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Barakuda der Wächter 03 - Die Freihändler von Cadhras

Barakuda der Wächter 03 - Die Freihändler von Cadhras

Titel: Barakuda der Wächter 03 - Die Freihändler von Cadhras Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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möglich aufzunehmen. Die Höhle maß etwa 100 Meter vom Boden bis zur Decke, war viereckig und sicher 200 X 200 Meter weit. Die Wände glitzerten feucht, wiesen keinerlei Spalten oder Fugen auf. Über den Boden liefen Schienen, vermutlich aus Hartholz, auf denen schwere Arbeitstische verschoben werden konnten.
    Toyami blickte wieder nach oben. Daß die Tische nur in bestimmten Bahnen verschoben werden konnten, mußte einen Grund haben. Sie entdeckte massige Haltearme kurz unterhalb der Decke; dort oben war es so dunkel, daß die Konstruktion ihr zunächst entgangen war. Die Arme schie nen über mehrere Gelenke zu verfügen und sowohl horizontal als auch vertikal beweglich zu sein.
    Sie zwinkerte, denn vor ihren Augen begann die Decke leicht zu flimmern. Allmählich bemerkte sie, daß das Flimmern Kreise bildete. Endlich begriff sie, worum es sich handelte. Unter der Decke befanden sich große Lupen, Brenngläser vielleicht, die an den beweglichen Armen befestigt waren. Die starke Krümmung des Glases ließ die darüberliegende Höhlendecke verschwimmen.
    Sie schüttelte den Kopf und betrachtete wieder die Schienen am Boden. Da erst wurde ihr klar, was die Konstruktionen bedeuteten. Die Höhle war ein einziges großes Labor. Wenn die Decke geöffnet war, fielen die Strahlen der Sonne auf die justierbaren Brenngläser, die das Licht sammelten und bündelten. Die beweglichen Metalltische am Boden konnten so postiert werden, daß der Brennpunkt jeweils auf ein mit Hitze zu behandelndes Objekt fiel, das auf einem der Tische lag.
    Sie warf noch einen Blick auf den Boden der Höhle; dann winkte sie Lanshi. Er packte die Axt, sie nahm Bogen und Köcher auf. Schnell liefen sie die Galerie entlang bis zu ei ner senkrechten Leiter.
    Der Boden der Höhle war übersät mit Gegenständen, von denen Toyami nur wenige zu identifizieren vermochte. Sie versuchte, sich einiges einzuprägen; wenn sie jemals wieder nach Cadhras kam und wissenschaftlich kompetenteren Menschen berichtete, mochten diese vielleicht Rückschlüsse aus genauen Beschreibungen ziehen können. Mehrere große Tuchhaufen lagen herum, türmten sich bis in drei Meter Hö he auf. Es war das hauchdünne, widerstandsfähige Tuch, das sie erstmals vor wenigen Zehntagen in Gashiri gesehen hat te. Lanshi berührte ihre Hand und wies auf die Haufen; dazu malte er mit den Armen einen Kreis in die Luft und bildete mit den Lippen stumm das Wort »Ballon«.
    Das war es, worauf sie seit Lanshis langem schriftlichen Bericht ihre Hoffnung gesetzt hatte. Sie schaute sich um. Im Hintergrund der Höhle zeichneten sich die Umrisse einer Schiebetür ab. Entschlossen schob sie Lanshi zwischen die Tuchhaufen. Sollte nun jemand aus dem hinteren Teil kommen, wären sie in Deckung. Sie legte Bogen und Köcher geräuschlos nieder und kroch unter das nächste Tuch.
    Der Stoff war glatt und luftdicht, fühlte sich jedenfalls so an; sie konnte nicht atmen und kroch zurück. Mit knappen, geflüsterten Worten bat sie Lanshi um Hilfe, dann kroch sie wieder unter den Stoff. Lanshi hielt ihn hoch und versuchte, die Bahnen zu spannen, damit sie nicht gleich wieder durchhingen und Toyami erstickten.
    Unter dem Stoffberg fand sie einen Korb, der mit seinem Gerüst die Höhe des Tuchhaufens bestimmte. Sie kletterte in den Korb und untersuchte ihn. Am Außenrand hingen Sandsäcke, deren Funktion ihr sofort einleuchtete – Ballast. Interessanter waren die Blechbehälter im Korb. Sie öffnete einen der Kanister und schnüffelte: Erdöl. Sie hatte nicht gewußt, daß es in Gashiri Erdöl gab; auch in Cadhras war nichts davon bekannt. Dann verzog sie zweifelnd das Ge sicht. Es gab Erdöl an verschiedenen Stellen des Südkontinents, aber wie kamen die AVs daran?
    Insgesamt befanden sich drei Kanister im Korb. Weiter oben hing aufgerollt ein breiter, starker Docht, der durch enge Röhren mit jedem der Kanister verbunden werden konnte. Es war das Prinzip der Petroleumlampe. Der Docht endete in einem kreisförmigen Kolben, der, ebenfalls wie bei einer Petroleumlampe, durch Räder bewegt wurden.
    Heißluftballons. Toyami überlegte fieberhaft. Sie mochten im besten Fall noch zwei Stunden haben, bis der tote Posten entdeckt wurde. Sie entrollte den Docht und schob ihn in eine Röhre, steckte diese in den nächsten Kanister. Sie wußte nicht, wie lange der dicke Stoff brauchen würde, um sich vollzusaugen. Vorsichtig kletterte sie auf die Korbkante und drehte an den Justierrädern, bis das Dochtende aus dem

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