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Barakuda der Wächter 03 - Die Freihändler von Cadhras

Barakuda der Wächter 03 - Die Freihändler von Cadhras

Titel: Barakuda der Wächter 03 - Die Freihändler von Cadhras Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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ließ sie die Zügel locker hängen und achtete kaum noch auf ihre Umgebung. Sie horchte in sich hinein, suchte wieder eins mit sich zu werden, aber die fremden Einzelteile beharrten auf ihrer Andersartigkeit.
    Danach konzentrierte sie sich auf die Landkarte in ihrem Kopf und sortierte die Pässe durch das Gebirge. Alle Straßen mußte sie vermeiden, und alle Pässe lagen an Straßen oder zumindest Karrenwegen. Dann beschäftigte sie sich mit der Frage, was in Tag’gashir’dir tatsächlich vorgehen mochte. Gerüchte über Forschungsstationen oder ähnliche Einrichtungen halfen nicht viel weiter, denn erstens ließen sie sich nicht verifizieren, und zweitens waren sie viel zu allgemein und erlaubten keine Schlüsse. Sie hielt es für wahrscheinlicher, daß sich im verbotenen Bergland Straflager befanden.
    Der Weg beschrieb eine scharfe Biegung nach rechts, und unvermittelt war der Wald zu Ende. Zwanzig Schritte vor ihr standen einfach gekleidete Leute vor Holzhäusern und un terhielten sich. Es war später Nachmittag, und man hatte sie längst gesehen. Sie konnte nur hoffen, daß in dieser entlegenen Gegend noch nicht nach ihr gesucht wurde.
    Zu ihrer Überraschung behandelten die Kommunarden sie beinahe zuvorkommend, und sie begriff, daß man sie für eine Kontrolleurin hielt. Es war auch die einfachste Erklärung für eine allein durch den Wald reitende Person. Kinder kümmerten sich um ihr Pferd. Jugendliche und erwachsene Kommunarden führten Toyami zum großen Sammelraum.
    »In letzter Zeit ist viel Bergverkehr«, sagte eine ältere Frau.
    Ein Mann ergänzte: »Natürlich kommen sie nicht hier vorbei, aber bei Tag sehen wir die Staubwolken von der großen Straße.«
    Toyami nickte und aß weiter.
    So ähnlich, glaubte sie, würde ein Kontrolleur sich verhalten. Offenbar glaubten die Kommunebauern es auch. Während des Essens wurde sonst nicht viel gesprochen. Der große Sammelraum war Koch-, Eß-, und Redeplatz, aber alles zu seiner Zeit. Sie musterte die gegerbten Gesichter und die rauchigen Balken. Zum Nachtisch gab es Kaffee; einige der Kommunarden frönten dem Luxus des Tabaks.
    Toyami hielt sich an ihrem Kaffeebecher fest. Seit sie vom Pferd gestiegen war, kämpfte sie gegen die Müdigkeit. Die Gespräche waren nicht gerade lebhaft; auch die Bauern hatten sicher einen harten Tag hinter sich.
    Als es draußen völlig dunkel geworden war, erhob sie sich und bat darum, man möge ihr einen Schlafplatz zuweisen.
    »Wir haben eine Initiation«, sagte ein junges Mädchen fröhlich. »Magst du uns nicht ehren und daran teilnehmen, Geschwist?«
    Toyami ächzte innerlich, bemühte sich jedoch, ein freundliches Gesicht zu machen. »Es wird mir natürlich ein Vergnügen sein«, sagte sie.
    Wie überall, wo das Geschlechtsleben reglementiert war, gab es auch in Gashiri dafür Gründe, die mit der Aufrecht erhaltung von System und Kontrolle zusammenhingen. Jun ge Leute neigten dazu, sich bei Beginn der Geschlechtsreife abzusondern: zweisam vereinzelt zu privatisieren. Um empfindsame Jugendliche nicht zu verschrecken, war die vorbeugende Initiation einem begrenzten Kreis vorbehalten, dem kintupl’inisyatik, an dem neben dem Initianden vier Initiatoren teilnahmen, drei von ihnen Angehörige des je weils anderen Geschlechts.
    Beim üblichen gemeinsamen Bad, das der Einleitung und Vorwärme diente (und natürlich der erforderlichen Reinlichkeit), lernte Toyami die anderen vier kennen und war erleichtert, da es sich um durchweg sympathische junge Leute mit offenen Gesichtern handelte. Der 13jährige Initiand hatte große, verwunderte grüne Augen und war der Fremden gegenüber sichtlich verlegen. Der ältere Junge war kräftiger und, wie die beiden Mädchen, bereits behaart. Toyami beschloß, sich weitestgehend zurückzuhalten, und hoffte, daß die anderen es dulden würden. Sie duldeten es nicht, aber später konnte sie erstmals wieder gut und tief schlafen.
     
    Sie erwachte erholt, aber auch erschrocken, denn es war be reits vollkommen hell. Eigentlich hatte sie bei Morgengrauen aufbrechen wollen.
    Nach einem hastigen Frühstück im Sammelraum ergänzte sie ihren Proviant und verabschiedete sich von den Kommunarden, die sich weigerten, Geld für die Nahrungsmittel anzunehmen. Der grünäugige Junge kam zu ihr, als sie bereits aufgesessen war, und dankte ihr für »die erfreulichen Lehren«.
    Der Weg führte nach Süden, und solange man sie vom Dorf aus sehen konnte, durfte sie ihn nicht verlassen. Wäh rend sie durch

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