Barakuda der Wächter 04 - Die Gipfel von Banyadir
Paß hinaus. Meinen Glückwunsch.«
Der supremo machte eine wegwerfende Handbewegung. »Das hat keine Bedeutung. Die Shil können den Paß nicht ewig blockieren. Und sie sind nicht sehr viele.«
Tremughatis Blick kehrte aus der Ferne zurück. »Die Jä gerinnen und Jäger der Banyashil«, sagte sie, ohne irgendwen speziell anzureden, »sperren alle Wege, die ins Land Ba nyadir und hinaus führen. Im Norden, im Westen und im Süden. Die Wege nach Osten werden von Jägerinnen und Jägern aus den Namenlosen Sklavendörfern {15} gehalten.«
Der Mönchsobere kniff die Augen zusammen. »Das ist doch ein Trick. Sie sind unsere Gefangenen, also …«
Barakuda kicherte. »Also sollen wir uns auch so beneh men, wie? Sie irren sich, Bruder Abt. Wir haben alle Vorteile. Ob Sie uns binden oder laufen lassen, die eigentlichen Gefangenen sind Sie und Ihre Leute.«
Der schlanke ältere Mann mischte sich ein. »Vielleicht sollten wir ihnen sagen, supremo, daß wir alle nötigen In strumente bei uns haben, um die Wahrheit zu befördern und die Göttlichkeit zu stärken. Ich bin der Großauditor des Klosters Galadriel.«
Tremughati blickte wieder einen Felsen an. »Rangunterschiede zwischen Wahnsinnigen sind belanglos, ebenso wie die von ihnen eingesetzten Handwerksmittel.«
Barakuda musterte den Großauditor mit einem Ausdruck milden Interesses, vermengt mit Spott. »Galadriel ist ziemlich weit im Süden; Sie sind hier also fast zu Hause, wie? Nett haben Sie es hier.« Er beschrieb mit dem rechten Arm eine vage Kreisbewegung und schaute dabei Tremughati an. Sie nickte.
»Nur schade für Sie, daß bald alles vernichtet sein wird.« Dante tastete nach seinen Zigaretten und versuchte, die Wirkung des letzten Satzes abzuschätzen.
Keiner der Umstehenden reagierte. Der supremo blickte sogar gelangweilt. »Wenn Sie auf das Unternehmen dieser Leute aus Gashiri anspielen, Barakuda – wir wissen davon, weil wir einige Leute haben leben lassen, bis wir von ihnen ein paar Wahrheiten bekommen haben. Und Karabiner.«
Barakuda blieb kühl. »Und es stört Sie nicht? Oder halten Sie alles für Märchen?«
»Was – daß es antike Shil-Maschinen geben soll, irgendwo unter Ba’nzheyadar? Sie sehen, wir kennen sogar den Ort.«
Dante war verblüfft, zeigte es aber nicht. Er hatte bezweifelt, daß Shevshan seinen Leuten so viel gesagt hatte. Aber nicht alle Leute aus Gashiri konnten zurückbleiben oder mit unter die Berge gehen – es wäre den ehemaligen Banditen und den geächteten Shil der Bande aufgefallen, wenn man sie plötzlich allein gelassen hätte. Also mußten AVs mit nach Banyadir reiten, und der Rest – Gefangenschaft, Folterung – war durchaus glaubhaft.
Eine andere Idee kam ihm plötzlich in den Kopf. »Nun ja, ich nehme an, es hat ein kleines Feuerwerk über dem Ba’nzheyadar gegeben.«
Diesmal reagierten die mûnaks. »Das wissen Sie?« sagte der Obere. »Aha. Dann waren es also Ihre Leute – Gleiter aus Cadhras, wie?«
»Ja. Sie sollten zerstören, was dort noch von alten Antennenanlagen übrig ist.«
Der supremo lächelte boshaft. »Ein unwichtiger Nebeneffekt, Barakuda. Haben Sie sich nicht überlegt, daß die alten Sonnenzapfer, wenn es sie denn noch gibt, nicht nur die normale, sondern auch die Hyperstrahlung von Shalga anzapfen? Und die durchdringt auch Berge. Ihre Leute haben also, wenn überhaupt noch etwas existiert, nur Unwichtiges zerstört. Falls diese Maschinen noch funktionieren, gibt es sicher einen weiteren Sonnenzapfer, der Hyperenergie aufnimmt. Oder glauben Sie, die alten Shil hätten bei Schneestürmen auf dem Gipfel des Ba’nzheyadar, wenn die Antennen nicht funktionieren können, jede Energiegewinnung eingestellt?«
Tremughati nickte und blickte Dante von der Seite an. »Er hat recht. Dann ist die Gefahr nicht ausgeräumt.«
Barakuda seufzte. »Ja, Fürstin. Wir sind also nicht viel weiter als am Anfang.«
Der Großauditor und der supremo verständigten sich durch Fingerbewegungen, die Dante nicht deuten konnte.
»Setzen wir uns doch«, sagte der Obere von Namenloser-Allgott schließlich. »Ich glaube, wir sollten einen Moment lang trotz aller Feindschaft sachlich reden. Wir sitzen im gleichen Boot, wie es scheint.«
Tremughati zuckte mit den Achseln. Barakuda zögerte; dann nickte er. Ihm war sehr unwohl. Konnte es jemals ge meinsame Interessen oder gar Zweckbündnisse mit den mûnaks geben? Immer wieder sagte er sich, daß dies eine Falle sein mußte. Aber wozu? Wenn sie tatsächlich
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