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Barins Dreieck

Barins Dreieck

Titel: Barins Dreieck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hakan Nesser
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Schwergewicht auf Pizzen und Pastagerichten. Ich schlüpfte hinein und fand ganz hinten in der Ecke einen Tisch. Bestellte Fettucini, einen kleinen Whisky und den Wein des Hauses. Der Kellner wischte sorgfältig den Tisch ab, fragte, ob ich fremd in der Stadt und wegen des Wettkampfs gekommen sei. Ich antwortete nur einsilbig und abweisend, und bald verschwand er im Dunkel.
    Was für ein Wettkampf?, überlegte ich und versuchte mich an den Namen Weigan in irgendeinem Sportzusammenhang zu erinnern, aber es kam mir keine Idee. Natürlich hätte ich mein spätes Mittagessen ebenso gut im Hotel einnehmen können, ich nehme an, es war mein kleines Falschspiel an der Rezeption, das mich davon Abstand nehmen ließ. Zweifellos war es ein sehr viel sichereres Gefühl, sich von dort fern zu halten.
    Die Pasta schmeckte ausgezeichnet. Neben dem Wein und dem Whisky gönnte ich mir zum Kaffee einen kleinen Cognac, und als ich Arnini’s verließ, hatte ich mich zumindest über das Niveau des Brackwassers herausgekämpft.
    Ein paar Stunden strich ich in dem dünnen Nieselregen herum, ziemlich planlos, auch wenn ich erneut versuchte, mir klar zu werden, ob ich wirklich schon einmal hier gewesen war. Aber ich konnte in dieser Frage zu keinem endgültigen Schluss kommen.
    Dagegen fand ich einen ziemlich gut sortierten Weinladen, in dem ich mir zwei anständige Bordeaux besorgte. Außerdem ging ich noch ins Antiquariat am Markt – Krooner’s, wenn ich mich recht erinnere – und kaufte ein Buch. Die Legende von der Wahrheit von J. P. Rimley, von dem ich wusste, dass Friijs es bei irgendeiner Gelegenheit einmal empfohlen hatte.
    Schließlich musste ich ja auf irgendeine Weise den Abend und die Nacht hinter mich bringen.
     
    Als ich zu meinem Zimmer zurückkam, steckte dort eine Mitteilung im Türfutter.

    Bitte melden Sie sich umgehend bei der Rezeption!

    Ich stellte die Tasche mit den Flaschen und Rimley ab. Fuhr mit dem Fahrstuhl wieder hinunter und ging zu dem glänzend polierten Tresen.
    Der Spindeldürre hatte jetzt einen schärferen Zug um den Mund. Ich reichte ihm wortlos die Mitteilung. Er schaute mich an und zog eine Augenbraue hoch.
    »Ich fürchte, ich habe Ihren Namen nicht mitbekommen.«
    »Wieso?«
    »Sie haben sich als Doktor Barboza eingetragen?«
    Ich gab keine Antwort.
    »Vor ungefähr einer Stunde haben wir ein Telegramm erhalten. Doktor Barboza teilte uns mit, dass er leider verhindert sei und nicht zur Konferenz kommen könne. Was sagen Sie dazu?«
    »Das muss ein Missverständnis sein.«
    Plötzlich sah er fast zufrieden aus. Ließ die Zunge über die Zähne gleiten und drehte am Ohrring.
    »Ach, wirklich? Und wenn Sie dieser Doktor Barboza sind, warum sitzen Sie dann nicht mit den anderen im Konferenzsaal?«
    Ich überlegte einen Moment.
    »Hören Sie«, sagte ich und zog einen Hundertguldenschein aus der Brieftasche. »Ich brauche für zwei Nächte ein Zimmer. Und wenn dieser Barboza sowieso nicht zu kommen gedenkt, dann verstehe ich nicht, was für eine Rolle es spielt.«
    Ich schob den Schein über den Tresen, und im Bruchteil einer Sekunde hatte er ihn sich geschnappt und in die Brusttasche gestopft.
    »Na gut«, sagte er. »Aber ich hoffe, Sie entschuldigen, dass ich dennoch auf einer Bezahlung im Voraus bestehen muss. Für das Zimmer, meine ich ...«
     
    Ich bezahlte für zwei Nächte und kehrte in mein zeitweiliges Domizil zurück. Setzte mich für eine Weile an den kleinen Schreibtisch und schaute aus dem Fenster. Es ging auf den Markt hinaus und auf die massive romanische Kirche, die unter einem immer dunkler werdenden Himmel brütete. Insgesamt ein ziemlich ansprechendes Bild, Menschen wanderten dort draußen umher, und ich blieb ein paar Minuten sitzen und betrachtete sie. Scheinbar planlos liefen sie über den offenen Platz – verschwanden in Einfahrten und Geschäften, tauchten wieder auf und schlugen andere Richtungen ein, mal zur einen Seite, mal zur anderen. Blieben ab und zu stehen und schienen miteinander einige Worte zu wechseln, bis sie aufs Neue davoneilten. Das war natürlich nicht besonders außergewöhnlich, aber mir kam der Gedanke, dass ich nicht den Namen eines Einzigen von ihnen wusste. Alle diese Personen, die sich da vor meinen Augen befanden, hätten ebenso gut eine Anhäufung vollkommen anderer Menschen sein können.
    Andererseits: Wenn ich nun mein Fenster öffnete und beispielsweise »Maria« riefe, dann würden sicher einige von ihnen stehen bleiben. Bis auf weiteres

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