Bardenlieder von Silbersee - Die Drachenreiter 1: Schicksalsschlaege (German Edition)
schweißverklebten Haares. Zähne blitzten, als sich die mit schwarzen Bartstoppeln bewehrte, blutverschmierte Visage zu einem Grinsen verzog. Sindra schrie entsetzt und schlug panisch um sich. Doch kopfüber hängend, konnte sie sich nicht befreien. Sie hörte das Lachen wie dumpfen Donner grollen, schloss die Augen und wünschte sich wieder in Ohnmacht zu fallen.
Irgendwo sagte Aster: »Lass sie runter. Cirano, setzt sie ab!«
Cirano? Sindra öffnete die Augen und sah in das lachende Gesicht des Kriegers. »Du ...!« Sie schlug mit geballten Fäusten nach ihrem Gefährten und trommelte auf seinen breiten Brustkorb, der vor Lachen bebte.
Kapitel 9 - Jacharthis
Linara atmete tief durch und schickte sich an, ihr Schwert in die Scheide zurückzustecken. Da fiel ihr die Ursache für Sirvatheks Zögern ein. Das Scheppern und die Kreischlaute waren von jemand verursacht worden, der sich zweifellos in diesem Raum befand. Wieder auf der Hut ließ sie ihren Blick forschend durchs Zimmer gleiten. Doch abgesehen von dem Brandloch an der rückwärtigen Wand und dem zerborstenen Regal vor ihren Füßen bot sich ihr der gleiche Anblick wie zu dem Zeitpunkt, als sie den Raum betreten hatte. Einzig die drückende Dunkelheit schien ein wenig gewichen zu sein.
»Wer ist da?«, flüsterte die junge Waldelfe verunsichert und ärgerte sich im nächsten Augenblick bereits über das leichte Zittern, das unüberhörbar in ihrer Stimme mitschwang.
Zuerst geschah nichts, wodurch sich ihr Unbehagen nur vergrößerte. Doch dann erschallten kehlige Schreie, nicht so aufgebracht wie zuvor, jedoch ebenso deutlich. Linara kauerte sich zwischen die Überreste des Regals und umklammerte den Griff ihres Schwertes.
Nichts regte sich.
»Zeigt Euch!«, forderte sie nun etwas forscher.
Zur Antwort erhielt sie lediglich ein schwaches Scheppern. Wieder konnte sie keine Bewegung ausmachen.
Vorsichtig erhob sie sich und ging den Lauten nach. Ihr Blick huschte nervös umher. Das Herz schlug ihr schwer in der Brust.
Eine Nische des Raumes wurde durch einen dicken Wollvorhang vom Rest des Zimmers abgetrennt. Linara schlich darauf zu. Einen langen Moment blieb sie unmittelbar davor stehen und atmete tief aus und ein. Was auch immer sie dahinter erwarten mochte, sie musste dagegen gewappnet sein.
Dann riss sie den Stoff mit einem heftigen Ruck zur Seite. Hastig sprang sie zurück und hob ihre Waffe abwehrend vor sich.
Doch kein blutdürstiges Monster stürzte sich auf sie.
Auf einer Kommode stand ein großer Vogelkäfig. Darin saß ein Wesen, von dem Linara lediglich aus Sagen und Legenden gehört hatte und nicht gedacht hatte, dass es wirklich existierte: ein Vogel mit einem Federkleid, das in flammendem Rot und dunklem Gold schimmerte – ein Phönix. Er sah die Elfe aus dunklen Augen an, in deren Tiefen ein grünes Feuer zu lodern schien, als würde eine kleine Flamme verborgen in ihrem Inneren brennen. Es lag eine Ernsthaftigkeit und Traurigkeit in dem Blick des Vogels, die Linara noch nie zuvor bei einem Tier beobachtet hatte.
Mit einem erleichterten Aufatmen steckte sie das Schwert in die Scheide.
»Wie kommt ein solch wunderschönes Wesen wie du an einen solch abscheulichen Ort?«, flüsterte sie und wagte sich einen Schritt näher. Der Phönix neigte den Kopf zur Seite und gab ein leises Gurren von sich.
»Ich muss dir danken.« Linara verneigte sich leicht »Du hast mir das Leben gerettet!«
Sie war sich sicher, dass der Vogel sie verstand. Aus irgendeinem Grund schien er mehr als jedes andere Tier auf sie einzugehen. Die junge Waldelfe hatte noch nie erlebt, dass ihr die Kommunikation vom ersten Moment an dermaßen leicht fiel. Es war gerade so, als verstünde der Phönix nicht nur ihre Absichten, sondern tatsächlich jedes einzelne Wort, das sie sagte. Linara fragte sich, ob es womöglich daran lag, dass dieses Geschöpf zweifellos magischer Natur war, so wie sie selbst Teil der Magie war. Vielleicht eröffneten sich ihnen dadurch ganz neue Möglichkeiten.
Fasziniert betrachtete sie den Vogel. Er war wirklich bezaubernd schön – das absolute Gegenteil zu diesem Ort.
Möglicherweise befürchtete der Phönix, sie könne einfach gehen und ihn hier zurücklassen. Vielleicht hatte er es aber auch nur satt, angestarrt zu werden. Linara wurde aus ihren Gedanken gerissen, als er im Käfig zu flattern und mit dem Schnabel gegen die Gitterstäbe zu schlagen begann. Beschwichtigend hob sie eine Hand – der
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