Barbarossa, Botticelli und die Beatles
Stummfilm Der Mieter von 1927, durch den er sein lebenslanges Thema, den Thriller, findet. 1939 siedelt Hitchcock in die USA über.
Ausgangspunkt vieler seiner Filme ist der »Durchschnittsmensch«, der durch Zufall in haarsträubende Ereignisse verwickelt wird, wie etwa Cary Grant in Der unsichtbare Dritte von 1959. Hitchcock verfolgt in seinen Filmen eine neue Art der Dramaturgie, den sogenannten Suspense . Er »überfüttert« den Zuschauer mit Informationen, die ihn mehr wissen lassen als der Protagonist, lässt ihn mitfiebern und führt ihn elegant in die Irre. Mit Licht- und Farbsymbolik, Kamerafahrten und Schnitttechnik spielt er mit der Vorstellungskraft des Publikums, zum Beispiel in der legendären Schnittfolge des Mordes unter der Dusche in Psycho von 1960.
Hitchcocks durch und durch filmische Erzählweise findet Bewunderer in der französischen Nouvelle Vague. Auch als Genie der Selbstvermarktung ist er Mitte des 20. Jahrhunderts vermutlich der bekannteste Filmregisseur weltweit.
Albert Camus und die Moral im Kampf
Albert Camus lebt von 1913 bis 1960
Die verzweifelte Suche nach Sinn in einer Welt, die gar keinen Sinn hat, ist für den Atheisten Camus das Schicksal aller Menschen. Befreien könne sich der Mensch nur, indem er diese Absurdität annimmt und dennoch weitermacht, vorwärtsdrängt, in einer permanenten Revolte, die nie Selbstzweck werden darf. Revolte sei Leben, nicht Gewalt. Dies sind die Botschaften seiner berühmten Abhandlungen Der Mythos des Sisyphos und Der Mensch in der Revolte . Sisyphos, der mythische griechische Held, der unablässig einen Stein einen Berg hinaufwuchtet, obwohl dieser immer wieder hinabrollt, ist für Camus ein Held der Hoffnung. Er nehme sein Los an. Dies sollten alle Menschen tun: »Wir müssen uns Sisyphos als einen glücklichen Menschen vorstellen.«
Camus ist Algerienfranzose, der Vater kurz nach Camus’ Geburt im Ersten Weltkrieg gefallen, die Mutter Analphabetin, fast sprachlos mit einem Wortschatz von kaum 400 Worten. Camus’ Jugendzimmer ist der Schmelztiegel Algier. Der Junge ist ein guter Schüler und studiert später Philosophie. Da er an Tuberkulose erkrankt, darf er nicht Lehrer werden, arbeitet als Journalist, schreibt bald Theaterstücke und Erzählungen und geht nach Paris. Während der deutschen Besatzung im Zweiten Weltkrieg ist er Redakteur einer Zeitschrift des Widerstands.
Camus, nun Schriftsteller und Philosoph zugleich, ist entsetzt über den Abwurf der Atombombe auf Hiroshima. Er bricht mit der Philosophie des Existenzialismus und mit deren Wortführer, seinem Weggefährten Jean-Paul Sartre, der die unmenschlichen Straflager Stalins hinnimmt, da er die kommunistische Idee für wichtiger hält. Im Lagerdenken des Kalten Krieges steht Camus zwischen den Fronten. Moral darf für ihn keinem Zweck geopfert werden. Seine Hartleibigkeit in diesem Punkt hebt ihn in seiner Zeit heraus und macht ihn einsam. »Für den Künstler gibt es keinen privilegierten Henker«, bekräftigt er in seiner Rede, als er 1957 den Nobelpreis für Literatur erhält, der ihm nicht zuletzt auch für seine Romane Der Fremde und Die Pest zugesprochen wird.
In Algerien ist drei Jahre zuvor der Unabhängigkeitskrieg ausgebrochen. Camus setzt sich für die Gleichberechtigung der arabischen Algerier ein, will aber, dass das Land Teil Frankreichs bleibt. Die arabischen Algerier werfen ihm Verrat vor.
Mit nur 46 Jahren stirbt Camus Anfang 1960 bei einem Autounfall. Mehrfach hatte er, der »Philosoph des Absurden«, betont, es gäbe nichts Absurderes, als bei einem Autounfall ums Leben zu kommen.
Gamal Abdel Nasser: Weckruf für Arabien
Gamal Abdel Nasser lebt von 1918 bis 1970
1954, in dem Jahr, in dem der Algerienkrieg beginnt, verdrängt in Ägypten der 36-jährige Oberst Gamal Abdel Nasser seinen Weggefährten General Ali Mohammed Nagib von der Macht. Zwei Jahre zuvor hat er mit ihm an der Spitze der Vereinigung der »Freien Offiziere« König Faruk gestürzt.
Nasser ist Nationalist und Hauptkämpfer für die panarabische Idee. Sein Ziel: Die Vereinigten Staaten von Arabien unter der Führung eines modernisierten Ägypten. Und damit nicht genug: Unter dem Schlagwort des Panafrikanismus will Nasser ganz Afrika einen.
Er beginnt die feudalen Strukturen seiner Heimat einzureißen, leitet eine Landreform in die Wege, verstaatlicht Banken und Versicherungen, führt Mindestlöhne ein und erlegt der Wirtschaft einen Fünfjahresplan auf. Den Kalten Krieg zwischen den USA
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