Barakuda der Wächter 03 - Die Freihändler von Cadhras
Klarsicht auf.
»Begheli!«
Sie nickte, schluckte wieder. »Ja. Ich bin’s. Wie geht es dir?«
Während sie diese bedeutungslose Frage stellte, registrierte sie mit ungeheurer Erleichterung, daß sie ihn ansehen und mit ihm reden konnte; wie mit jedem alten Bekannten.
»Gut. Viel Arbeit. Erstklassiger Umsatz. Ausgefülltes Privatleben.« Gerames grinste schief, legte den Kopf auf die Seite und kniff die Augen zusammen. »Du siehst bezaubernd aus. Aber müde. Hast du Sorgen?«
»Ja. Eine Sorge ist Dante; er ist verschwunden. Tot oder verschleppt.«
Gerames spitzte den Mund. Dann zwinkerte er. »Hat er wieder was Heißes gefunden? Er ist doch jetzt Privatmann. – Aber du klingst … Habt ihr euch zusammengetan?«
Sie war erstaunt. »Ja. Woher weißt du …?«
»Die Schwingungen in deiner Stimme, als du ›Dante‹ gesagt hast. Aber das freut mich. Das finde ich ganz ausgezeichnet.«
Sie lächelte. Sarkastisch fragte sie: »Was? Daß er vielleicht tot ist?«
Gerames runzelte die Stirn. »Quatsch. Also, was kann ich tun? Soll ich eine Flotte bauen und schicken?«
Begheli schüttelte den Kopf. In dürren Worten berichtete sie von der Gründung der TraPaSoc, den ersten Unternehmungen, Dantes Reise nach Bu’ndai und seinem Verschwinden. Und dem Gutachten des Labors.
Gerames nickte langsam. »Gute Arbeit habt ihr geleistet«, sagte er. »Was ist das für ein Zeug?«
Er lauschte ihren knappen Erklärungen. Schließlich sagte sie ihm, was Dante, Learoyds Botschaft zufolge, für den Fall der Nichtanalysierbarkeit des Ambra vorgeschlagen hatte.
»Ja. Aha. Hmmm. – Halt mir doch mal den Bericht vor den Apparat.«
Sie hielt die Seiten des Laborberichts nacheinander vor den Aufnahmeteil des Visifons. Auf dem Schirm sah sie, wie Gerames Knöpfe drückte. Offenbar verfügte er über die Möglichkeit, ein Visifonbild zu kopieren.
Er überflog die Seiten, las das Wesentliche, nickte. »Sehr interessant. Also, Barakuda meint, wir sollten das gemeinsam machen? Klar, ihr habt die Mittel noch nicht. Hm. Pharma ist etwas, wovon ich keine Ahnung habe. Aber das heißt nichts. Es gibt vieles, wovon ich keine Ahnung hatte, mit dem ich aber inzwischen gut verdiene. Ich höre mich um. Ich weiß auch schon wo. In zwei Tagen, ungefähr, ruf ich zurück. Wie ist eure Nummer?«
Es dauerte dann doch länger. Neun Tage später erhielt Begheli zwei Anrufe. Die gute Nachricht stammte von ei nem älteren grauhaarigen Mann mit asketischen Gesichtszü gen.
»Rábano Logshel ist mein Name, gnädige Frau«, sagte er mit trockener Stimme. Dann erklärte er, er sei seit einigen Stunden ihr Kollege. »Die genauen Einzelheiten gehen Ihnen schriftlich zu, Madame. Ich freue mich auf unsere Zu sammenarbeit.« Hludon Gerames hatte eine neue Firma gegründet, die GERAFARMA, die er auch selbst zu leiten beabsichtigte; er hatte Begheli und Logshel zu gleichberechtigten Geschäftsführern bestimmt. Begheli schluckte. Die GERAFARMA, erfuhr sie, habe soeben ein mit den besten erhältlichen Wissenschaftlern und Apparaten ausgerüstetes Laborschiff nach Shilgat gesandt.
Während sie noch überlegte, wie sie, Mischlingsmädchen und ehemalige Aushilfs- tavernera, sich als Mit-Leiterin ei nes pharmazeutischen Unternehmens fühlte, das irgendwo in der Galaxis existierte (und sie hatte niemals Shilgat verlassen), kam der schlechte Anruf.
Pa’aira, die seit einigen Tagen im Haus von Bondak und Subhat im Hafen war, hatte eben, im dritten Monat, ihr Kind verloren. Und Begheli durfte es Yasuhiro Kakoiannis mitteilen. Sie legte einen Moment den Kopf auf die Arme. Als sie sich gefaßt hatte, fiel ihr Blick auf die Flasche mit Gashi ri-Rum. ›Ich könnte einen vertragen‹, dachte sie. Dann beschloß sie, es sei noch zu früh am Tag.
13. Kapitel
Morgens versuchte Toyami, ein Stück kalten Hühnerfleischs herunterzuwürgen. Das Ergebnis war wie zuvor. Anschließend zwang sie sich zu einem kargen Körnerfrühstück, um wenigstens etwas in den Magen zu bekommen. Sie fühlte sich schwach.
Sie beseitigte die Spuren ihrer Fleischfresserei, nahm Bo gen und Köcher an sich, sattelte den Rappen und brach auf. Es war ein kühler Morgen.
Nach etwa einer Stunde erreichte sie einen Wald, der zunächst klein und licht zu sein schien. Vorsichtig trieb sie den Rappen zwischen den ersten Bäumen hindurch. Je weiter sie ritt, desto dichter wurden die Bäume. Nach einiger Zeit kam sie zu einem von Nordwesten nach Südosten, dann nach Sü den verlaufenden Weg.
Später
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