Barakuda der Wächter 03 - Die Freihändler von Cadhras
selbstverständlich in die Halle, blickte zum Tisch hinüber, nickte der Heilerin zu, die kurz aufblickte, und verließ das Gebäude durch ein ebenfalls von Säulen umgebenes Portal.
Es war früher Nachmittag; die Hafenstraße war nur mäßig belebt. Barakuda blickte über dümpelnde Schiffe und Fisch stände hinaus aufs Meer des Südens. Es roch nach Salz, fau lendem Holz, Abfall, Tang, Brackwasser, Schweiß, Fisch und Kot; Dante konnte sich nicht erinnern, jemals Köstliche res eingeatmet zu haben.
Der Resident des Gouvernements bewohnte ein altes, hel les Haus auf einem kleinen Hügel nördlich des Hafens. Dante ging langsam den Kai hinauf; er blinzelte im hellen Sonnenlicht, spürte, wie sich die Müdigkeit von den Beinen nach oben ausdehnte und bemühte sich, nicht wie ein Idiot zu grinsen.
Der Resident war nicht anwesend. Barakuda war nicht traurig darüber, denn das ersparte ihm langes Reden, und im Moment hatte er zu vielen anderen Dingen weit mehr Lust. Der Sekretär des Residenten, ein Muli aus dem Protektorat, kannte Barakuda natürlich noch, begrüßte ihn und bereitete ihm persönlich ein Bad und ein Mahl, da das übrige Perso nal mit dem Residenten verreist war.
»Wo steckt er eigentlich?«
»Er hatte eine leichte Sommergrippe und erholt sich an Bord eines Schiffes. Sehr zum Mißfallen von Cadhras, übrigens.« Der Sekretär zwinkerte. »Es scheinen große Dinge zu passieren. Und das Funkgerät an Bord des Schiffes ist of fenbar defekt. Wir können den Residenten nicht erreichen.«
Barakuda gähnte ausgiebig und stützte sich am Rand der Wanne mit den Knien ab. »Was immer sich ereignet«, sagte er, »muß auf mich warten, bis ich gebadet, gegessen und lange geschlafen habe.« Der Sekretär nickte verständnisvoll. »Natürlich. Ich kann mir denken, daß Sie schlimme Tage hinter sich haben.«
Dante gähnte wieder und begann sich auszukleiden. Er hielt den Mann, der sich zurückziehen wollte, mit einem Blick fest. »Eins noch. Ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie Cadhras benachrichtigen könnten«, sagte er. »Und auch davon, daß ich morgen früh einen längeren Bericht abgeben und wieder zur Verfügung stehen werde, wenn man meine Dienste wünscht.«
Nach fünfzehnstündigem Schlaf fühlte er sich dem reichhaltigen Frühstück gewachsen. Der Sekretär leistete ihm dabei Gesellschaft und berichtete von den Ereignissen, soweit er Bescheid wußte. Barakuda erfuhr von Fehlgeburten, vom Aufbruch der Königin von Kelgarla gegen Gashiri, von Tremughatis Reise zu den Korallkorsaren, Gortahorks Handels- und später Blockadeflotte, Learoyds einsamer Su che auf der Taggabahn – und davon, daß Saravyi vor zwanzig Tagen kurz in Sa’orq gewesen war.
»Wo genau war er hier?« fragte er, nachdem er die erste Benommenheit überwunden hatte. Sein Kopf arbeitete selbständig, die Gedanken rasten und versuchten, die Informationen zu einem einheitlichen Bild zusammenzusetzen.
»Er war kurz in der Residenz, um uns vom Aufbruch der Königin in Kenntnis zu setzen«, sagte der Sekretär. »Außerdem hat er sich eine Weile bei den Priestern und im Archiv aufgehalten, soweit ich weiß. Allerdings ist mir schleierhaft, was er in dieser zugespitzten Situation von den Schelmenge schichten im Archiv erwartet.«
Die Gouverneurin hatte den Sekretär angewiesen, Barakuda die Residenz so zur Verfügung zu stellen wie zu den Zeiten, als Dante noch im Dienst war. Nach dem Frühstück geleitete er ihn zum Funkraum und zog sich diskret zurück.
Dante zögerte, wählte dann zunächst die Nummer der TraPaSoc. Begheli meldete sich sofort; natürlich hatte man sie noch am Abend davon unterrichtet, daß der Totgeglaubte aufgetaucht war.
Nach dem kurzen, aber sehr intensiven Gespräch wählte er die Sicherheitszentrale. Sarela McVitie strahlte ihn an.
»Wie oft hab’ ich mir in den letzten Tagen gewünscht, du wärst da, Chef«, sagte sie.
»Nix Chef, Sarela«, gab er zurück. »Das bist du jetzt.«
McVitie schüttelte heftig den Kopf. »Du hast die Erfah rung und die Kenntnisse, Dante. Das zählt jetzt mehr als Titel. Du weißt, daß Shilgat blockiert ist – Quarantäne?«
Er nickte und faßte in ein paar Sätzen seine Informationen zusammen. Sarela seufzte. »Viel mehr wissen wir nicht. Hast du eine Ahnung, was Saravyi vorhat?«
»Nein, aber das kriege ich raus.«
Sie tauschten noch einige Sätze, dann verband Sarela ihn mit dem Palais.
Lydia Hsiang wirkte kühl und gepflegt wie immer, aber in den Schatten unter ihren
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