Barbarossa, Botticelli und die Beatles
die sogenannte Heilige Lanze findet, in der angeblich das Stück eines der Nägel eingearbeitet ist, durch die Jesus von Nazaret am Kreuz starb. Mittlerweile sind die Heerführer der Kreuzfahrer durch Machtkämpfe heillos zerstritten. Am 7. Juni 1099 erreichen sie Jerusalem und beginnen mit der Belagerung. Jerusalem fällt am 15. Juli. Die Nachricht erreicht Urban nicht mehr. Er stirbt 14 Tage später.
Peter Abaelard und der Streit um die Wahrnehmung der Welt
Peter Abaelard lebt von 1079 bis 1142
Ab dem 11. Jahrhundert entsteht in Frankreich aus niederem Adel und unfreien Hofbeamten allmählich der Ritterstand. Das deutsche Wort »Ritter« kommt vom germanischen ridare : »reiten«.
Peter Abaelard oder Petrus Abaelardus ist der Sohn eines französischen Ritters. Doch nach bewaffnetem Kampf oder der Teilnahme am Kreuzzug steht ihm nicht der Sinn. Er verzichtet auf sein Erbe, studiert in Tours, Loches, Paris und verschreibt sein Leben der Wissenschaft. Auf diesem Gebiet jedoch geht er keinem Kampf aus dem Weg. Schon seinen Lehrer Wilhelm von Champeaux verwickelt Abaelard öffentlich in Streitgespräche und in Widersprüche.
Im Universalienstreit, der die Philosophie jener Jahre dominiert, setzt er sich zwischen alle Stühle. Für ihn sind Universalien, die Allgemeinbegriffe, weder »vor den Dingen«, wie die Realisten um Wilhelm von Champeaux sagen, noch »nach den Dingen« entstanden, wie die Nominalisten meinen, unter ihnen mit Johannes Roscelin von Compiègne auch ein Lehrer Abaelards.
Abaelard weist nicht nur Gott, sondern auch dem Menschen eine schöpferische Tätigkeit in der Wahrnehmung der Welt zu. So sind für ihn die Universalien von Menschen gebildete Abstraktionen. In seiner Schrift Sic et non (Ja und Nein) entwickelt er die scholastische Methode weiter, weist auf Widersprüche in den Texten der Kirchenväter hin und mahnt die Anwendung von Logik und Textinterpretation an.
Zu Abaelards Zeit entwickeln sich aus den Domschulen, in denen auch er unterrichtet, allmählich erste Universitäten. Als er noch ein Kind war, ist um 1088 in Bologna eine Rechtsschule gegründet worden, die als erste Universität Europas gilt. Seit 1115 ist Abaelard Kanonikus von Notre-Dame und Leiter der Domschule, im Jahr darauf zudem Hauslehrer der Adelstochter Heloise. Sie beginnen eine leidenschaftliche, zunächst geheim gehaltene Affäre. Doch dann wird sie bekannt. Abaelard schafft die schwangere Heloise heimlich fort, die schließlich den gemeinsamen Sohn Astralabius zur Welt bringt. Die Liebenden heiraten. Gleichwohl weist Abaelard Heloise an, in einen Nonnenkonvent einzutreten. Deren aufgebrachter Onkel Fulbert lässt Abaelard durch seine Häscher kastrieren. Er überlebt die Verstümmelung und zieht sich in ein Kloster zurück. Später überlässt er Heloises Orden ein Kloster, das seine eigenen Anhänger gegründet haben. Sie wird Äbtissin.
Wiederholt muss Abaelard vor seinen Gegnern fliehen, 1141 verbannt ihn die Kirche wegen seiner Trinitätslehre und seiner Betonung der Willensfreiheit. Er stirbt im Jahr darauf. Gut 700 Jahre später, 1817, werden Abaelard und Heloise in Paris auf dem Friedhof Père Lachaise gemeinsam beigesetzt.
Friedrich I. Barbarossa und der Mythos des Idealkaisers
Friedrich I. Barbarossa lebt von ca. 1122 bis 1190
Friedrich I. aus dem Adelsgeschlecht der Staufer, wegen der Farbe seines Bartes nennen ihn die Italiener Barbarossa, »Rotbart«, nimmt 1147 an der Seite seines Onkels, des deutsch-römischen Königs Konrad III., am Zweiten Kreuzzug teil. FünfJahre später wählen ihn die deutschen Fürsten in Frankfurt nach dem plötzlichen Tod Konrads auf dessen letzten Wunsch hin zum neuen König. Friedrichs Abstammung sowohl von den Staufern als auch den Welfen lässt die Fürsten hoffen, dass der Konflikt der beiden Adelshäuser entschärft werden kann. Ein Landfriedensgesetz und die Rückgabe Bayerns an seinen Vetter, den Welfen Heinrich den Löwen, sollen dazu beitragen.
Ein Jahr nach seiner Königswahl schließt Friedrich 1153 mit Papst Eugen III. den Vertrag von Konstanz. Der Papst, der sich gegen das Byzantinische Reich und die Normannen in Sizilien und Süditalien zur Wehr setzen muss, verspricht Friedrich im Falle der Einhaltung des Vertrags die Kaiserkrönung.
Tatsächlich krönt der neue Papst Hadrian IV. Friedrich 1155 in Rom zum Kaiser. Doch die Entfremdung hat längst begonnen. Bündnisschachereien Friedrichs tragen dazu bei. Auf dem Hoftag von Besançon kommt es 1157 zum
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