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Barbarendämmerung: Roman (German Edition)

Barbarendämmerung: Roman (German Edition)

Titel: Barbarendämmerung: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meißner
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für das Schwert. Dies war ein echtes. Keine Zierklinge. Keine Holzfälleraxt.
    »Darf ich mich vorstellen, Knabe?«, wandte sich der Rotblonde an ihn. »Man nennt mich den Stierling . Muss etwas mit der Art zu tun haben, wie ich freche Nichtsnutze auf die Hörner nehme. Sag, hast du schon von mir gehört?«
    Der Barbar reagierte nicht im Mindesten. Die bekleckerte Dame machte ein Geräusch, das wie das Niesen eines Schoßhündchens klang.
    »So, also nicht?« Der Stierling ließ sich nicht beirren. »Dann werde ich das jetzt ändern. Dies ist nämlich eine öffentliche Gasse, mein Freund, und du hast soeben zwei Menschen erschlagen. Das zerstört den Eindruck, in dieser Stadt sicher zu sein, weißt du? Bestimmt läuft schon einer nach den Bütteln. Aber wenn alle anderen zu träge oder zu feige sind, dich Unruhestifter zur Rechenschaft zu ziehen, dann werde ich das eben tun.« Er stellte sich auf in der Haltung eines geübten Kämpfers. Die beringte Rüstung knarrte über den sich anspannenden Muskeln. Schaulustige, die sich bislang noch genähert hatten, zogen sich nun wieder zurück. Es roch nach Klingen. Schwert gegen Axt. Weit ausgeholte Schwünge. Fehler. Splitter. Funken gar.
    Der Barbar betrachtete die Frau. Die Sänfte, deren gespaltenes Inneres den Flakonduft dieser Frau verströmte. Überall waren rote Flecken. Eine Art Marmelade, die die Frau genascht hatte, während ihre Träger ihn beiseitegestoßen hatten. Er spürte Wut. Die Wut war ein gleichmäßig fließender goldener Strom. Sich dieser Strömung hinzugeben eine Erleichterung.
    Er griff der immer noch benommenen Dame ins aufgesteckte Haar und riss sie hoch. Nun machte sie das Geräusch eines Schluckaufs.
    »Na, na, na!«, schalt der Stierling verweisend und sprang vor. »Muss man dich Ritterlichkeit lehren, Bursche?« Der Barbar parierte seinen wohlgezielten Hieb mit der Axt. Das Schwert verfing sich beinahe, aber nur beinahe. Beide Waffen glitten schleifend auseinander. Der Barbar betrachtete immer noch die Frau, die nun bibberte. Ihre Haare lösten sich, und ihr Bibbern klang nach »Bittebittebitte …!«.
    »Ha!«, machte der Stierling und stieß zu. Der Barbar ließ die Frau los und wich aus, ohne zu parieren. Zwischen ihn und die Frau kam die Klinge des Stierlings. Der Barbar betrachtete kurz die beiden Frauen mit den Tonkrügen auf den Köpfen, die ihn faszinierten, weil ihre Gesichter dunkel und eigenwillig waren. Dann blickte er den Stierling an und schlug zu. Der Stierling parierte und lachte. Dann drang er wieder auf den Barbaren ein, drängte sich dabei vorbildlich zwischen diesen und die Dame und gab dieser dadurch Gelegenheit, sich zu entfernen. Sie konnte aber nicht. Sie kämpfte dagegen an, ohnmächtig zu werden.
    Immerhin halfen sich ihre beiden letzten noch verbliebenen Träger unterdessen gegenseitig auf die Beine. Der eine blutete noch immer aus der Nase, der andere fluchte, weil die Sänfte ihn gequetscht hatte.
    »Wir müssen ihr helfen …«, näselte der Blutende.
    »Bist du lebensmüde? Wir müssen hier weg!«, korrigierte ihn der andere.
    Der Stierling machte inzwischen seinem Namen alle Ehre. Schnaufend drang er wider den Barbaren vor, deckte ihn mit einem Hagel unterschiedlichst ausgeführter Hiebe ein, die dieser nur parieren konnte, weil der Axtschaft lang genug war, dass man ihn beidhändig wie einen Kampfstab halten konnte. Die Menge wogte zwischen Fluchtwillen und Faszination. Bald, dachte der Barbar, würden schon wieder die ersten Wetten ausbrechen.
    Ganz hinten an der Gassenkrümmung bildete sich ein neuer Aufruhr. Büttel wahrscheinlich. Büttel, die heranstürmten, um für Ruhe und Ordnung zu sorgen.
    Der Atem des Stierlings roch, wenn er ihm sehr nahe kam, nach roher Leber. Der Barbar verwandelte eine seiner Paraden in einen Aufwärtsschub mit dem Axtschaft und krachte diesen so hart unter das Kinn seines Gegners, dass dessen Zähne klackten wie geworfene Steine. Den Stierling riss es von den Füßen, und in einem gewaltigen Geschepper stürzte er zwischen berstendem Glas und schlenkernden Hühnerkadavern in das Innere des Ladens und blieb verschwunden. Der Ladenbesitzer zeterte wie von Sinnen.
    Der Barbar blickte sich um. Die Dame stand immer noch in seiner Nähe und schwankte mit rot verschmiertem Mund, aber jetzt nahm sie einer ihrer Träger sanft bei der Hand und zog sie an sich heran. Er barg sie in seinen Armen. Sein Mund war ebenfalls rot verschmiert von seinem eigenen Nasenblut. Er war vollkommen

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