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Barcelona 01 - Der Schatten des Windes

Barcelona 01 - Der Schatten des Windes

Titel: Barcelona 01 - Der Schatten des Windes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carlos Ruiz Zafon
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Wir beide fangen nicht gut an. Wenn Sie Schwierigkeiten wollen, können Sie sie haben. Das Leben ist nicht wie in den Romanen, wissen Sie. Im Leben muß man Partei ergreifen. Und es ist klar, welche Sie gewählt haben. Die Partei von denen, die verlieren, weil sie Esel sind.«
»Darf ich Sie jetzt bitten zu gehen, wenn Sie so gut sein wollen.«
Er wandte sich mit seinem widerlichen Lächeln zur Tür.
»Wir werden uns wiedersehen. Und sagen Sie Ihrem Freund, Inspektor Fumero habe ihn im Auge und lasse ihn herzlich grüßen.«
Der Besuch des unseligen Inspektors und der Nachhall seiner Worte vergifteten mir den Nachmittag. Nachdem ich eine Viertelstunde mit verknoteten Eingeweiden hinter dem Ladentisch hin und her getigert war, schloß ich die Buchhandlung vorzeitig, trat auf die Straße hinaus und ging ziellos umher. Ich brachte die Andeutungen und Drohungen dieses Killertypen nicht aus dem Kopf und fragte mich, ob ich meinem Vater und Fermín von diesem Besuch erzählen mußte, aber vermutlich war genau das die Absicht Fumeros gewesen – Zweifel, Angst und Unsicherheit unter uns zu säen. Ich beschloß, dieses Spiel nicht mitzuspielen. Anderseits alarmierten mich die Andeutungen über Fermíns Vergangenheit. Und sogleich schämte ich mich, als ich feststellte, daß ich den Worten des Polizisten einen Augenblick Glauben geschenkt hatte. Nachdem ich mir lange den Kopf darüber zerbrochen hatte, dachte ich, am besten versiegle ich die Episode in einem Winkel meines Gedächtnisses und denke nicht mehr an das, was sie mit sich bringen mochte.
Auf dem Heimweg kam ich an der Uhrmacherei des Viertels vorbei. Durchs Schaufenster sah ich Don Federico hinter seinem Tisch sitzen und mich hereinwinken. Er war ein leutseliger, stets gut aufgelegter Mann, der nie vergaß, einem schöne Feiertage zu wünschen, und der für jede denkbare Schwierigkeit eine Lösung wußte. Mich schauerte bei dem Gedanken, daß er auf Inspektor Fumeros schwarzer Liste stand, und ich fragte mich, ob ich ihn wohl warnen sollte. Ratlos trat ich in den Laden.
»Wie geht’s, Daniel? Du machst ja ein merkwürdiges Gesicht.«
»Ein schlechter Tag. Wie läuft’s denn, Don Federico?«
»Wie geschmiert. Die Uhren werden immer schlechter, und ich komme mit der Arbeit nicht mehr nach. Wenn das so weitergeht, werde ich einen Gehilfen einstellen müssen. Dein Freund, der Erfinder, hätte der kein Interesse? Sicher hätte er eine geschickte Hand dafür.«
Ich konnte mir unschwer ausmalen, was Tomás Aguilars Vater von der Aussicht hielte, daß sein Sohn eine Beschäftigung bei Don Federico annähme, der offiziellen Tunte des Viertels.
»Ich werde es ihm sagen.«
»Übrigens, Daniel, da ist der Wecker, den mir dein Vater vor zwei Wochen gebracht hat. Ich weiß auch nicht, was er damit angestellt hat, aber er würde besser einen neuen kaufen, als den da reparieren zu lassen.«
In stickigen Sommernächten ging mein Vater manchmal auf dem Balkon schlafen.
»Er ist ihm auf die Straße runtergefallen«, sagte ich.
»So was hab ich mir gleich gedacht. Ich hätte da einen Radiant zu einem sehr guten Preis für ihn. Wenn du willst, kannst du ihn gleich mitnehmen, er soll ihn ausprobieren.«
»Vielen Dank, Don Federico.«
Er packte mir den Wecker ein.
»Hochtechnologie«, sagte er. »Übrigens hat mich das Buch entzückt, das mir Fermín neulich verkauft hat. Eins von Graham Greene. Dieser Fermín ist ein prima Kerl.«
Ich nickte.
»Ja, der ist Gold wert.«
»Mir ist aufgefallen, daß er nie eine Uhr trägt. Sag ihm, er soll mal vorbeikommen, dann regeln wir das.«
»Werde ich. Danke, Don Federico.«
Als er mir den Wecker aushändigte, sah mich der Uhrmacher aufmerksam an und zog die Brauen in die Höhe.
»Ist bestimmt nichts los, Daniel? Wirklich nur ein schlechter Tag?«
Ich lächelte und nickte wieder.
»Es ist nichts, Don Federico. Passen Sie auf sich auf.«
»Du auf dich auch, Daniel.«
Als ich zu Hause ankam, schlief mein Vater auf dem Sofa, die Zeitung auf der Brust. Ich stellte den Wecker mit der Notiz »Von Don Federico, du sollst den alten wegwerfen« auf den Tisch und glitt still in mein Zimmer, legte mich im Halbdunkel aufs Bett und schlief beim Gedanken an den Inspektor, an Fermín und den Uhrmacher ein. Als ich erwachte, war es schon zwei Uhr früh. Ich schaute auf den Gang hinaus und sah, daß sich mein Vater mit dem neuen Wecker in sein Zimmer zurückgezogen hatte. Mir wurde klar, daß ich an die Existenz von Inspektor Fumero nie wirklich geglaubt hatte. Ich

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