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Barakuda der Wächter 03 - Die Freihändler von Cadhras

Barakuda der Wächter 03 - Die Freihändler von Cadhras

Titel: Barakuda der Wächter 03 - Die Freihändler von Cadhras Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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Abschuß durch die Luftreibung auf.
    Nachdem sie den Posten vier Stunden lang beobachtet hatte, wurde er abgelöst. Toyami zog sich einige hundert Meter zwischen Felsblöcke zurück. Der Weg zum Paß war eng und von oben kilometerweit überschaubar. Wahrschein lich wurde er selten benutzt und wenn, dann nicht von Wa gen. Sie schloß daraus, daß hier keine komplette Paßgarnison liegen konnte. Wahrscheinlich handelte es sich um einen kleinen Trupp, vier oder fünf Leute.
    Vorsichtig kroch sie wieder auf ihren Beobachtungsplatz. Der Posten ging immer noch auf und ab. Als die fünfte Stunde abgelaufen war, am frühen Nachmittag, kam eine uniformierte Frau und löste den Mann ab. Toyami seufzte. Wenn die Wachdauer fünf Stunden betrug, mußte sie mit einer Postenbesatzung von fünf Leuten rechnen, die sich den 23 stündigen Tag teilten und dabei jeden Tag zwei Stunden Überhang hatten. Sie schätzte, daß es nun kurz nach 15 Uhr sein mochte. Der nächste Wechsel würde also um 20 Uhr stattfinden, bei Sonnenuntergang, dann wieder um zwei Uhr früh.
    Leise kroch sie zurück zwischen die Felsen. Sie kalkulier te alle Möglichkeiten durch, die sie finden konnte, und sie haß te alle gleichermaßen.
    Als sie erwachte, ging die Sonne unter. Toyami aß und trank wieder eine Kleinigkeit; dann packte sie Beutel, Kö cher und Bogen und kroch zu ihrem Beobachtungsplatz. Im Paß stand eine andere Frau. Kurze Zeit darauf kam ein Mann und ging den Weg hinunter, kam immer näher. In die letzte Biegung stellte er eine Pechfackel und entzündete sie. Eine zweite loderte bald darauf am Eingang des Passes, so aufgestellt, daß jeder Näherkommende zu sehen war, selbst aber nicht in den Paß schauen konnte.
    Toyami fluchte lautlos. Die Möglichkeit, sich im Schutz der Dunkelheit bis auf sichere Pfeilschußentfernung an den Paß zu schleichen, war damit Illusion geworden. Der Weg war beleuchtet, und die undeutliche Gestalt, die sie im Flackerlicht der zweiten Fackel bisweilen sah, als ihre Au gen sich an die Lichtverhältnisse gewöhnt hatten, war kein si cheres Ziel.
    Sie wartete. Sie wandte mehrere Entspannungstechniken an, die allesamt nicht halfen; vielleicht hatte sie diese Techniken auch allzu lange nicht mehr verwendet. Einmal hörte sie raschelnde Geräusche in ihrer Nähe und dachte mit unguten Gefühlen daran, daß in den Berglanden des Südkontinents giftige Flugschlangen existierten.
    Als sie glaubte, von dem Geräusch ihres Herzklopfens taub zu werden, kroch sie von ihrer Beobachtungsstelle fort zwischen zwei Felsen und machte Kniebeugen.
    Endlich bequemten sich die Sterne dazu, sich den Positionen zu nähern, die ihr den nächsten Wachwechsel ankündigten. Toyami tastete zwischen den Steinen, bis sie eine erdige Stelle fand. Sie zog die wärmende Lederjacke aus, die ihr hinderlich werden konnte.
    Hemd und Hose waren aus grobem Baumwollstoff und dunkel. Nach kurzem Überlegen streifte sie auch die Stiefel ab. Dann beschmierte sie Gesicht, Hände und Füße mit Erde und kroch an ihren Beobachtungsplatz zurück. Dort legte sie Jacke und Stiefel zu den anderen Sachen, wickelte sich Dolch und Scheide mit einem Lederriemen um das linke Handgelenk und brach auf.
    Geräuschlos kroch sie an der ersten Fackel vorbei, dicht an den Boden gepreßt und so weit entfernt wie möglich von dem lodernden Pech. Sie blieb einen Moment liegen und starrte zum Paß, aber dort hatte sich nichts verändert. Sie atmete tief durch und horchte.
    Die Nacht war fast windstill. Toyami strengte die Ohren an, schloß die Augen, konzentrierte sich. Wie aus weiter Ferne hörte sie ein leises, regelmäßiges Kratzen – die Stiefel der Frau hinter den Armbrüsten. Wenn sie auf und ab ging, konnte sie noch nichts gesehen haben.
    Auf Zehen und Fingern kroch sie weiter. Ein blödsinniger Einfall brachte sie beinahe zum Lachen. Was gäbe sie dar um, eine Flugschlange zu sein! Sie wartete, lautlos keuchend, bis sie sich wieder gefangen hatte.
    Langsam näherte sie sich dem Eingang zum Paß. Sie schaute nach den Sternen. Ungefähr zwei Uhr; der Wachwechsel mußte gleich erfolgen. Sie drückte sich hinter einer kleinen Bodenunebenheit an die Erde, unweit der zweiten Fackel, und wartete.
    Schritte kamen aus dem Hintergrund des Passes. Eine Frauenstimme. Ein belangloser Scherz; eine zweite Frau, näher, antwortete. Die erste Stimme wurde lauter. Dem Klang nach mußte die Frau älter sein, wahrscheinlich kräftig. Toyami wartete noch ein paar Sekunden, dann riskierte sie

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