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Barbarendämmerung: Roman (German Edition)

Barbarendämmerung: Roman (German Edition)

Titel: Barbarendämmerung: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meißner
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herbei, anstatt sein Leben innerhalb der Reichweite dieser allzu wehrhaften Beute zu riskieren.
    Das Herrchen preschte heran und war entsetzt über den Verlust seiner beiden Lieblinge. Für einen Moment schlug sein Umhang dramatisch im Windstoß um ihn zusammen wie eine fliederfarbene Flügelkonstruktion. Dann zog er sein Rapier, gab dem Pferd die Sporen und ging in den Angriff über.
    Hinterher hatte der Barbar ein Pferd, was seinem verwundeten Bein ausgesprochen zugutekam.
    Der Zweite, der es versuchte, war einer der merkwürdigsten Zeitgenossen, die der Barbar jemals gesehen hatte. Sein ganzer Körper war in Eisen geschlagen, aber nicht auf herkömmliche Art und Weise, sondern so, dass die Rüstungsteile vermittels Bolzen und Schrauben in dem Fleisch und vielleicht sogar den Knochen des Trägers verankert waren. Überall eiterten und schorften Wunden. Ältere waren zu Narbenwülsten verwuchert. Sogar der Mund des Merkwürdigen war durch eine Art Schraubzwinge weit aufgesperrt und die Lippen durch Drähte so gespreizt, dass der Merkwürdige fortwährend sabberte und niemand verstehen konnte, was er redete. Selbst in seinem Schädel schienen Nägel zu stecken, die einen Helm befestigten, der vielleicht aber auch eine metallische Schädelplatte war. Man wollte es gar nicht wissen. Die Kinder in den Dörfern hatten furchtbare Angst vor dem triefenden, unverständlich sich erkundigenden Metallmann.
    Dieser Verfolger war schwerfällig, aber beharrlich. Da er keinen Schlaf zu benötigen schien, holte er in den Nächten den Vorsprung des berittenen Barbaren jedes Mal wieder auf. Und da er vollkommen schmerzunempfindlich zu sein schien, erwies er sich im Kampf als äußerst unangenehmer Gegner.
    Der Barbar schlug mit Axt und Schwert auf ihn ein, traf aber nichts außer Härte. Unnachgiebig bedrängte ihn der Metallmann, seinerseits nur mit seinen vernagelten Fäusten kämpfend. Zweimal traf er den Barbaren und ließ jeweils vier hässliche, im Halbkreis angeordnete Wundmale zurück. Der Barbar wurde wütend und verlor die Übersicht. Schließlich zerbrach das prächtige Schwert am eisenbeschlagenen Schädel des Verfolgers. Der Barbar sägte ihm unverdrossen mit dem splitterigen Schwertheft den Nacken auf, bis die Wirbelsäule freilag, die ebenfalls wie Metall aussah oder mindestens mit Nägeln gespickt war. Es konnte einem beinahe Angst machen.
    Der Gegner verblutete im Verlauf der nächsten halben Stunde.
    Unaufhaltsam wurden seine Bewegungen langsamer und zielungerichteter, bis er schließlich im Stehen starb. Der Barbar versuchte ihn umzutreten, aber das misslang. So schwerfällig war der Metallmann selbst zuletzt.
    Und der Barbar hatte die schönere seiner beiden Waffen eingebüßt.
    Die Dritte, die es versuchte, war eine schmächtige, unscheinbare Frau, die mit Gift, Pülverchen und Zerstäubern arbeitete.
    Zunächst unterschied sie sich in nichts von den Bewohnern einer kleinen Ortschaft, durch die der Barbar kam. Wahrscheinlich lebte sie auch tatsächlich dort und ging einem Handwerk als Kräuterkundige nach, wenn sie nicht gerade durch den Ort reitende Steckbriefliche zur Strecke brachte, um ihr karges Einkommen aufzubessern.
    Jedenfalls pumpte sie ihm übergangslos etwas ins Gesicht, das ihn blind machte.
    Anschließend etwas, das ihn taub machte.
    Als Drittes etwas, das ihn lähmen sollte, das aber nicht wirkte, da er inzwischen so aufgebracht war, dass es ihn nur zusätzlich berauschte. Er schlug mit seiner Axt alles kurz und klein, was sich in unmittelbarer Reichweite befand, darunter sein Reittier und einen unvorsichtigen Stallknecht. Die Pulverkundige jedenfalls wagte sich vorerst nicht an den Rasenden heran. Sie hatte vielmehr Mühe, sich einer aufgebrachten Menge zu erwehren, die alles andere als begeistert davon war, dass sie ohne nachvollziehbares Motiv einen harmlosen Durchreisenden in einen gemeingefährlichen Irren verwandelt hatte. Sie versuchte alles zu erklären und zu belegen, aber selbst wenn man ihr glaubte, war man doch nicht der Meinung, dass ihre eigenmächtige Vorgehensweise dem Ort irgendwelche Vorteile einbrachte.
    Der Barbar zerlegte unterdessen das Stallgebäude so nachhaltig, dass dieses über ihm zusammenstürzte. Aber das hielt ihn nicht davon ab, als strohstacheliges Schreckgespenst weiterhin mitten durch den Ort zu wüten.
    Schließlich lieferten die ratlosen Dörfler ihm die schmächtige Frau aus, um ihn zu beschwichtigen. Der Barbar, der nicht verstand, was man von ihm wollte, weil

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