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Barbarendämmerung: Roman (German Edition)

Barbarendämmerung: Roman (German Edition)

Titel: Barbarendämmerung: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meißner
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Sternenhimmel betrachtet und sich mehr und mehr Sternbilder in ihm abzeichnen, konnte sie mehr und mehr Narben auf dem Rücken des Mannes erkennen. Eine Landkarte der Feindseligkeiten und Verfolgung. Wie viele hatten schon versucht, ihn von hinten zu erlegen!
    Livia würde nichts anderes sein als eine weitere unter diesen vielen.
    Zwar die eine, die erfolgreich war, aber nichtsdestotrotz nur eine Vorübergehende, die auf ein allzu anerkanntes bewegliches Ziel schoss.
    Sie trug niemals Kleider, die andere schon vor ihr getragen hatten.
    Seufzend entspannte sie die Bogensehne.
    Der Barbar hörte dieses Seufzen und ruckte herum, aber er erfuhr niemals, wer als Fünftes hinter ihm her gewesen war.
    Der Sechste, der es versuchte, war Eurese.
    »Mir gefällt nicht, dass der Junge immer noch frei herumläuft«, hatte der fette Kaufmann Tleck zu seinem Leibwächter und ständigem Begleiter Eurese gesagt. »Immerhin könnte er, nachdem wir damals versucht haben, ihn im Haus des Stadtmagiers festzusetzen, einen nicht ganz unberechtigten Groll gegen uns hegen. Mir gefällt allerdings, wie sich dadurch, dass er sich beharrlich dem Gefangengenommenwerden verweigert, sein Kopfgeld immer weiter in die Höhe schraubt. Was meinst du, mein guter Freund?«
    »Die Kosten würden den Nutzen übersteigen, wenn wir allzu viele Männer auf ihn ansetzten.«
    »Meinst du denn, du könntest das alleine versuchen? Und wir machen dann halbe-halbe mit der Prämie?«
    Eurese hatte sich ein Grinsen kaum verkneifen können. »Halbe-halbe dafür, dass du nichts tust und ich alles?«
    »Oh, ich gab dir die Idee ein, mein guter Freund! Und die arbeitsfreien Tage, um dir etwas dazuzuverdienen!«
    »Nun ja. Ich könnte es ja immerhin probieren.«
    Und so war Eurese aufgebrochen. Hatte sich ein Pferd aus Tlecks Stall genommen und sich an die Verfolgung des Barbaren gemacht. Zwei Wochen lang. Dann fand er ihn.
    Es war nicht besonders schwierig gewesen, ihn aufzuspüren und zu ihm aufzuschließen. Die Menschen erzählten sich inzwischen Wunderdinge über den Barbaren. Dass er einen Metallmann bezwungen hätte, eine Familie bärtiger Weiber, riesige lilafarbene Höllenhunde, einen giftversprühenden Weibsteufel – und dass eine weitgerühmte Bogenschützin namens Livia seinetwegen ihren Beruf an den Nagel gehängt hatte. Jeder schien zu wissen, in welcher Himmelsrichtung der Barbar steckte, und jeder wies jedem Verfolger nur allzu gern die Richtung. Weil sich den Legenden dann bald eine neue hinzugesellen würde, die man sich abends am wärmenden Feuer erzählen konnte.
    »Habt ihr dem Burschen eigentlich einen Namen gegeben, wenn ihr dauernd über ihn redet?«, hatte sich Eurese eines Abends bei ein paar abgerissenen Leibeigenen erkundigt.
    »Einen Namen?«, hatten sie zurückgefragt. »Wozu sollte ein freier Mensch einen Namen brauchen? Niemand wird ihn jemals rufen, um ihm einen Befehl zu erteilen!«
    »Es ist vielleicht gut, dass ich ihn zur Strecke bringe«, hatte sich Eurese anschließend gesagt. »Die Existenz eines solchen Beunruhigers kann mehr Schwierigkeiten für Tleck und seinesgleichen heraufbeschwören, als ihnen bislang bewusst sein mag.«
    Und jetzt hatte er den Beunruhiger gefunden.
    Man hatte ihm erzählt, dass der Barbar stets ein Schwert in der einen und eine Fackel in der anderen Hand trug. Das erwies sich als völlig aus der Luft gegriffen. Der Barbar hatte lediglich eine Axt, und selbst die sah noch nicht einmal nach einer richtigen Waffe aus, sondern eher wie etwas, das normalerweise beim Holzeinschlag Verwendung fand. Auch beim Reittier des Barbaren handelte es sich um einen erbarmungswürdigen Klepper, bei dem sämtliche Rippenbögen deutlich sichtbar den aufgeblähten Bauchraum einfassten.
    Eurese zog sein Breitschwert, stieg aus dem Sattel und ging auf den Barbaren zu. »Erkennst du mich wieder? Wir hatten schon einmal das Vergnügen. Diesmal jedoch werde ich mich eigenhändig darum kümmern, dich in Fesseln zu legen. Dann kann ich nämlich sicherer sein, dass das auch tatsächlich getan wird.«
    Der Barbar verhielt sein Pferd. Dann stieß er ein knurrendes Geräusch aus, stieg ebenfalls ab und nahm seine Axt in beide Hände. Ihn faszinierte die Kerbe in Eureses Schädel. Er fragte sich, wie die dorthin gekommen war. Sie sah aus, wie durch eine Axt verursacht.
    Abermals hatte der Barbar eine Art Vision. Er sah sich selbst als Verursacher dieser Kerbe, jetzt, im nun beginnenden Gefecht. Diesen Kampf dann als Ausgangspunkt seiner

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