Bardenlieder von Silbersee - Die Drachenreiter 1: Schicksalsschlaege (German Edition)
ein Pfeil zwischen seinen Schulterblättern versenkte. Polternd fiel er zu Boden.
Linara legte zur Vorsicht einen weiteren Pfeil an den Bogen und wartete ab. Doch der Lärm lockte keine weiteren Feinde an und die Türe blieb geschlossen. Von plötzlicher Neugierde gepackt, was sich wohl in dem Raum dahinter befinden mochte, trat die Elfe näher.
Die Klinke war aus Schmiedeeisen gefertigt und kunstvoll geschwungen. Das Türblatt bestand aus schwarzem Holz, auf dem in Goldfarbe ein großer Stern aufgemalt war, umgeben von geheimnisvollen Runensymbolen.
Linara verpasste der Leiche zu ihren Füßen einen Tritt, damit diese ein Stück zur Seite rollte, und drückte die Türklinke vorsichtig nach unten.
Lautlos, fast wie von selbst, schwang die Türe auf.
Der Raum, der sich dahinter erstreckte, wirkte selbst in der Nachtsicht der Elfe bedrückend düster, als wäre die Dunkelheit greifbar. Der Boden war mit unzähligen Teppichen bedeckt. An den Wänden ragten wuchtige Schränke und Regale empor, in denen sich ein unübersichtliches Sammelsurium verstaubter Gegenstände türmte.
Linara trat näher an ein Pult heran, auf dem aufgereiht mehrere Flaschen mit sonderbaren, zähflüssigen Substanzen standen. Auch sie waren mit einer dicken Staubschicht bedeckt. In einer der Flüssigkeiten glaubte Linara undeutlich Augen und die Silhouette eines Schlangenkopfes erkennen zu können. Die Elfe schüttelte sich angeekelt. Nach ihrem Geschmack hatte sie für heute genug von widerlichen Reptilien. Naserümpfend wandte sie sich ab. Wer immer hier wohnte, musste einen makaberen Geschmack haben.
Da verspürte sie einen leisen Windhauch. Linara fuhr herum.
Die Türe schwankte in den Angeln, welche ein markerschütterndes Quietschen und Knarren von sich gaben. Und dann fiel sie mit einem Krachen hart ins Schloss.
Linara schrak zusammen und blickte gehetzt nach allen Seiten.
In dem Raum bot sich ihr derselbe Anblick wie zuvor. Hier war niemand.
Doch die Instinkte der Elfe sagten ihr, dass dieser Anschein trog.
Etwas belauerte sie.
Linara bemühte sich, ihr Schwert leise aus der Scheide zu ziehen, doch das Singen des Metalls erklang kalt und schrill in ihren Ohren. Zögernd ging sie weiter in die Mitte des Raumes. Der Boden knarrte bei jedem Schritt unter ihren Füßen. Ein eiskalter Schauer lief ihr den Rücken hinab. Ihre Augen huschten nervös umher und suchten jeden Winkel ab. Sie wusste, dass Gefahr drohte. Die Luft prickelte von Magie.
Einer bloßen Ahnung folgend, sprang Linara nach vorn und ließ sich in einer Hechtrolle zu Boden fallen. Im selben Augenblick brach ein ohrenbetäubendes Tosen in der Luft über ihr aus und eine sengende Hitzewelle rollte über ihren Rücken hinweg. Linara fing ihren Schwung ab und verharrte wie eine zum Sprung bereite Katze dicht an den Fußboden geduckt. Vor ihren Augen sauste eine leuchtend rote Kugel durch den Raum und prallte an die gegenüberliegende Wand, wo sie in einem Feuerball explodierte. Linara schirmte ihre Augen gegen das plötzliche Licht ab.
Ein höhnisches Lachen erfüllte den Raum.
Die Waldelfe sprang auf die Beine und wirbelte herum, das Schwert zum Schlag erhoben.
Vor ihr ragte eine breitschultrige Gestalt auf. Sie war in pechschwarze Gewänder gehüllt und hielt eine mit Eisendornen bewehrte Keule in den fleischigen Händen. Auf der Stirn des kahlen, klobigen Schädels prangte ein blutroter Edelstein. Eine Narbe zog sich quer über das rechte Auge.
Linara fand, dass die Kreatur selbst für einen Oger äußerst hässlich war.
»Sirvathek, nehme ich an!« In ihrer Stimme schwang eine gehörige Portion Verachtung mit.
Als sie keine Antwort erhielt, trat sie einen Schritt auf den Schamanen zu und holte mit dem Schwert weiter aus.
Sirvathek machte eine kaum wahrnehmbare Bewegung mit der Hand. Sogleich begann das Metall von Linaras Waffe zu glühen. Mit einem Aufschrei schleuderte die Elfe das Schwert von sich und schüttelte ihre versengte Hand.
Der Oger griff in einen Lederbeutel, der an seiner Hüfte hing. Dann machte er eine weitere knappe Geste und warf etwas nach Linara. Die Elfe fand keine Zeit, sich nach einer alternativen Waffe umzusehen, als ein Blitzstrahl auf sie zuschoss. Sie wurde von den Füßen gerissen und zu Boden geschleudert.
Keuchend auf dem Rücken liegend, presste Linara die Arme gegen die schmerzende Brust. Die Gestalt des Ogers ragte drohend über ihr auf. Sirvathek hatte die Keule zu einem Schlag erhoben, der genau auf den Kopf der Waldelfe
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