Barbarossa, Botticelli und die Beatles
Krieges.
Eigentlich heißt er Hugo de Groot, denn er stammt aus einer wohlhabenden protestantischen Familie in Delft. Drei Jahre vor seiner Geburt war die Republik der Sieben Vereinigten Provinzen der Niederlande gegründet und die Unabhängigkeit vom spanischen Königreich unter Philipp II. erklärt worden.
Grotius ist ein Wunderkind und studiert bereits mit elf Jahren an der Universität von Leiden. Als 15-Jähriger begleitet der Mehrsprachige eine niederländische Gesandtschaft zum französischen König Heinrich IV. Der nennt ihn »Wunder Hollands« und verleiht ihm einen Doktortitel.
Nach dem Studium arbeitet Grotius als Anwalt unter anderem für die 1603 gegründete weltweit agierende Niederländische Ostindien-Kompanie (VOC). Die erhält von den Vereinigten Provinzen Hoheitsrechte und Handelsmonopole und wird zum wichtigsten Pfeiler des nun einsetzenden Goldenen Zeitalters der Niederlande. Aufbauend auf seinen Arbeiten für die VOC entstehen Hugo Grotius’ staats- und rechtsphilosophische Werke. In dem 1609 erschienenen De mare libero ( Von der Freiheit der Meere ) setzt er sich für das Recht aller Nationen auf freien Zugang zu den Meeren ein. Seit 1607 ist er oberster Finanzbeamter der Provinz Holland, sechs Jahre später Stadtsyndikus und damit höchster Beamter Rotterdams. Als Grotius sich als Anhänger der Gemeinschaft der Arminianer gegen die radikalen Calvinisten um Prinz Moritz von Oranien stellt, wird er 1618 zu lebenslanger Haft verurteilt. Versteckt in einer Bücherkiste kann er mithilfe seiner Frau fliehen.
Sein Hauptwerk De Iure Belli ac Pacis libri tres ( Drei Bücher vom Recht des Krieges und des Friedens ) erscheint 1625. Darin sagt Grotius, nicht der Glaube oder gar ein Zweck, der die Mittel heilige, habe das Handeln der Herrscher zu bestimmen, sondern der Gedanke an Recht und das Primat der Vernunft.
Grotius ist einer der Gründer des internationalen Rechts. Mit seiner Auffassung der natürlichen Daseinsberechtigung aller Menschen beseitigt er die Rechtfertigung jeglicher rechtsfreier Räume der Politik. Auch Kriege dürften nicht unbegründet geführt werden, und im Krieg selbst sei das Recht zu achten.
Kardinal Richelieu: Absolutismus und französische Macht
Kardinal Richelieu lebt von 1585 bis 1642
Nicht selten verschmelzen Geschichte und Roman. So kennen viele Kardinal Richelieu als den finsteren Machtmenschen aus dem berühmten Buch Die drei Musketiere von Alexandre Dumas. Die Musketiere beruhen auf historischen Personen, doch die Geschichte, die Dumas erzählt, ist fiktiv.
Der historische Armand Jean du Plessis Richelieu stammt aus altem, aber verarmtem Landadel. Eigentlich will er eine Militärlaufbahn einschlagen, doch als sein Bruder sich von seinem Bischofsamt in der Vendée zurückzieht, will Richelieu den Besitz und die Pfründe für die Familie sichern. Er beginnt das Studium der Theologie und reist zum Papst, um diesen zu überzeugen, ihn, den mit 21 Jahren für ein Bischofsamt viel zu jungen Mann, dennoch zu ernennen. Es gelingt.
Einige Jahre später wird Richelieu Sprecher des Klerus in den Generalständen. Er fällt Maria de’ Medici auf, Witwe Heinrichs IV. und Mutter des nur neunjährigen Königs Ludwig XIII. Sie führt als Regentin die Regierungsgeschäfte für ihren Sohn und macht den 30-jährigen Richelieu zum Staatssekretär für Kriegswesen und Außenpolitik. Durch ihre Fürsprache wird er Kardinal und schließlich auch Erster Minister Ludwigs XIII.
Richelieu steigt zum mächtigsten Mann Frankreichs auf. Wegen seines roten Kardinalsgewands nennt man ihn »rote Eminenz«. Sein enger Berater, der Kapuzinermönch Père Joseph, wegen seiner Kutte »die graue Eminenz« genannt, wird Urvater aller mächtigen im Hintergrund agierenden Politikberater.
Richelieu träumt von einem starken einigen Frankreich, das das Haus der Habsburger aus der Vormachtstellung in Europa verdrängt. Nach innen zentralisiert er die Verwaltung, drängt den Einfluss des Adels zurück und bricht die politische und militärische Macht der französischen Protestanten; dies endgültig mit der Eroberung der wichtigsten Hugenottenstadt La Rochelle im Jahr 1628.
In der Außenpolitik hingegen gilt für Richelieu die Religionszugehörigkeit wenig. Dort geht es um die reine Macht. Er verbündet sich mit den protestantischen Kräften unter der Führung des Schwedenkönigs Gustav II. Adolf gegen die katholischen Kräfte unter Führung der Habsburger und greift direkt in der vierten und letzten
Weitere Kostenlose Bücher