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Barcelona 03 - Der Gefangene des Himmels

Barcelona 03 - Der Gefangene des Himmels

Titel: Barcelona 03 - Der Gefangene des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carlos Ruiz Zafón
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nannte und der, nach Martíns Worten zu schließen, eine ziemlich unheimliche Person zu sein schien.
    In einer dieser Nächte zündete Fermín seinen letzten Kerzenstummel an und erhob die Flamme in Richtung der gegenüberliegenden Zelle, um sich zu vergewissern, dass Martín wirklich allein war und dass beide Stimmen, die seines Gegenübers und die dieses Corelli, von ein und denselben Lippen stammten. Martín drehte Runden in seiner Zelle, und als sein Blick auf den Fermíns traf, erkannte dieser sofort, dass ihn sein Gangkollege nicht bemerkte und sich benahm, als ob es die Gefängnismauern nicht gebe und seine Unterhaltung mit diesem Herrn in weiter Ferne stattfinde.
    »Beachten Sie ihn überhaupt nicht«, flüsterte Nr. 15 aus dem Schatten. »Es ist jede Nacht dasselbe. Er ist total bescheuert. Aber glücklich dabei.«
    Als ihn Fermín am nächsten Morgen nach Corelli und den mitternächtlichen Gesprächen fragte, schaute ihn Martín befremdet an und lächelte bloß verwirrt. Ein andermal, als er wegen der Kälte nicht einschlafen konnte, trat Fermín wieder an die Gitterstäbe und hörte Martín mit einem seiner unsichtbaren Freunde sprechen. Diesmal wagte es Fermín, ihn zu unterbrechen.
    »Martín? Ich bin Fermín, der Nachbar von gegenüber. Geht es Ihnen gut?«
    Martín trat ebenfalls ans Gitter, und Fermín sah sein tränenüberströmtes Gesicht.
    »Señor Martín? Wer ist Isabella? Eben haben Sie von ihr gesprochen.«
    Martín schaute ihn lange an.
    »Isabella ist noch das einzig Gute auf dieser Scheißwelt«, antwortete er ungewohnt rau. »Gäbe es sie nicht, müsste man diesen Planeten anzünden und so lange brennen lassen, bis nicht einmal die Asche übrig bliebe.«
    »Verzeihen Sie, Martín. Ich wollte Sie nicht stören.«
    Martín zog sich in die Schatten zurück. Am nächsten Tag fand man ihn zuckend in einer Blutlache. Bebo war auf seinem Stuhl eingeschlafen, und davon hatte Martín profitiert, um seine Handgelenke an der Mauer bis auf die Adern aufzuscheuern. Als er auf der Trage weggebracht wurde, war er kreideweiß, und Fermín dachte, er würde ihn nie wiedersehen.
    »Machen Sie sich keine Sorgen um Ihren Freund«, sagte Nr. 15. »Jeder andere würde direkt im Sack landen, doch Martín lässt der Herr Direktor nicht sterben. Warum, weiß niemand.«
    Fünf Wochen lang blieb David Martíns Zelle leer. Als Bebo ihn in einem weißen Pyjama hertrug wie ein Kind, steckten seine Arme bis zu den Ellbogen in Verbänden. Er erinnerte sich an niemanden und verbrachte die erste Nacht in Selbstgesprächen und Gelächter. Bebo rückte seinen Stuhl vors Gitter, passte die ganze Nacht auf ihn auf und gab ihm Zuckerstücke, die er im Offiziersraum gestohlen und in seinen Taschen versteckt hatte.
    »Señor Martín, sagen Sie nicht solche Dinge, Gott wird Sie strafen dafür«, raunte ihm der Wärter zwischen den Zuckerstückchen zu.

    In der wirklichen Welt war Nr. 12 Dr. Román Sanahuja gewesen, Chefarzt der inneren Medizin am Klinikum, ein integrer, von Größenwahn und ideologischen Eiterbeulen geheilter Mann, den sein Gewissen und die Weigerung, seine Kollegen zu denunzieren, ins Kastell gebracht hatten. Eine Regel besagte, dass keinem Gefangenen in diesen Mauern ein Beruf oder Vorteil zuerkannt wurde, es sei denn, der betreffende Beruf verschaffe dem Direktor einen Vorteil. Bald zeigte sich, dass ihm Dr. Sanahuja sehr nützlich war.
    »Leider Gottes verfüge ich hier nicht über die wünschenswerten medizinischen Mittel«, erklärte ihm der Direktor. »Es ist nun einmal so, dass das Regime andere Prioritäten hat, und es ist kaum von Bedeutung, ob einer von Ihnen in seiner Zelle an Brand verfault. Nach langem Kämpfen habe ich erreicht, dass man mir eine schlecht bestückte Apotheke und einen Quacksalber schickt, der vermutlich nicht einmal in der veterinärmedizinischen Fakultät saubermachen dürfte. Aber so ist das nun mal. Ich weiß, dass Sie, bevor Sie dem Blendwerk der Neutralität verfallen sind, als Arzt ein gewisses Renommee hatten. Aus Gründen, die nichts zur Sache tun, habe ich ein besonderes Interesse, dass uns der Gefangene David Martín nicht vor der Zeit wegstirbt. Wenn Sie sich kooperativ zeigen und mir helfen, ihn in einem annehmbaren Gesundheitszustand zu erhalten, kann ich Ihnen versichern, dass ich Ihnen im Rahmen der Umstände den Aufenthalt an diesem Ort erträglicher machen und persönlich dafür sorgen werde, dass man Ihren Fall überprüft und das Strafmaß

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