Bardenlieder von Silbersee - Die Drachenreiter 1: Schicksalsschlaege (German Edition)
das Grinsen zu beobachten, das sich auf dem Gesicht ihres Ziehbruders breitmachte.
»Du hast ihre Nervenstärke auch ganz schön auf die Probe gestellt!«
Nun musste auch Linara lachen. Doch dann wurde sie wieder ernst. »Sie ist dir wirklich sehr ergeben.«
»Das muss sie wohl sein! Nachdem ich damals mit ihr regelrecht zusammengestoßen bin, als sie gerade im Begriff war, mit einem vollen Beutel dieses Haus zu verlassen, dessen Inhalt nicht ihr gehörte, hätte ich ohne Weiteres von meinem Recht als Soldat Gebrauch machen können, das es mir erlaubt, Gesetzesbrecher, die ich auf frischer Tat ertappe, angemessen zu bestrafen. Oder ich hätte sie zumindest der Justiz übergeben können.«
Linara nickte. Ihr war wohl bewusst, dass das gemäß dem Gesetz des Landes bedeuten würde, dass Sindra jetzt ohne Hände herumlaufen müsste.
»Komm, lass uns zu Bett gehen!« Atharis stand auf und streckte seiner Schwester die Hand entgegen. »Morgen werden wir uns zuallererst um deine Ausrüstung kümmern.«
Kapitel 4 - Söldner des Landes
Der Nebel des frühen Morgens lag noch über dem Land, als Atharis seine Schwester zu einer der Scheunen geleitete.
»Schauen wir mal, was wir für dich finden«, sprach er mehr zu sich selbst, denn zu der Elfe, als er die Tür aufschob. Sie betraten einen Raum, in dem Holzkisten und Truhen scheinbar wahllos übereinander und nebeneinander standen. Das fahle Licht, das durch die schmalen Fenster fiel, zeichnete bläuliche Linien in die staubige Luft.
»Ich habe dir bereits einige Kleidungsstücke auf dein Zimmer bringen lassen, die mir für deine neue Aufgabe geeigneter scheinen. Bequeme, weite Hosen sind beim Kampftraining von Vorteil, doch beim Ritt auf einem Drachen eher hinderlich. Und auch dein dünnes Hemd wird den kalten Wind in luftigen Höhen nicht abhalten können.«
Linara warf ihm einen Blick zu. »Bekomme ich eine Uniform, wie du sie trägst?« Der Gedanke gefiel ihr nicht besonders. Sie mochte ihr weiches Wildlederhemd.
»Das wäre überhaupt nicht zulässig, da du offiziell nicht als Soldat Silbersees rekrutiert wirst.«
»Offiziell?« Linara neigte skeptisch den Kopf zur Seite. Eigentlich wollte sie überhaupt kein Soldat sein – offiziell oder inoffiziell. Sie war in der Erwartung hierher gekommen, gemeinsam mit ihrem Bruder Abenteuer zu bestreiten. In ihrer Vorstellung erlebten Soldaten keine Abenteuer. Sie führten nur Befehle aus – am besten ohne nachzufragen. Ihr Bruder hatte ziemlich oft nachgefragt und das hatte einigen hochrangigen Personen missfallen, zu denen auch der Herzog von Silbersee zu zählen war.
»Ja. Ähm. Das hat etwas mit Politik zu tun, ändert für dich jedoch nicht viel. Kartiana ... ich meine, die Herrin von Silbersee hat mir die Erlaubnis erteilt, einen Trupp von Drachenreitern auf die Beine zu stellen. Die Stadtwache reicht kaum aus, in der Stadt selbst für Ordnung zu sorgen. Im Umland herrscht wie stets das Faustrecht. Gesetzlose verschiedener Rassen planen ungestört ihre Raubzüge von ihren Verstecken in den Wäldern und Bergen aus. Unsere Einheit soll diese Unterschlupfe aufspüren und gegebenenfalls die Ratten in ihren Löchern ausräuchern. Der Herzog, welcher der eigentliche Oberbefehlshaber des Militärs und dadurch mein oberster Vorgesetzter ist, billigt diesen Plan nicht. Er hält die Drachenreiter für Geldverschwendung.« Er machte eine abwertende Handbewegung, die der Herzog besser niemals zu Gesicht bekommen sollte.
»Du wirst ebenso wenig angelobt wie deine Kameraden. Ihr untersteht nur mir. Und im Gegensatz zu mir kann euch kein General oder Feldherr einen Befehl erteilen. Die Bezahlung ist zugegeben nicht besonders gut. Doch da es keine Zuchtbücher gibt, kann ich Drachenjunge, die nicht für das Militär geeignet sind, an Privatpersonen verkaufen. Die Erlöse müssen ausreichen, die Drachenreiter über Wasser zu halten. Das waren die positiven Seiten.«
Er hielt kurz inne, da er aus Linaras ungläubigen Blick schloss, dass sie Zeit brauchte, das Gesagte zu verarbeiten. Schließlich konnte er nicht wissen, dass seine Schwester sich lediglich an dem Wort positiv stieß.
»Die nicht so guten sind, dass es diese Einheit nur so lange gibt, solange ich genügend Goldmünzen zur Verfügung habe oder bis wir dem Herzog unangenehm auffallen. Ich erhalte meine Befehle in erster Linie von der Herrin selbst. Sie wird sich Mühe geben, ihre eigene Idee finanziell zu unterstützen. In wieweit sie
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