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Barcelona 02 - Das Spiel des Engels

Barcelona 02 - Das Spiel des Engels

Titel: Barcelona 02 - Das Spiel des Engels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carlos Ruiz Zafón
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Roures hat mir von einer Frau im Somorrostro-Viertel erzählt, bei der sich Marlasca Rat geholt hat. Jemand, den er durch Irene Sabino kennengelernt hatte.«
    »Die Hexe von Somorrostro.«
    »Was wissen Sie von ihr?«
    »Da gibt es nicht viel zu wissen. Ich glaube, es gibt sie nicht einmal, so wenig wie diesen Verleger. Auf wen Sie aufpassen müssen, das sind Jaco und die Polizei.«
    »Ich werde es mir merken.«
    »Rufen Sie mich an, sobald Sie etwas wissen, ja?«
    »Das werde ich. Danke.«
    Ich hängte auf und warf einige Münzen auf die Theke für die Anrufe und das Glas Kognak, das noch unberührt dort stand.
    Zwanzig Minuten später stand ich vor dem Haus Nummer 442 in der Avenida Diagonal und schaute zu den beleuchteten Fenstern der Kanzlei Valera hinauf. Die Portiersloge war geschlossen, aber ich hämmerte an die Tür, bis der Pförtner auftauchte und mit nicht sehr freundlichem Gesicht zu mir kam. Sowie er die Tür ein wenig öffnete, um mich mit bösen Worten abzufertigen, stieß ich sie auf und ging ungeachtet seines Protests direkt zum Aufzug. Er wollte mich am Arm festhalten, aber ich warf ihm einen so giftigen Blick zu, dass er davon absah.
    Als Valeras Sekretärin die Tür öffnete, wurde aus dem Erstaunen auf ihrem Gesicht rasch Angst, die noch größer wurde, als ich den Fuß in die Tür stellte, damit sie sie mir nicht vor der Nase zuschlug, und ungebeten eintrat.
    »Benachrichtigen Sie den Anwalt. Sofort.«
    Erblasst schaute sie mich an.
    »Señor Valera ist nicht da …«
    Ich packte sie am Arm und stieß sie ins Büro des Anwalts. Das Licht brannte, aber Valera war nicht zu sehen. Die Sekretärin schluchzte verängstigt, und ich merkte, dass ich ihr die Finger in den Arm bohrte. Ich ließ sie los, und sie wich zitternd einige Schritte zurück. Ich seufzte und versuchte sie mit einer Handbewegung zu beruhigen, die aber nur die Pistole in meinem Hosenbund zum Vorschein brachte.
    »Bitte, Señor Martín … Ich schwöre Ihnen, dass Señor Valera nicht da ist.«
    »Ich glaube Ihnen ja. Beruhigen Sie sich doch. Ich will nur mit ihm sprechen, nichts weiter.«
    Sie nickte, und ich lächelte ihr zu.
    »Seien Sie so nett und rufen Sie ihn bei sich zuhause an.«
    Die Sekretärin hob den Hörer ab und flüsterte der Telefonistin die Nummer des Anwalts zu. Als die Verbindung hergestellt war, reichte sie mir den Hörer.
    »Guten Abend«, sagte ich.
    »Martín, was für eine unangenehme Überraschung«, sagte Valera am anderen Ende der Leitung. »Darf ich fragen, was Sie zu dieser Abendstunde in meinem Büro machen, außer meine Angestellten zu terrorisieren?«
     
    »Es tut mir leid, dass ich störe, Anwalt, aber ich muss dringend Ihren Klienten Andreas Corelli finden, und Sie sind der Einzige, der mir dabei helfen kann.«
    Langes Schweigen.
    »Ich fürchte, Sie irren sich, Martín. Ich kann Ihnen nicht helfen.«
    »Ich hatte gehofft, wir könnten das in aller Freundschaft regeln, Señor Valera.«
    »Sie verstehen mich nicht, Martín. Ich kenne Señor Corelli nicht.«
    »Wie bitte?«
    »Ich habe ihn nie gesehen und nie mit ihm gesprochen, und noch viel weniger weiß ich, wo er zu finden ist.«
    »Ich darf Sie daran erinnern, dass er Sie angeheuert hat, um mich aus dem Präsidium herauszuholen.«
    »Wir haben vor einigen Wochen einen Brief und einen Scheck von ihm erhalten mit dem Hinweis, Sie seien ein Geschäftspartner von ihm, dem Inspektor Grandes zusetze, und wir sollten nötigenfalls Ihre Verteidigung übernehmen. Dem Brief lag ein Umschlag bei, den wir Ihnen persönlich zu übergeben hätten. Ich habe nur den Scheck eingelöst und meine Kontaktleute im Präsidium gebeten, mich zu benachrichtigen, falls Sie dorthin gebracht würden. So geschah es, und wie Sie sich bestimmt erinnern, habe ich meinen Teil des Abkommens erfüllt und Sie aus dem Präsidium herausgeholt, indem ich Grandes eine Menge Unannehmlichkeiten angedroht habe. Ich glaube, Sie können sich über uns nicht beklagen.«
    Diesmal war ich es, der schwieg. »Wenn Sie mir nicht glauben, dann bitten Sie Señorita Margarita, Ihnen den Brief zu zeigen«, fügte er hinzu. »Und was ist mit Ihrem Vater?«, fragte ich. »Mit meinem Vater?«
    »Ihr Vater und Marlasca hatten Umgang mit Corelli. Er muss etwas gewusst haben …«
    »Ich versichere Ihnen, dass mein Vater nie in direktem Kontakt zu diesem Señor Corelli stand. Die Korrespondenz mit ihm, wenn es sie denn gab, denn in den Archiven der Kanzlei ist davon nichts zu finden, hat ausschließlich

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