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Barcelona 03 - Der Gefangene des Himmels

Barcelona 03 - Der Gefangene des Himmels

Titel: Barcelona 03 - Der Gefangene des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carlos Ruiz Zafón
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du wach bist.«
    »In diesem Haus ist es schwierig zu schlafen, weil die Männer nicht aufhören können, zu weinen oder einer armen Unglückseligen den Hintern zu befummeln, so dass sie nicht mehr als zwei Stunden Schlaf pro Nacht bekommt.«
    »Du verpasst etwas.«
    Ich stand auf und ging durch den Flur nach hinten zu Juliáns Zimmer. Kurz nach der Heirat waren wir in die Dachgeschosswohnung oberhalb der Buchhandlung gezogen. Fünfundzwanzig Jahre lang hatte hier Don Anacleto, der Hochschuldozent, gewohnt, und nun hatte er beschlossen, in den Ruhestand und zurück in seine Heimatstadt Segovia zu gehen, um im Schatten des Aquädukts pikante Gedichte zu verfassen und die Technik des Spanferkelbratens zu studieren.
    Der kleine Julián empfing mich mit Geheul, dessen hohes Register mir das Trommelfell zu durchlöchern drohte. Ich nahm ihn auf den Arm, und nachdem ich der Windel angerochen hatte, dass die Luft ausnahmsweise rein war, tat ich, was jeder frischgebackene und einigermaßen vernunftbegabte Vater tun würde: Ich raunte ihm dummes Zeug ins Ohr und tanzte mit ihm in lächerlichen Sprüngen im Zimmer herum. Auf einmal entdeckte ich Bea auf der Schwelle, wo sie uns missbilligend zuschaute.
    »Gib ihn mir, du weckst ihn ja nur noch mehr auf.«
    »Er beklagt sich jedenfalls nicht.« Widerwillig legte ich ihr den Kleinen in die Arme.
    Sie wiegte ihn sanft und summte ihm dabei eine Melodie ins Ohr. Fünf Sekunden später hörte er auf zu weinen und setzte dieses dümmliche Lächeln auf, das ihm seine Mutter immer zu entlocken wusste.
    »Geh jetzt«, sagte Bea leise. »Ich komm gleich nach.«
    Auf diese Weise aus dem Zimmer vertrieben und deutlich meiner Unfähigkeit überführt, mit Kleinkindern im Kriechalter umzugehen, kehrte ich ins Schlafzimmer zurück und legte mich wieder ins Bett. Für den Rest der Nacht würde ich sicher kein Auge mehr zutun. Ein wenig später erschien Bea und legte sich seufzend zu mir.
    »Ich kann mich kaum noch auf den Beinen halten.«
    Ich umarmte sie, und einige Minuten verharrten wir schweigend.
    »Ich habe nachgedacht«, sagte sie dann.
    Mach dich auf was gefasst, Daniel, dachte ich. Bea richtete sich auf und hockte sich auf dem Bett vor mich hin.
    »Wenn Julián etwas größer ist und sich meine Mutter einige Stunden am Tag um ihn kümmern kann, ich glaube, dann will ich wieder arbeiten.«
    Ich nickte.
    »Wo denn?«
    »Im Laden.«
    Die Vorsicht gebot mir zu schweigen.
    »Ich glaube, das käme euch allen gelegen«, fügte sie hinzu. »Für sein Alter arbeitet dein Vater zu viele Stunden, und ich glaube, ich kann, du entschuldigst schon, geschickter mit den Kunden umgehen als du und Fermín – der scheint mir in letzter Zeit die Leute eher zu vergraulen.«
    »Das kann ich nicht bestreiten.«
    »Was ist denn los mit dem armen Kerl? Neulich habe ich die Bernarda auf der Straße getroffen, und sie hat gleich angefangen zu heulen. Ich habe sie in eines der Cafés in der Petritxol entführt, und nachdem ich sie mit Sahnekakao abgefüllt hatte, hat sie mir erzählt, Fermín sei höchst seltsam. Anscheinend weigert er sich seit ein paar Tagen, die Papiere der Kirchgemeinde für die Heirat auszufüllen. Ich habe das Gefühl, der will nicht heiraten. Hat er dir etwas gesagt?«
    »Mir ist schon auch etwas aufgefallen«, log ich. »Vielleicht übt die Bernarda zu viel Druck auf ihn aus …«
    Bea betrachtete mich schweigend.
    »Was?«, fragte ich schließlich.
    »Die Bernarda hat mich gebeten, es niemandem zu sagen.«
    »Was nicht zu sagen?«
    Sie schaute mich fest an.
    »Dass sie diesen Monat zu spät dran ist.«
    »Zu spät? Hat sie sich zu viel Arbeit aufgebürdet?«
    Bea schaute mich an wie einen Unterbelichteten, und da wurde es bei mir hell.
    »Die Bernarda ist schwanger ?«
    »Red leiser, sonst weckst du Julián wieder auf.«
    »Ist sie nun schwanger oder nicht?«, wiederholte ich mit hauchdünner Stimme.
    »Wahrscheinlich.«
    »Und weiß es Fermín?«
    »Sie hat es ihm noch nicht sagen wollen. Sie hat Angst, dass er dann das Weite sucht.«
    »Das würde er nie tun.«
    »Alle Männer würden das tun, wenn sie könnten.«
    Die Härte in ihrer Stimme überraschte mich, aber gleich wurde diese Stimme wieder weich und von einem gefügigen, wenn auch unglaubwürdigen Lächeln begleitet.
    »Wie wenig du uns doch kennst.«
    Im Halbdunkel stand sie auf, zog wortlos das Nachthemd aus und ließ es neben das Bett fallen. Einige Sekunden lang durfte ich sie betrachten, dann beugte sie sich langsam

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