Barbarossa, Botticelli und die Beatles
arbeitet er nach mehreren Stationen ab 1703 als Organist in Arnstadt. Zum Konzertmeister am Hof in Weimar ernannt, entstehen Präludien, Fugen und Toccaten. Als Hofkapellmeister in Köthen verlagert Bach sein Schaffen auf die Kammermusik, komponiert Sonaten und Suiten, unter anderem die Brandenburgischen Konzerte . 1723 tritt er die Stelle des Kantors an der Leipziger Thomasschule an, die er bis zu seinem Tod innehat. Er schafft Kantaten und die Oratorien der Johannes- und der Matthäus-Passion .
Bach ist tiefreligiös. Seine Musik gilt als Höhepunkt der lutherischen Kirchenmusik und »musikalischer Ausdruck der Reformation«. In der Komposition gelingt ihm Bahnbrechendes, indem er neue Wege in der Harmonik beschreitet und sich der mehrstimmigen polyphonen Kompositionstechnik, der Fuge und des Kontrapunkts bedient.
Von der Einheit der Wissenschaften träumend, sieht Bach sich selbst weniger als Künstler denn als Musikgelehrten, der nach aristotelischen Prinzipien Kunst als Abbild der Natur schafft. Kunst ist für ihn die Verbindung zwischen Natur und Gott. So vereint er in seinem Werk wie wohl kaum ein anderer Musiker die Welt der Emotionen mit der Faszination der Menschen für Logik.
Zu Lebzeiten geschätzt, doch weit vom Ruf des außergewöhnlichen und zeitlosen Musikgenies entfernt, den er im Laufe der Jahrhunderte erst bekommt, wird er nach seinem Tod zunächst fast vergessen. Seine Musik gilt als antiquiert, schwierig, unnatürlich. Der Zeitgeist jener Tage liebt es leichter.
Mozart lernt zunächst die Musik der vier Söhne Bachs kennen, die ihrerseits große Komponisten waren, und vertieft sich erst danach allmählich in das ihn zunehmend faszinierende Werk des Vaters. Eine Bach-Biografie von Johann Nikolaus Forkel über den »größten musikalischen Dichter und den größten musikalischen Deklamator« erregt 1802 Aufmerksamkeit. Nun entdecken ihn junge Komponisten wie Felix Mendelssohn-Bartholdy, Robert Schumann oder Frédéric Chopin. Später finden sich Bach-Themen nicht nur in der klassischen Musik, sondern im Jazz und in der Rockmusik, etwa bei den Beatles und den Byrds.
Leonhard Euler: Entdeckungen im Reich der Zahlen
Leonhard Euler lebt von 1707 bis 1783
Der Schweizer ist einer der produktivsten Mathematiker aller Zeiten. Friedrich II. beruft ihn an die Königlich-Preußische Akademie der Wissenschaften, deren erster Präsident Gottfried Wilhelm Leibniz war.
Leonhard Eulers Vater hat für seinen Sohn das Priesteramt gewählt. Doch die Bernoullis, die berühmteste Mathematikerfamilie der Geschichte, reden dem Baseler Geistlichen zu, machen auf die außergewöhnliche Begabung des Sohnes für die Welt der Zahlen aufmerksam. So gelingt es Daniel Bernoulli, den 20-jährigen Leonhard 1727 als Nachfolger für die Professur seines verstorbenen Bruders Nikolaus II. Bernoulli an die Universität von Sankt Petersburg zu holen. Dreizehn Jahre später folgt Euler dem Ruf Friedrichs II. Nach einem Vierteljahrhundert in Preußen kehrt er 1766 zurück nach Sankt Petersburg, wo ihm Katharina die Große ein Palais an der Newa schenkt.
Schon seit Jahren leidet Euler an einer Sehschwäche und 1740 verliert er das Sehvermögen auf dem rechten Auge, was die Produktivität des Wissenschaftlers eher noch steigert. Auch als er 1771 vollkommen erblindet, behält er seine Schaffenskraft mit der Hilfe seiner Söhne und eines Privatsekretärs.
Euler gilt als einer der Begründer der Strömungslehre, die er für die Errichtung eines Springbrunnens für Friedrich II. in Sanssouci entwickelt. Die von Newton und Leibniz begründete Infinitesimalrechnung vollendet er zur Analysis, dem Rechnen mit Grenzwerten und der Unendlichkeit von Folgen und Reihen. Die Mathematik verdankt Euler zahlreiche Zeichen ihrer Symbolik. Viele mathematische Begriffe, Axiome und Formeln sind nach ihm benannt, wie der Euler’sche Winkel oder die Euler’sche Zahl. Zu seinen Werken gehören Schriften zur Musik-, zur Zahlen- und zur Wellentheorie des Lichts.
Friedrich II. der Große zwischen Großmachtstreben und Aufklärung
Friedrich II. der Große lebt von 1712 bis 1786
Den kleinen Staat Preußen, der erst 1701 durch Friedrich I. vom Kurfürstentum zum Königreich aufgestiegen ist, wird Friedrich II. als Großmacht etablieren, um den Preis des vergossenen Blutes Zehntausender Soldaten. Für die Madame de Pompadour am feindlichen französischen Hof ist er ein Barbar, der neue Attila.
Sein Vater ist der Soldatenkönig Friedrich Wilhelm I. Sparsam,
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