Barakuda der Wächter 03 - Die Freihändler von Cadhras
übernehmen.
Unendlich langsam bewegte sich etwas unter dem Tuchhaufen, als kröche ein träges Reptil unter einem Kleiderberg herum. Schließlich brauchten sie das Tuch nicht länger hochzuhalten. Lanshi ging leise Richtung Kurbel, und Toyami näherte sich dem Korb.
Sie hatten zu viel Zeit verloren. In diesem Augenblick wechselten an der Oberfläche die Posten. Schrille Pfiffe ertönten, noch ehe Lanshi die Kurbel erreicht hatte. Einen Moment blieb er starr stehen, dann rannte er vorwärts und packte zu. Nun kam es nicht mehr auf Lautlosigkeit an.
Toyami sprang in den Korb, hakte zwei weitere Sandsäc ke ab und ergriff den Bogen. Die Schiebetür öffnete sich. Der erste Pfeil schwirrte los und verfehlte die Frau in der Tür. Der zweite traf einen der Männer an der Schulter. Toyami schoß schnell und gezielt. Der dritte Pfeil traf die Frau am Hals; sie stieß einen Schrei aus, riß die Hände hoch und sank zu Boden. Jemand schob die Tür wieder zu. Eine kleine Atempause.
Schritte klangen aus den zahlreichen Gängen, die auf die Galerie mündeten. Toyami blickte nach oben. Schräg neben den noch immer nicht ausgefüllten Wülsten des Ballonstoffs sah sie Sterne; die Decke stand offen. Wieder wollte jemand die Tür öffnen; der nächste Pfeil zischte durch die Öffnung, traf niemanden, war aber genug Warnung. Die Tür schloß sich.
Gestalten tauchten auf der Galerie auf. Die meisten waren unbewaffnet, aber zwei Männer hatten kleine tragbare Armbrüste bei sich. Toyami schoß Pfeil um Pfeil; sie erwischte den zweiten der beiden Bewaffneten erst, als dieser schon gespannt hatte. Im Fallen löste er den Bolzen aus, der hoch über den Ballon hinwegsauste und an die gegenüberliegende Wand klatschte. Toyami schrie: »Lanshi!«
Der Sklave kam herbeigerannt, als der Ballon sich bereits vom Boden gelöst hatte. Er klammerte sich an den Korbrand, zog sich mit einer gewaltigen Anstrengung hoch. Toyami hakte die letzten Sandsäcke aus. Der Ballons stieg schneller. Einen Pfeil setzte sie in Brand, indem sie ihn in die Flamme des Dochts hielt; dann schoß sie ihn in den Tuchhaufen, unter dem der Korb mit offenem Ölkanister lag.
Weitere Bewaffnete tauchten auf der Galerie auf, aber sie würden zu lange brauchen, um ihre Armbrüste zu spannen. Der Ballon erreichte das Höhlendach. Der Tuchhaufen flammte auf und erhellte das Innere der Höhle. Aus der Hö he sah Toyami, daß die nunmehr beleuchteten Metallstränge aus dem hinteren Raum zusammen mit anderen, die sie zuvor nicht hatte sehen können, ein Riesenkatapult andeuteten.
Die Oberfläche. Alles nahm nur Sekunden in Anspruch, schien aber ewig zu dauern. Vier oder fünf Posten mit Armbrüsten stürzten zum Rand; drei standen bereits dort. Einer hatte gespannt und zielte auf den Ballon. Lanshi warf die Axt; sie traf nicht den Mann, sondern den Ständer der Armbrust. Der Bolzen löste sich, klatschte gegen den Korb, zerriß Toyamis linke Wade und durchlöcherte einen der Kanister. Toyami biß die Zähne zusammen und schoß weiter. Ein Pfeil ging fehl, der zweite traf den Oberarm eines Schützen, bevor dieser seine Armbrust fertig gespannt hatte, der dritte drang dem letzten, der ihnen noch gefährlich werden konnte, in die Brust. Der Mann sackte zusammen, hielt sich an seiner Waffe fest, spannte zu Ende und löste den Bolzen aus. Er hatte die Hülle des Ballons treffen wollen, der jedoch weiter gestiegen war. Der Bolzen traf Toyami in die rechte Schulter, zerschmetterte das Schlüsselbein und blieb im Gewebe stecken. Sie ließ den Bogen in den Korb fallen, klammerte sich noch einen Moment an einem der Halteseile fest; dann knickten ihre Beine ein, als die Schmerzimpulse das Gehirn erreichten. Sie schrie, während sie zwischen die Kanister fiel. Sie sah den gewölbten Ballon, die flackernde Flamme, einen Rand Sternenhimmel und Lanshis besorgte Augen. Dann nichts mehr.
Erbgott, Fischfisch und Stadtsklave
Institutionen der Shil auf Shilgat,
Ireneo Fruse, Atenoa 448.
»… In Sa’orq gibt es mehrere Institutionen von unterschiedlicher Wichtigkeit. Bedeutend und unwichtig ist der Erbgott von Sa’orq, der die Stadt nach außen repräsentiert und Verträge unterzeichnet. Die Göttlichkeit kommt dem ganzen Land Sa’orq zu und ist nicht in einer Familie, sondern in der Bevölkerung insgesamt erblich. Nach dem Tod des letzten Erbgotts wird sein Nachfolger bzw. seine Nachfolgerin unter den freundlichsten Schwachsinnigen der Stadt gewählt, indem man diese mit Wasser
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