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Barcelona 01 - Der Schatten des Windes

Barcelona 01 - Der Schatten des Windes

Titel: Barcelona 01 - Der Schatten des Windes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carlos Ruiz Zafon
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Kapelle und ging wieder auf die Treppe zu. Ich wollte eben hinaufsteigen, als ich am andern Ende des Gangs einen Kessel und eine Heizanlage in einem offensichtlich guten Zustand erkannte, der nicht zum Rest des Kellers passen wollte. Ich erinnerte mich an Beas Worte, wonach die Immobiliengesellschaft, die jahrelang das Aldaya-Haus zu verkaufen versuchte, einige Ausbesserungsarbeiten durchgeführt hatte, um potentielle Käufer anzulocken, allerdings ohne Erfolg. Ich trat näher, um die Vorrichtung eingehender zu untersuchen, und stellte fest, daß es ein von einem kleinen Kessel gespeistes Radiatorsystem war. Zu meinen Füßen sah ich mehrere Eimer mit Kohle, Preßholz und einige Blechkanister, in denen ich Kerosin vermutete. Ich öffnete das Türchen des Kessels und schaute hinein. Alles schien in Ordnung. Diesen Apparat nach so vielen Jahren wieder zum Funktionieren zu bringen kam mir als hoffnungsloses Unterfangen vor, was mich aber nicht daran hinderte, den Kessel mit Kohlen- und Holzstücken zu füllen und das Ganze ordentlich mit Kerosin zu besprengen. Dabei glaubte ich ein Knarren von altem Holz zu hören und wandte mich kurz um. Wieder sprangen mir die blutigen, aus dem Kreuz ragenden Dornen ins Auge, und vor diesem Halbdunkel fürchtete ich, wenige Schritte entfernt die Gestalt Christi auftauchen und mit wölfischem Grinsen auf mich zukommen zu sehen.
    Als ich die Kerze in den Kessel hielt, loderte er mit metallischem Getöse auf. Ich schloß das Türchen und trat einige Schritte zurück. Der Kessel schien nur schwer zu ziehen, und ich beschloß, wieder hinaufzugehen, um zu sehen, ob es warm wurde. Als ich in den großen Salon zurückkam, erwartete ich Bea zu sehen, fand aber keine Spur von ihr. Ich vermutete, seit meinem Eintreffen sei schon fast eine Stunde vergangen, und meine Befürchtungen, sie werde nie erscheinen, verstärkten sich. Um die Unruhe zu bekämpfen, machte ich mich auf die Suche nach Heizkörpern, die mir zeigen sollten, ob meine Heizbemühungen erfolgreich waren. Alle Radiatoren, die ich fand, waren kalt wie Eiszapfen. Alle außer einem. In einem kleinen Raum von höchstens vier oder fünf Quadratmetern, einem vermutlich genau über dem Kessel gelegenen Badezimmer, war ein wenig geheizt. Ich kniete nieder und stellte freudig fest, daß die Bodenfliesen lauwarm waren. So fand mich Bea, auf dem Boden hockend, wie ein Dummkopf die Fliesen eines Badezimmers abtastend.
    Ich brauchte nur zwei Minuten, um sie zu überzeugen, daß wir die Decken aus dem Salon holen und uns mit nichts als zwei Kerzen und einigen museumsreifen Wandleuchten in diesem winzigen Raum einschließen sollten. Mein Hauptargument, die Kälte, beeindruckte sie schnell, und angesichts der warmen Fliesen vergaß sie ihre Angst, meine verrückte Erfindung könnte das Haus in Brand stecken. Während ich sie im Kerzenlicht mit zitternden Fingern auszog, suchte sie lächelnd meine Augen und zeigte mir, daß ihr alles, was immer mir einfiel, schon vorher eingefallen war.
    Ich erinnere mich, wie sie dasaß, an die geschlossene Tür gelehnt, erinnere mich an ihr herausfordernd erhobenes Gesicht, während ich mit den Fingerspitzen ihren Hals streichelte. Ich erinnere mich, wie sie meine Hände ergriff und sich auf die Brüste legte, wie mich ihre weißen Schenkel empfingen.
    »Hast du so etwas schon einmal erlebt, Daniel?« »Im Traum.«
»Und richtig?«
»Nein. Und du?«
»Nein. Auch nicht mit Clara Barceló?«
»Was weißt du denn von Clara Barceló?«
»Nichts.«
»Ich noch weniger.«
»Das glaube ich nicht.«
Ich beugte mich über sie und schaute ihr in die Augen. »Ich habe das noch nie mit jemandem gemacht.«
    Bea lächelte. Meine Hand glitt zwischen ihre Schenkel, und ich stürzte mich auf ihre Lippen.
    »Daniel?« sagte Bea beinahe unhörbar.
»Was?«
Plötzlich pfiff ein kalter Luftzug unter der Tür hindurch, und in dieser unendlichen Sekunde, bevor der Wind die Kerzen ausblies, trafen sich unsere Blicke, und wir spürten, wie sich die Erwartung dieses Moments zerschlug. Wir wußten, daß sich jemand auf der andern Seite der Tür befand. Ich sah die Angst auf Beas Gesicht, und plötzlich hüllte uns Dunkelheit ein. Dann kam der Schlag an die Tür, als hätte eine stählerne Faust mit voller Wucht dagegen gehämmert.
    Ich spürte, wie Bea in der Dunkelheit aufsprang, und nahm sie in die Arme. Wir wichen ans andere Ende des Raums zurück, gerade noch bevor der zweite Schlag die Tür traf und sie mit unglaublicher Gewalt an die

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