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Barakuda der Wächter 03 - Die Freihändler von Cadhras

Barakuda der Wächter 03 - Die Freihändler von Cadhras

Titel: Barakuda der Wächter 03 - Die Freihändler von Cadhras Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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Obstpflanzungen und Getreidefelder ritt, dachte sie über einiges nach, was sie zufällig im Dorf aufgeschnappt hatte. Auch hier waren jene seltsamen Eignungstests durchgeführt worden, einige Leute hatte man zur Arbeit an anderen Orten geholt – wohin genau wußte keiner. Und seit dieser Zeit, etwa einem dreiviertel Jahr, waren kei ne Kinder mehr geboren worden.
    Kurz vor Sonnenuntergang kam sie in die Hügel. Vorsichtig näherte sie sich der ostwestlich verlaufenden Straße und beobachtete sie eine Weile von einer Hügelkuppe aus. Nach Einbruch der Dunkelheit überquerte sie die Trasse und ritt noch etwa eine Stunde weiter über stetig ansteigendes Gelände.
    In der Nacht schlief sie unruhig. Im fahlen Frühlicht erklomm sie den nächsten Hügel und studierte das Gelände. Die Berge waren unmittelbar vor ihr. Von der Kuppe konnte sie die abends überquerte Straße nicht sehen; es gab kein Anzeichen für menschliehe Aktivitäten. Die Hügel waren spärlich mit Gräsern und Moosen bewachsen, in den Senken drängten sich Büsche. Dazwischen und an den Hängen lagen Steine, Felstrümmer, teils überwuchert, teils nackt. Mit oder ohne Pferd, sie sah keinen Weg in die Höhe. Die glatten, kahlen Steinwände ragten wie himmelhohe Mauern auf.
    Weiter westlich glaubte sie, oberhalb einer Steilwand einen grünen Hang zu erkennen, auf dem sich dunkle Punkte bewegten. Vermutlich zhumzhums , Springschafe mit überentwickelten Hinterläufen, die sich im Bergland wie irdische Känguruhs bewegten. Im Osten dagegen sah sie nur steile Wände, und sie nahm an, daß die erste Möglichkeit, dort die Berge zu überwinden, die große Südstraße war. Dort hatten die Bauern in den letzten Tagen große Staubwolken gese hen, die auf dichten Verkehr schließen ließen. Toyami fragte sich, wer da unterwegs sein mochte – Nachschub für Grenzfestungen, Truppenkontingente, Sträflingskolonnen? Jedenfalls schied diese Route aus.
    In Zickzacklinien ritt sie am Fuß der Berge nach Osten. Der beschwerliche Weg zwischen den Hügeln wurde nicht leichter dadurch, daß sie immer in Deckung zu bleiben versuchte.
    Gegen Mittag kam sie an einen Bach, der aus den Bergen floß. Nach kurzer Rast folgte sie dem Bachlauf. Nachmittags stieg sie ab, hängte sich Proviantbeutel und Köcher über den Rücken, nahm den Bogen in die Hand und gab dem Rappen einen Klaps auf die Hinterbacken. Es war soweit – weiter oberhalb verschwand der Bach hinter Vorsprüngen, aber der Hang war zu schaffen. Nicht jedoch für ein Pferd.
    Das Tier stand lange da und starrte ihr nach; als sie den Rappen nicht mehr sehen konnte, hörte sie schwach ein letztes Wiehern. Nach erschöpfenden Stunden am steilen Hang, zwischen Geröll, Moosen und Flechten, erreichte sie gegen Abend keuchend eine kleine Felsplattform. Es dauerte lange, bis sie ausreichend zur Ruhe gekommen war, um eine Handvoll Körner und Obst zu essen. Im Westen sah sie bei Sonnenuntergang die Windungen einer Straße, vielleicht auch nur eines kleinen Wegs in die Berge. Als sie sich erholt hatte, wog der Köcher keine hundert Kilo mehr. Alle Fasern schmerzten, aber sie beschloß, die letzten hundert Minuten Zwielicht auszunutzen und weiter zu steigen, bis sie nichts mehr sehen konnte.
    Die Schleifen des Bergwegs kamen dem Bachlauf immer näher, und am dritten Tag nach Beginn des Aufstiegs sah sie den kleinen Paß. Bis zum Abend arbeitete sie sich vorsichtig näher. Der Hang war hier nicht mehr so steil; er bildete eher eine schräge, von Brocken übersäte Terrasse, auf der sie gu te Deckung fand. In der Nacht schlich sie zwischen Weg und Bach näher an den Paß heran, einen scharfen, wahrscheinlich von der Geduld des Baches geschaffenen Einschnitt.
    Im Morgengrauen stellte sie fest, daß die Wände zu steil waren. Es gab keine Möglichkeit, den Paß zu umgehen; die blanken Felsen hingen teilweise über, und so weit sie blic ken konnte, boten die oberhalb des Schräghangs aufragenden Berge weder im Osten noch im Westen viel Hoffnung.
    Der Paß war bewacht. Sie sah einen grünuniformierten Ordner gelangweilt auf und ab gehen; manchmal blieb er stehen und starrte in die Ebene hinab, dann wieder wandte er sich um und gestikulierte. Sie nahm an, daß er mit anderen sprach. Rechts und links waren am Ausgang des Passes schwere Armbrüste auf Stativen montiert. Man konnte sowohl Metall- oder Eisenholzbolzen als auch Metallsplitter damit abschießen, die mit einem leichten Klebemittel verbunden waren. Es löste sich nach dem

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