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Barakuda der Wächter 04 - Die Gipfel von Banyadir

Barakuda der Wächter 04 - Die Gipfel von Banyadir

Titel: Barakuda der Wächter 04 - Die Gipfel von Banyadir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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Tictan-Kraft« sich um sie kümmern.
    Beide waren zu erschöpft, um noch viel zu reden. Tremughati äußerte Verwunderung darüber, daß sie nach dem Inferno im Tunnel überhaupt noch etwas hörten. Sie waren nicht gefesselt; wohin sollten sie auch fliehen? Die Wände der Schlucht waren steil, bei Nacht nicht zu nehmen; der Eingang zum halb verschütteten Tunnel wurde bewacht, und man hatte ihnen ein Feuer im Zentrum des Lagers zugewiesen. Sie wickelten sich in grobe Pferdedecken und versuchten zu schlafen, eng aneinander gedrängt, um keine Wärme zu vergeuden.
    Am Morgen warteten zwei Überraschungen auf Baraku da. Die kleinere war die Ankunft des Mannes »mit großer Tic tan- Kraft«. Es war der supremo des Klosters Namenloser-Allgott, des ältesten und wichtigsten aller Klöster der mûnaks. Dort hatte Dante in seiner Zeit als Sicherheitschef von Cadhras die jährlichen Inspektionsbesuche gemacht, da Banyadir, wie Pasdan und Gashiri, das Shilgat-Abkommen nie akzeptiert und keine Residenten des Gouvernements zugelassen hatte. Aber Namenloser-Allgott war weit entfernt, und selbst wenn Grenzer gleich nach Beginn der Aktionen vor dem südlichen Paß per Semaphor oder Heliograph Alarm gegeben hatten, konnte der Mann noch nicht die Südgrenze erreicht haben. Und diese Schlucht lag im Süden Banyadirs.
    Die zweite und weit größere Überraschung war das Wie dersehen beziehungsweise Wiedererkennen einer Tremugha ti, die er fast vergessen hatte. Diese Tremughati hatte er zum letzten Mal in Pasdan gesehen, als die Scharlachprim, die Herrin der mordenden »Heiligen« Mütter, ihr in die Augen sah und niederkniete. In Tag’gashir’dir war es eine andere Tremughati gewesen, die mit ihm zusammen die letzten ent scheidenden Aktionen unter Lebensgefahr durchgeführt hat te, nicht gelähmt, aber gedämpft von dem ungeheuren Verhängnis. Es gab weitere: Die in sich gekehrte Tremughati der letzten Tage, die kluge, witzige, immer wieder überraschende »Schwester« und Freundin langer Gespräche in Cadhras und in der Steppe, Gortahorks Frau, so viel klüger wie schöner als Gortahork und Barakuda.
    Absurd, dachte er sich in diesem Moment, im schneidenden Morgen der Schlucht, an einen Aphorismus von Ashme Zuvarov Chou zu erinnern: »Wenn du die Frau deines Freundes hinreißend findest, bist du nicht mehr sein Freund.« Aber Gortahork war tot, eingegangen ins Große Chaos, und dort stand Tremughati, in warmer, pelzbesetzter Lederkleidung, barhäuptig. Das schwarze Haar schien das Morgenlicht aufzusaugen, die blitzenden schwarzen Augen waren viel eisiger als jede Winternacht von Shilgat, die vollen Lippen in den Winkeln herabgezogen, wie erstarrt in einem Lächeln, das nichts Freundliches barg, sondern bodenlose Verachtung. Anmut der Steppe, liebliche Jägerin – tausend Namen hatten die Banyashil ihr gegeben, aber diese Tremughati war wieder die »Stahlfeder in Samt«, wie Vito Ataratz sie einmal genannt hatte – die Fürstin. Barakuda beobachtete sich selbst beim Staunen, kam sich sehr klein vor und bemerkte zweierlei Pietätlosigkeit in seiner Wahrnehmung Tremughatis: Er fand sie hinreißend, und Lydia Hsiang schien ihm plötzlich unendlich weit entfernt. Nicht nur, weil sie inzwischen den Planeten verlassen hatte und in einem schnellen Raumer nach Gaia flog.
    Der verblüffte und sichtbar verunsicherte supremo , der auf seine Frage, was sie denn hier suche, nur diesen Blick und dieses Lächeln zur Antwort bekommen hatte, schaute zwischen ihr und Barakuda hin und her; er lief unter der ge bräunten Haut rötlich an.
    »Und Sie, Barakuda – so weit von Cadhras? Sie haben doch kein Amt mehr; oder ist das ein Sonderauftrag – unter den Bergen wühlen?«
    Dante verschränkte die Arme und wies mit dem Kinn auf die Waffen und Ausrüstungsgegenstände, die man ihnen abgenommen hatte. »Da ist ein Funkgerät. Fragen Sie Cadh ras, wenn Sie es wissen wollen.«
    »Vermutlich waren Sie beide nicht allein da unten«, sagte der mûnak. Er holte tief Luft. »Aber das Tunnelende ist ver schüttet. Wer war noch da, und was soll das alles?«
    Tremughati sagte nichts; sie schaute an ihm vorbei. Dante hob eine Braue und sah dem supremo ins Gesicht.
    Ein schlanker älterer Mann trat zu ihnen. »Wir können sie zum Reden bringen«, sagte er gelassen. »Wie wir die Leute aus Gashiri zum Reden gebracht haben.«
    »Sie haben also den Fehler gemacht, die Bande ins Land zu lassen«, stellte Barakuda fest. »Und jetzt können Sie nicht mehr durch den

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