Barbarossa, Botticelli und die Beatles
Reich, Leib und Seele.« Doch Heinrich hinterlässt ein von Rom emanzipiertes England, das erst am Beginn seiner bald gewaltigen Macht steht.
Thomas More und die Idee der Utopie
Thomas More lebt von 1478 bis 1535
In dem Sumpf aus Intrigen und Gewalt am Hof Heinrichs VIII. macht sich jemand Gedanken über eine bessere Welt.
Es ist Thomas More, der Hans Holbein dem Jüngeren mehrere Aufträge verschafft und ihn schließlich dem König vorstellt. Holbein wird die beeindruckenden Porträts schaffen, die noch heute viel über die Charaktereigenschaften der Protagonisten aussagen. Er malt den wuchtigen, in Prachtgewänder gehüllten Heinrich, zwei seiner Frauen, den zartgliedrigen und kränklichen Sohn und Thronfolger Edward ebenso wie den feingeistig besonnenen Thomas More.
More ist der Sohn eines Richters, der den Beruf seines Vaters ergreift, und macht in der Politik vor allem unter Heinrich VIII. eine steile Karriere. Er wird 1523 Sprecher des Unterhauses, sechs Jahre später Lordkanzler. Als Heinrich die Abspaltung von der Kirche in Rom betreibt, gerät der gläubige Katholik More, der in England Anhänger der Reformation verfolgen und hinrichten lässt, in einen Gewissenskonflikt und legt 1532 seine politischen Ämter nieder. Als er den Suprematseid leisten soll, mit dem er den König als Oberhaupt der anglikanischen Kirche anerkennt, weigert er sich und wird im Tower eingekerkert, vor Gericht gestellt, verurteilt und enthauptet. Seinen Kopf stellt man auf der Tower Bridge einen Monat lang zur Schau.
Mores Beitrag zur Geistesgeschichte ist vor allem ein Buch. Auf seltsame Art ist es ein Verbindungsstück zwischen Vergangenheit und Zukunft. In seiner Ausführung bedient More sich des Dialogs, einer spätestens seit Platon klassischen Form des philosophischen Diskurses. Schon vor More hat es literarische Utopien gegeben. Doch sein Werk De optimo statu rei publicae deque nova insula Utopia ( Vom besten Zustand des Staates oder von der neuen Insel Utopia ), kurz Utopia , begründet eine ganze Literaturgattung. Darin beschreibt More ein erfundenes Inselreich, in dem Gleichheit und gesellschaftliche Toleranz herrschen.
Andrea Palladio und die Ordnung der Baukunst
Andrea Palladio lebt von 1508 bis 1580
Als Andrea Palladio 1541 nach Rom kommt, um die antiken Bauten zu studieren, sind erst wenige Jahre seit der grausamen Plünderung des Sacco di Roma von 1527 vergangen, bei dem die Bevölkerung um 30 000 Menschen auf die Hälfte dezimiert wurde.
Die Stadt, die während der Kaiserzeit über eine Million Einwohner hatte, in der Völkerwanderungszeit teilweise fast als entvölkert gelten konnte, hatte erst in der Renaissance, vor allem durch die Bautätigkeit der Päpste, wieder einen Aufschwung erlebt. Die klaren Formen und einfachen Konstruktionsprinzipien aus der Antike, die sich in den Renaissancebauten wiederfinden, faszinieren Palladio.
Geboren ist er als Andrea di Petro della Gondola. Sein Vater ist Müller. Er selbst erlernt den Beruf eines Bildhauers und Steinmetzes. Dann zwingt ihn ein Vertragsbruch, nach Vicenza zu fliehen, wo er Mitarbeiter und Ratgeber des Dichters Gian Giorgio Trissino wird. Der junge Andrea kommt mit dem Werk Vitruvs in Berührung, wird von Trissino gefördert und nimmt den Künstlernamen Palladio an.
Als »erster großer Berufsarchitekt« baut Palladio Kirchen in Venedig, Paläste und Villen in Venetien und gewinnt insbesondere durch sein architekturtheoretisches Werk I quattro libri d ell’architettura , das 1570 erscheint, dauerhaften Einfluss auf die abendländische Architektur, dies vor allem als Verfechter strenger symmetrischer Ordnungsprinzipien, die auf antiken Flächen- und Raummaßen aufbauen.
Eines der berühmtesten Beispiele, in denen Palladio seine eigenen Ordnungsprinzipien konsequent umgesetzt hat, ist die etwa zwischen 1567 und 1571 erbaute Villa Rotonda in Vicenza, die sich nach allen vier Seiten in eine großzügige Landschaft öffnet und so der in der Renaissance aufkommenden Zuwendung zur Natur Rechnung trägt. 1577 entwirft er die Kirche Il Rendentore, die in Venedig als Dank für die Errettung von der Pest gestiftet wird. Auch die Kirche San Giorgio Maggiore auf der gleichnamigen venezianischen Insel ist sein Werk. Sie wird erst nach Palladios Tod fertiggestellt.
Für die spätere Epoche des Klassizismus wirkt er stilbildend, im Grunde leitet er diese mit dem nach ihm benannten Palladianismus sogar ein. Ähnlich prägend für die europäische Architektur wird
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