    Ein Shil warf ihm einen Blick zu, der mehrere Fragen enthielt. »Und was suchen wir hier?« war die einzige, die er aussprach.
    Nobrega lachte. »Gortahork, was sonst?«
    Seine Horde bestand aus fast siebentausend Männern: entflohene Sklaven, Abenteurer, Geächtete aus vielen Städ ten und Stämmen, neben Shil und Mulis auch hundert Cadhrassi mit den unterschiedlichsten Motiven. Altere und Jüngere, ehemalige Soldaten und abenteuerlustige Bauernsöhne, entsprungene Sträflinge aus den Steinbrüchen. Sie alle ritten seit vielen Tagen hinter einer größeren Anzahl von Banyas hil her; aber die Verfolger besaßen Feuerwaffen.
    Ein Cadhrassi, in gewisser Weise Nobregas Stellvertreter, lenkte sein Pferd neben das von Großer-Töter. Halblaut fragte er: »Was, glaubst du, halten die Mütter von unserem Ritt?«
    Nobrega machte eine wegwerfende Geste. »Egal. Wir sind im Moment Verbündete, aber keine Befehlsempfänger.

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