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Barakuda der Wächter 04 - Die Gipfel von Banyadir

Barakuda der Wächter 04 - Die Gipfel von Banyadir

Titel: Barakuda der Wächter 04 - Die Gipfel von Banyadir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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Licht, und manchmal lächelte sie sogar.
    Nun ging sie zu dem großen Tunnel, der vor ihnen lag. Dante folgte ihr. Das Rauschen, das die Halle erfüllte, wurde leiser, dafür entdeckten sie seine Quelle. Hinter einem halb offenen Milchstein-Schott lag Dunkelheit. Barakuda schalte te die Handlampe ein.
    Vor ihnen führten Stufen zu einem steinigen Ufer hinunter. Ein schneller unterirdischer Strom, dessen Rauschen durch das Schott drang und von den Hohlsäulen verstärkt wurde, floß durch ein milchiges stabilisiertes Gewölbe.
    Dante blickte auf sein Kombigerät. »Er fließt nach Osten«, sagte er. »Und zwar schnell. Das sieht aus, als ob deine Vorfahren hier einen vorhandenen Fluß begradigt und nutzbar gemacht hätten. Aber wozu?«
    Tremughati ging vorsichtig die glatten Stufen zum Ufer hinab; aus dem verschotteten Durchgang tauchten Bondak, Toyami, Ilahuan und einige Shil auf, die aufmerksam und staunend umherblickten, so weit Dantes Lampe die Anlage erhellte.
    Die ehemalige Fürstin blieb einen Moment auf den milchigen Quadern stehen, die eine Art Kai bildeten. Dann wandte sie sich nach links. Mit geschlossenen Augen, in sich hinein horchend, näherte sie sich einem etwa drei Meter ho hen, fast ganz im Dunkeln liegenden Wandrelief. Sie blieb davor stehen, öffnete die Augen und streckte die Hand aus.
    Barakuda kam näher, richtete den Strahl der Lampe auf die Stelle. Das Relief war ein Halbkreis in der glatten Wand des Kanalgewölbes; erhabene, versenkte und durch möglicherweise geätzte Linien nur angedeutete Figuren starrten aus der begrenzten Fläche auf das dunkle, schnelle Wasser. Dante hätte nichts über die Bedeutung der völlig abstrakten, weder als Menschen noch als Tiere noch als sonst etwas Benennbares erkenntlichen Figuren sagen können. Die ehemalige Fürstin dagegen schien genau zu wissen, was das Relief bedeutete und wonach sie zu suchen hatte.
    Sie berührte nacheinander verschiedene Punkte der Halbscheibe. Mit leisem Ächzen, wie von entweichender Luft, schoben sich zwei zuvor nicht erkennbare Torflügel in die Wände zurück. Dahinter lag eine kleinere Halle, eine Art Hangar.
    Barakuda leuchtete hinein. Auf Milchstein-Gerüsten la gen dort flache Kielboote, wie aus hauchdünner Milchstein-Folie gemacht, gegossen, modelliert.
    »Das Schott haben sie öffnen können«, sagte Tremughati. »Aber dies hier haben sie nicht gefunden.«
    Ilahuan trat näher. »Mutter der Stämme«, flüsterte er. »Woher hast du gewußt …?«
    »Die Figuren wispern«, sagte Tremughati. »Und es gibt Dinge, die in Legenden erzählt werden. Sie sind durch jahrtausendelanges Erzählen unkenntlich geworden, aber es gibt immer einen Kern, den man vermuten kann.«
    Ilahuan nickte langsam. »Die Scheibe des riesigen Töp fers, der unter den Bergen Schiffe formt und sie durch den Schwung der rotierenden Scheibe ins Große Chaos schleu dert, wo ihre Positionslichter zu Sternen werden?«
    »Ja. Die Scheibe ist der Fluß. Es ist ein Nebenfluß des großen Banyuli; er tritt weiter im Osten aus den Bergen, aus einer tiefen Höhle. Saravyi hat mir zu Beginn meiner Zeit als Fürstin von einem gewaltigen Wasserfall im Land der Mönche erzählt. Das Wasser stürzt eine Meile tief unter die Berge.«
    Barakuda starrte auf den schwarzen Strom. »Und du meinst, deine Vorfahren haben einen Kreislauf unter der Erde eingerichtet? Einen Ringkanal, aus dem irgendwo Wasser austritt und zum Nebenfluß des Banyuli wird? Und vorher ist da ein runder Schifffahrtsweg in der Unterwelt?«
    Tremughati lächelte. »Du klingst ungläubig, Bruder, aber so wird es sein. Ich glaube, daß man mit diesen Steinbooten unter den Ba’nzheyadar gelangen kann.«
    »Dann sollten wir es versuchen.« Barakuda blickte sich um und winkte Bondak herbei. Während Tremughati und Ilahuan die Boote untersuchten, gab Dante dem alten Sergeanten ein paar Erläuterungen. Toyami hörte zu, und kurz nachdem Dante begonnen hatte, erschien auch Learoyd.
    »Na fein«, sagte der lange Terraner, als Barakuda fertig war. »Was man bei der Marineinfanterie des Common wealth so alles erlebt, wenn man sie früh genug verläßt. Komm, sirján, holen wir unsere Schwebetornister.«
    Einige Jäger hoben die verblüffend leichten Steinboote von den Gerüsten und brachten sie ans Ufer; Ilahuan entdeckte unterhalb der Kaimauer Steinpflöcke, an denen man die Boote festmachen konnte. Im Bug jedes Boots lag eine zusammengerollte Kette aus feinen, fast fadendünnen Milchstein-Gliedern. Auch die

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