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Barcelona 02 - Das Spiel des Engels

Barcelona 02 - Das Spiel des Engels

Titel: Barcelona 02 - Das Spiel des Engels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carlos Ruiz Zafón
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nie zuvor gesehen.
    »Was wissen Sie von Damián Roures?«, fragte er.
    Ich zuckte die Schultern.
    »Nicht viel. Dass er einen Laden für Zauberartikel besitzt. Tatsächlich wusste ich bis vor einigen Tagen nicht einmal das, bis Ricardo Salvador mir von ihm erzählte. Heute oder gestern, ich weiß schon gar nicht mehr, wie spät es ist, habe ich ihn aufgesucht, weil ich mehr über den Mann herausfinden wollte, der vor mir in meiner jetzigen Wohnung gewohnt hat. Salvador sagte mir, Roures und der ehemalige Besitzer …« »Marlasca.«
    »Ja, Diego Marlasca. Wie gesagt, Salvador hat mir erzählt, Roures und Marlasca hätten vor Jahren miteinander zu tun gehabt. Ich stellte ihm einige Fragen, und er hat nach bestem Wissen und Gewissen geantwortet. Das ist eigentlich alles.«
    Grandes nickte mehrmals.
    »Das ist Ihre Geschichte?«
    »Ich weiß nicht. Welches ist Ihre? Vergleichen wir sie doch, und dann verstehe ich vielleicht endlich, was zum Teufel ich hier mitten in der Nacht verloren habe und warum ich mir in einem Kellerloch, das nach Scheiße stinkt, die Füße abfriere.«
    »Schreien Sie mich nicht an, Martín.«
    »Entschuldigen Sie, Inspektor, aber ich finde, Sie könnten mir wenigstens sagen, was ich hier tue.«
    »Ich werde Ihnen sagen, was Sie hier tun. Vor etwa drei Stunden ist ein Bewohner des Hauses, in dem sich Señor Roures’ Laden befindet, spät heimgekommen und hat gesehen, dass die Ladentür offen stand und das Licht darin brannte. Das hat ihn erstaunt, und er ist eingetreten, und als er den Inhaber nicht gesehen und dieser auf seine Rufe auch nicht geantwortet hat, ist er ins Hinterzimmer gegangen, wo er ihn inmitten einer Blutlache mit Draht an einen Stuhl gefesselt fand.«
    Grandes machte eine lange Pause und durchbohrte mich mit den Augen. Ich vermutete, dass noch etwas käme. Fürs Finale sparte sich Grandes immer einen Knalleffekt auf.
    »Tot?«, fragte ich.
    Er nickte.
    »Ziemlich. Jemand hat sich einen Spaß daraus gemacht, ihm mit einer Schere die Augen auszukratzen und die Zunge abzuschneiden. Der Gerichtsmediziner vermutet, dass er eine halbe Stunde später an seinem eigenen Blut erstickt ist.«
    Ich spürte, dass mir die Luft wegblieb. Grandes lief im Raum herum. Dann blieb er hinter mir stehen, und ich hörte ihn eine Zigarette anzünden.
    »Wie sind Sie zu dieser Verletzung gekommen? Sieht frisch aus.«
    »Ich bin im Regen ausgeglitten und auf den Hinterkopf gefallen.«
    »Verkaufen Sie mich doch nicht für dumm, Martín. Das ist nicht gut für Sie. Soll ich Sie ein Weilchen mit Marcos und Castelo allein lassen, damit sie Ihnen Manieren beibringen?«
    »Ist ja gut. Man hat mir einen Schlag versetzt.«
    »Wer?«
    »Das weiß ich nicht.«
    »Dieses Gespräch beginnt mich zu langweilen, Martín.«
    »Und mich erst.«
    Grandes setzte sich mir wieder gegenüber und schenkte mir ein versöhnliches Lächeln.
    »Sie glauben doch wohl nicht, dass ich mit dem Tod dieses Mannes irgendetwas zu tun habe?«
    »Nein, Martín, das glaube ich nicht. Allerdings glaube ich, dass Sie mir nicht die Wahrheit erzählen und dass der Tod dieses armen Unglücklichen irgendwie mit Ihrem Besuch zusammenhängt. Wie der von Barrido und Escobillas.«
    »Was bringt Sie auf diesen Gedanken?«
    »Nennen Sie es Eingebung.«
    »Ich habe Ihnen gesagt, was ich weiß.«
    »Und ich habe Ihnen gesagt, Sie sollen mich nicht für dumm verkaufen. Marcos und Castelo warten da draußen auf eine Chance, sich mit Ihnen unter sechs Augen zu unterhalten. Ist es das, was Sie wollen?«
    »Nein.« »Dann helfen Sie mir, Sie aus dieser Lage zu befreien und heimzuschicken, bevor die Laken kalt sind.«
    »Was wollen Sie hören?«
    »Die Wahrheit zum Beispiel.«
    Entnervt schob ich den Stuhl zurück und stand auf. Die Kälte war mir in die Knochen gefahren, und ich hatte das Gefühl, gleich platze mir der Kopf. Ich begann den Tisch zu umkreisen und schleuderte die Worte dem Inspektor wie Steine an den Kopf.
    »Die Wahrheit? Ich werde Ihnen die Wahrheit sagen. Die Wahrheit ist, dass ich nicht weiß, was die Wahrheit ist. Ich weiß nicht, was ich Ihnen erzählen soll. Ich weiß nicht, warum ich zu Roures und zu Salvador ging. Ich weiß nicht, was ich suche und was da mit mir geschieht. Das ist die Wahrheit.«
    Grandes beobachtete mich stoisch. »Hören Sie auf, Runden zu drehen, und setzen Sie sich hin. Sie machen mich ganz schwindlig.« »Ich will aber nicht.«
    »Martín, was Sie mir da erzählen, ist gleich null. Ich bitte Sie nur, mir zu

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