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Barcelona 02 - Das Spiel des Engels

Barcelona 02 - Das Spiel des Engels

Titel: Barcelona 02 - Das Spiel des Engels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carlos Ruiz Zafón
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Martín.«
    »Die Welt ist klein.«
    Cristina schenkte mir ein leichtes Lächeln als Dankeschön und stieg ein.
    »Tut mir leid, das mit den Büchern.«
    »Nicht der Rede wert. Ein wenig Training hebt die Moral.« Ich nahm die Verspannungen und Verknotungen, die sich in meinem Rücken gebildet hatten, nicht zur Kenntnis. »Grüßen Sie mir Don Pedro.«
    Ich schaute zu, wie sie in Richtung Plaza Catalunya davonfuhren, und als ich mich umwandte, erblickte ich Sempere in der Tür der Buchhandlung. Er sah mit katzenhaftem Grinsen zu mir her und bedeutete mir, den Speichel abzuwischen. Ich ging zu ihm und musste selbst über mich lachen.
    »Jetzt kenne ich Ihr Geheimnis, Martín. Ich hätte Sie in solchen Gefechten für beherrschter gehalten.«
    »Ich bin etwas aus der Übung.«
    »Wem erzählen Sie das. Kann ich das Buch ein paar Tage behalten?«
    Ich nickte.
    »Passen Sie gut darauf auf.«
     

 10
    Monate später sah ich sie in Gesellschaft von Pedro Vidal an dem Tisch wieder, der in der Maison Dorée immer für ihn reserviert war. Er lud mich ein, mich dazuzusetzen, aber ich brauchte nur einen Blick mit ihr zu wechseln, um zu wissen, dass ich das Angebot ausschlagen musste.
    »Was macht der Roman, Don Pedro?«
    »Große Fortschritte.«
    »Freut mich. Ich wünsche Ihnen einen guten Appetit.« Unsere Begegnungen waren zufällig. Manchmal traf ich sie in der Buchhandlung Sempere und Söhne, wo sie oft für Don Pedro Bücher abholte. Wenn es sich ergab, ließ mich Sempere mit ihr allein, aber bald roch Cristina den Braten und schickte einen der Diener aus der Villa Helius, um die Bestellungen abzuholen.
    »Ich weiß, es geht mich nichts an«, sagte Sempere, »aber vielleicht sollten Sie sie sich aus dem Kopf schlagen.«
    »Ich weiß nicht, was Sie meinen, Señor Sempere.«
    »Martín, wir kennen uns schon ziemlich lange …«
    Die Monate vergingen wie im Nebel, ohne dass ich es richtig merkte. Ich lebte des Nachts, schrieb von der Abend- bis zur Morgendämmerung und schlief tagsüber. Barrido und Escobillas konnten sich gar nicht genug zum Erfolg der Stadt der Verdammten beglückwünschen, und wenn sie mich am Rand des Zusammenbruchs sahen, versicherten sie, nach den nächsten beiden Romanen würden sie mir ein Sabbatjahr gewähren, damit ich ausruhen oder einen eigenen Roman schreiben könnte, für den sie gewaltig die Werbetrommel rühren würden, und zwar mit meinem richtigen Namen in Großbuchstaben auf dem Umschlag. Immer nach den nächsten beiden Romanen. Die Stiche, Kopfschmerzen und Schwindelanfälle wurden häufiger und intensiver, aber ich schrieb sie der Müdigkeit zu und erstickte sie mit noch mehr Koffein-, Zigaretten- und Kodeininjektionen und was mir ein Apotheker in der Calle Argenteria sonst noch unterm Ladentisch zusteckte und was in meinen Adern explodierte. Don Basilio, mit dem ich jeden zweiten Donnerstag auf einer Restaurantterrasse in der Barceloneta zu Mittag aß, drängte mich zu einem Arztbesuch. Ich sagte ihm jedes Mal, ich hätte noch in dieser Woche einen Termin.
    Abgesehen von meinem ehemaligen Chef und den Semperes traf ich mich aus Zeitgründen höchstens noch mit Vidal, und wenn das geschah, dann eher weil er mich aufsuchte als aus eigenem Antrieb. Er mochte das Haus mit dem Turm nicht und wollte immer hinaus und einen Spaziergang machen, bis wir gewöhnlich im Almirall in der Calle Joaquín Costa landeten, wo er ein Konto hatte und freitagabends einen literarischen Stammtisch pflegte. Zu dem lud er mich allerdings nicht ein, denn die Teilnehmer, allesamt frustrierte Dichterlinge und Arschkriecher, die in Erwartung eines Almosens, einer Empfehlung an einen Verleger oder eines lobenden Wortes zur Übertünchung verletzter Eitelkeiten alle seine Einfälle beklatschten, hassten mich bekanntermaßen mit einer Energie und Ausdauer, die ihren künstlerischen Unterfangen fehlte, welche ein ignorantes, hinterhältiges Publikum einfach nicht zur Kenntnis nehmen wollte. Dort erzählte er mir im Absinth- und Havannadunst von seinem Roman, der nie fertig wurde, von seinen Plänen, sich vom Nichtstun pensionieren zu lassen, und seinen Liebschaften und Eroberungen, die desto jünger und heiratsfähiger waren, je älter er wurde.
    »Du fragst mich gar nicht nach Cristina«, sagte er manchmal boshaft.
    »Was soll ich denn fragen?«
    »Ob sie mich nach dir fragt.«
    »Fragt sie Sie denn nach mir, Don Pedro?«
    »Nein.«
     
    »Eben.«
    »Tatsächlich hat sie dich neulich erwähnt.« Ich schaute ihn an, um

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