Barbarossa, Botticelli und die Beatles
kaschierten nur die Ungerechtigkeit der Gesellschaft. Wäre der Mensch frei, wie er es im Urzustand gewesen sei, bräuchte er beide nicht. Rousseau gewinnt den ersten Preis, wird bekannt und arbeitet in den nächsten Jahren eine umfassende politische Philosophie aus.
Anders als Thomas Hobbes sieht Rousseau den menschlichen Naturzustand als ein gemeinschaftliches Leben in Harmonie. Erst Besitz- und Obrigkeitsdenken haben die Menschheit davon entfernt. Berühmt wird der Satz: »Der Mensch ist frei geboren und liegt doch überall in Ketten.«
In seinem 1762 veröffentlichten Werk Du contrat social ou Principes du droit politique , einem der wichtigsten Bücher der Staatsphilosophie, fordert er, dass der Einzelne in einem Gesellschaftsvertrag seinen individuellen Willen dem Gemeinschaftswillen, also dem Mehrheitswillen, unterordnen soll. Der Gedanke beeinflusst die führenden Köpfe der Französischen Revolution undträgt, da er keine Absicherung des Machtmissbrauchs der gesellschaftlichen Mehrheit enthält, auch zum späteren Terrorregime der Revolutionäre um Maximilien de Robespierre bei.
Im gleichen Jahr wie der Contrat social erscheint Emile oder Über die Erziehung , in dem Rousseau, der selbst seine Kinder ins Waisenhaus gab, über die beste Erziehung schreibt. Beide Bücher werden verboten.
Denis Diderot und die Enzyklopädie
Denis Diderot lebt von 1713 bis 1784
Denis Diderot wird als Sohn eines wohlhabenden Messerschmieds in der französischen Champagne geboren. Er soll einst die Kanonikuspfründe seines Onkels erben und lernt bei Jesuiten und Jansenisten. Mit beiden konkurrierenden katholischen Strömungen wird er später tiefe Konflikte austragen. Diderot ist 30 Jahre alt, als er eine mittellose Wäscheverkäuferin heiraten will, worauf sein Vater ihn in ein Kloster sperrt und Diderots lebenslange schroffe Ablehnung der Kirche ihren Anfang nimmt. Nach einigen Wochen gelingt ihm die Flucht und er heiratet heimlich, doch die Ehe wird nicht glücklich. Die Kinder sterben fast alle früh. Eine Adelige wird seine Geliebte.
1746 erhält Diderot von einem Verleger den Auftrag, eine englischsprachige Enzyklopädie zu übersetzen. Er beschließt, das zweibändige Werk erheblich zu erweitern und eine Sammlung des gesamten Wissens seiner Zeit anzufertigen. Seinen Freund, den Mathematiker Jean-Baptiste le Rond d’Alembert, gewinnt er für das Vorhaben. Bald kommen zahlreiche weitere Autoren hinzu. Als sogenannte Enzyklopädisten gehen sie in die Geschichte ein, unter ihnen sind Berühmtheiten wie Voltaire und Montesquieu.
1751 erscheinen die ersten beiden Bände der Encyclopédie, ou Dictionnaire raisonné des sciences, des arts et des métiers und werden rasch in ganz Europa ein Erfolg. Die katholische Kirche erwirkt ein Verbot. Das Werk sei unchristlich, da es nahelege, anstelle der Macht Gottes würden überall Naturgesetze walten. Der Siebenjährige Krieg tobt und Friedrich der Große, der Feind Frankreichs, bietet an, das Werk in Preußen erscheinen zu lassen. Der französische Nationalstolz ist herausgefordert. Doch auch das liebe Geld spielt eine Rolle. Die Buchhändler drängen auf Verkaufserlaubnis und Fortsetzung.
Dank der Förderung durch Madame de Pompadour erscheinen bis 1756 vier weitere Bände. Drei Jahre später setzt Papst Clemens XIII. das Werk auf den Index. Die Einnahmen aus dem Verkauf des Buches aber verschaffen dem französischen Staat Devisen, weshalb man Diderot ermutigt, sein Werk fortzusetzen. Bis 1772 entstehen schließlich 17 Text- und zwölf Bildtafelbände. 1765 erscheint der letzte von Diderot betreute Band, d’Alembert hatte sich bereits 1759 zurückgezogen. 1780 werden mit Band 34 und 35, einem von Pierre Mouchon ausgearbeiteten zweibändigen Register, die letzten Bände der Encyclopédie veröffentlicht. Diderot schreibt an seine Geliebte Sophie Volland: »Dieses Werk wird sicher mit der Zeit eine Umwandlung der Geister mit sich bringen, und ich hoffe, dass die Tyrannen, die Unterdrücker, die Fanatiker und die Intoleranten dabei nicht gewinnen werden. Wir werden der Menschheit gedient haben.«
Marquise de Pompadour und die Macht der Frau
Marquise de Pompadour lebt von 1721 bis 1764
Könige und Fürsten hatten schon immer Geliebte, doch erst als Mätresse erhalten einige von ihnen im 17. Jahrhundert eine offizielle Stellung. Einen ersten Höhepunkt erreicht das Mätressenwesen unter Ludwig XIV. mit der Madame de Montespan und der Madame de Maintenon, die erhebliche Macht am
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