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Barakuda der Wächter 04 - Die Gipfel von Banyadir

Barakuda der Wächter 04 - Die Gipfel von Banyadir

Titel: Barakuda der Wächter 04 - Die Gipfel von Banyadir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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am Ende eines langen Korridors.
    Barakuda berührte eine der gespenstisch leuchtenden, milchigen Wände. Sie war zu warm. Er sagte nichts; Tremughati nickte, ohne ihn anzusehen.
    Als das dritte Schott sich halbierte und in den Wänden verschwand, füllte sich der Gang mit dem Dröhnen großer Maschinen. Es blieb knapp unterhalb der Schmerzschwelle.
    Sie traten auf eine Galerie. Vor ihnen, unter ihnen, über ihnen war die Große Halle. Alles in ihr, die Wände und Ga lerien und Treppen ebenso wie die riesigen kubischen Aggregate auf dem Hallenboden bestand aus milchigem Stein, jener Mischung aus »gewandelter« Felsmaterie und stabilisierter Energie. In unterschiedlichen Höhen zogen sich Borde oder Simse mit Hängesäulen um die Halle. Flüchtig überlegte Barakuda, daß sie im tiefen Bereich der hörbaren Wellen eine Aufnahme- oder Wiedergabe-Lücke haben mußten. Sie schienen nur einen Teil, die »Ränder«, der Maschinengeräusche zu verstärken und weiterzuleiten; anderenfalls hätte niemals jemand in dieser Halle arbeiten können.
    Die Halle war riesig. Und warm. Über einer Grundfläche von vielleicht einem Quadratkilometer ragten die Wände fast 500 Meter senkrecht auf, unterbrochen von Simsen und Galerien. Darüber wölbte sich eine Kuppel, und von diesem sich verjüngenden Dom hing eine gewaltige Scheibe, die alles golden erleuchtete. Sie schien aus unzähligen Leuchtkristallen zusammengesetzt zu sein.
    Aber das goldene Leuchten hatte begonnen, sich zu verändern. Es war heller geworden, durchsetzt von dem diffusen Glimmen der milchigen Wände.
    Während der supremo und der Auditor sich berieten und dabei immer wieder auf die kleinen Gestalten deuteten, die fast 200 Meter unter ihnen um die großen Maschinenblöcke standen und gingen, beschäftigte Barakuda sich mit mehreren Dingen gleichzeitig. Er zählte die Gestalten; es waren acht. Zehn Leute der Gruppe Shevshans mußten eigentlich noch leben, also hielten vermutlich zwei irgendwo Eingänge besetzt oder bewacht. Er fragte sich seltsam nüchtern, ob die Shil und »seine« Leute irgendwo in der Nähe waren, ir gendwo in der Nähe sein konnten, oder ob sie noch durch unterirdische Labyrinthe irrten. Um vielleicht niemals anzukommen und von der großen Katastrophe getötet zu werden, ohne je einen Blick in die Halle getan zu haben.
    Die Katastrophe mußte kommen; sie schien unausweichlich. In der Halle – er berührte noch einmal die nächste Wand – war es weit wärmer als in den Gängen, durch die sie gekommen waren. Welche Energie die uralten Steinmaschinen auch immer der Sonne abzapften, jedenfalls schien der größte Teil des Ba’nzheyadar als Batterie zu dienen; der Milchstein speicherte das, was die Maschinen aus der Sonne holten und umwandelten, und zwar speicherte er es im Zen trum der Anlage schneller als am Rand. Die fatale Explosi on, die vielleicht den Planeten zerfetzen, auf jeden Fall aber Ba nyadir auslöschen mußte, würde durch eine Art Überdruck ausgelöst, sobald die Speicherkapazität nicht mehr ausreichte. Möglicherweise waren bis dahin alle in der Halle verbrannt. Der Milchstein konnte sicherlich mehr Hitze speichern und ertragen als die Menschen.
    Die Steinblöcke am Hallenboden waren von pulsierendem Licht erfüllt. Dante zählte; bei etwa hundert gab er das Zählen auf. Die Kuben unterschiedlicher Größe bedeckten nahezu den gesamten Boden; sie waren durch grell strahlende Steinröhren miteinander verbunden. Neben dem offensichtlichen Hauptaggregat – einem gigantischen Quader von mindestens 100 mal 100 mal 100 Metern – befand sich an der Wand ein transparenter Halbkreis, in dem ein schwarzer Zeiger vibrierte. Wenn es eine Ladeskala war, und Dante zweifelte nicht daran, dann hatten die Maschinen den Berg etwa zur Hälfte »aufgeladen«.
    Die Verhandlungen, die sich anbahnten, interessierten ihn nur am Rande. Einer der mûnaks hielt ein weißes Tuch und stieg die Treppe zur nächsten Galerie hinunter. Ein Teil von Barakudas Gehirn stellte Kalkulationen an und bedachte Dinge, die in dieser Lage völlig sinnlos waren, wie die Tatsache, daß die alten Shil die Anlage auch drucksicher gemacht hatten; sonst wäre in über viereinhalbtausend Metern Höhe das Atmen problematisch geworden. Ein anderer Teil registrierte die Vorgänge ringsum und beobachtete Tremughati, die scheinbar desinteressiert am Geländer lehnte.
    Die AVs unten mußten schweigend an den Maschinen gestanden haben; einer von ihnen rief plötzlich den Hänge

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