Barbarossa, Botticelli und die Beatles
entscheidenden Beiträge zur Massenkultur des 20. Jahrhunderts kommen aus den USA. Dies gilt für das Automobil (durch Henry Ford), den Film (in Hollywood) und dasFernsehen. Diese Nation, geformt aus Einwanderern verschiedener Völker und Kulturen, ist trotz gesellschaftlicher und politischer Defizite eine erfolgreiche Blaupause für die Überwindung des europäischen Nationalstaatgedankens. Die USA ist nicht Staat einer einzigen Volksgruppe, sondern aufgebaut auf der Idee, dass alle Menschen gleich sind. Ihre Dynamik schöpft sie aus dem Traum, dass jeder in diesem Land und in diesem Staat sein Glück machen kann: dem amerikanischen Traum.
Die amerikanische Kultur ist optimistisch, kreativ, anpackend. Zudem ist sie eine Kultur der Kommunikation. Da ursprünglich viele Menschen in den USA als Einwanderer Englisch nicht als Muttersprache mitbrachten, bediente man sich schon früh besonders stark visueller Mittel. Es ist kein Wunder, dass die Bildergeschichten der Comics ihren Siegeszug vor allem in den USA beginnen und von dort in die Welt ausstrahlen.
1927 erschafft Disneys Zeichner Iwerks eine Mäusefigur, der laut Überlieferung Disneys Ehefrau den Namen Mickey Mouse gibt. 1928 tritt Mickey Mouse in dem Trickfilm Steamboat Willie zum ersten Mal auf, 1934 bekommt sie Gesellschaft durch die Comic-Ente Donald Duck.
Disney experimentiert unermüdlich mit neuen Techniken, so entsteht der erste Technicolor-Trickfilm. 1937 erscheint sein abendfüllender farbiger Zeichentrickfilm Schneewittchen und die sieben Zwerge und 1940 mit Fantasia ein Zeichentrickfilm, der in zahlreichen Episoden mit Animation, Musik und Farbe spielt. Bald produziert Disney auch Spielfilme und Dokumentarfilme.
Walt Disney, dessen Erfolg 1955 einen vorläufigen Höhepunkt mit der Eröffnung des Vergnügungsparks Disneyland in Anaheim erreicht, steht weltweit für die integrierende Macht fantastischer Welten. Die Figuren, die in seiner Fantasiefabrik erschaffen werden, berühren die Menschen aller Kulturkreise.
Le Corbusier: Magier und Reizfigur der modernen Architektur
Le Corbusier lebt von 1887 bis 1965
Eine Architektur, die der Ästhetik und dem Ziel einer besseren Gesellschaft verpflichtet ist, will Le Corbusier in die Tat umsetzen. Dabei triumphiert und scheitert er zugleich.
Neue Techniken revolutionieren die Gestaltung von Gebäuden: In Frankreich entwickelt Joseph Monier in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts das Stahlbetonbauverfahren, der Architekt William Le Baron Jenney baut 1885 in Chicago das erste Hochhaus in Stahlskelettbauweise. Es beginnt die Ära der Wolkenkratzer, die das Stadtbild der Weltmetropolen im 20. Jahrhundert zunehmend prägen.
Gleichzeitig entwickelt sich das Selbstverständnis vieler Architekten nicht nur zu dem eines Künstlers, sondern auch zu dem eines Gestalters des öffentlichen Raumes, der auf die Gesellschaft wirkt. Denn Architektur, das wird vor allem das 20. Jahrhundert zeigen, dient nicht nur der Machtdemonstration, sondern ist zugleich Instrument gesellschaftlicher Gestaltung.
Geboren wird Le Corbusier als Charles Jeanneret. Ab 1900 absolviert er eine Lehre als Graveur und Ziselier, mit 18 Jahren baut er bei Neuchâtel bereits die Villa Fallet. Studienreisen führen ihn nach Italien, Budapest und Wien. Die großen Wegbereiter der Moderne in der Architektur prägen ihn. Le Corbusier lernt die Theorien von Adolf Loos kennen, dem strengen Verfechter einer geradlinigen, schnörkellosen Architektur. 1908 geht er nach Paris und arbeitet im Jahr darauf bei Auguste Perret, einem Pionier des Bauens mit Stahlbeton, anschließend bei Peter Behrens in Berlin.
1917 zieht Le Corbusier endgültig nach Paris, wo er 1922 mit seinem Vetter Pierre Jeanneret ein Architekturbüro gründet. In jener Zeit formuliert er seine »fünf Punkte zu einer neuen Architektur«, wozu Stützen als tragende Elemente, ein Dachgarten, Fensterbänder und eine freie Grundriss- und Fassadengestaltung gehören. Konsequent setzt er dies 1931 beim Bau der Villa Savoye bei Paris um. Das Haus gilt vielen in Anlehnung an das epochale Werk Andrea Palladios, als die Villa Rotonda des 20. Jahrhunderts.
Der revolutionäre Architekt propagiert das funktionale Wohnen, will klare, einfache Formen ohne jeglichen Zierrat und versucht dies konsequent und radikal umzusetzen. Le Corbusier baut Teile der berühmten Weißenhofsiedlung in Stuttgart und entwickelt die »Wohnmaschine«, ein Mehrfamilienhaus, das schließlich als Unité
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