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Barins Dreieck

Barins Dreieck

Titel: Barins Dreieck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hakan Nesser
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konzentrieren. Stattdessen stand ich auf und nahm eine lange, heiße Dusche, während ich überlegte, wie ich diesen Tag rumkriegen sollte ... Mir fällt ein, dass ich diese kleinen Vorhaben bereits an anderer Stelle beschrieben habe, aber hier stehen sie nun im richtigen Zusammenhang.
    Schließlich entschloss ich mich zu einem Spaziergang am Fluss entlang. Das Bedürfnis, mich zu bewegen, war überdeutlich und das Wetter bedeutend besser als während meiner Exkursion vor ein paar Tagen zu der Grotte hinauf. Ich wollte die Wirtin diesmal nicht um Proviant bitten, am Fluss standen verschiedene Häuser, und sicher würde ich Geschäfte und Cafés finden, die offen hatten.
    Es wurde ein schöner Tag. Mehr als vier Stunden wanderte ich an dem viel Wasser führenden Fluss entlang. Machte hin und wieder kurze Pausen, während der ich mich auf einen Stein setzte, die beeindruckende Natur betrachtete und den Anglern zuschaute, die ihre Präzisionsangeln in das brausende Wasser warfen. Insgesamt begab ich mich wohl fünf Kilometer stromaufwärts, wo ich ein kleines Café mit angeschlossenem Souvenirladen fand. Ich aß ein Brot und trank zwei Bier, durstig von der Anstrengung und dem heißen Wetter. Kaufte auch noch ein paar Ansichtskarten und unterhielt mich eine Weile mit dem Besitzer, einem fülligen, gemütlichen Tiroler, der ziemlich herumgekommen war, wie sich herausstellte. Er war sogar Anfang der achtziger Jahre für ein paar Stunden zu Besuch in meiner Heimatstadt gewesen.
    Wieder zurück in Graues, aß ich in Gasthof Nummer drei, lief eine Weile herum und schaute mir die Läden an, und als ich durch die Hoteltür ging, zeigte die Uhr bereits sieben Uhr abends. Madame H begrüßte mich wie üblich aus ihrer Portiersloge, fragte, ob ich einen schönen Tag gehabt habe, und ich antwortete, dass er sehr anregend gewesen sei.
    »Ist meine Frau schon zurück?«, fragte ich.
    »Noch nicht.«
    Sie schüttelte den Kopf, und möglicherweise gab es einen kleinen Riss in ihrem Lächeln. Vielleicht hatte sie schon registriert, dass wir ungewöhnlich viel Zeit getrennt voneinander verbrachten, ich und meine Frau. Ich nickte aber vollkommen unbeschwert und nahm den Schlüssel entgegen, den sie über den blank polierten Marmortresen schob.
    Doch als ich oben auf dem Zimmer ankam, platzte etwas in mir. Ohne Vorwarnung wurde ich von äußerst heftigen Bauchschmerzen befallen, wie Messer bohrten sie sich in meinen Bauch, besonders in den Bereich direkt unter dem Nabel, und dann kam die Übelkeit. Ich schleppte mich ins Bad, sank vor dem Toilettenstuhl auf die Knie, und bald hatte ich alles von mir gegeben, was ich im Laufe des Tages gegessen hatte.
    Anschließend wankte ich zurück ins Zimmer und fiel erschöpft aufs Bett. Durch die Balkontüren, die angelehnt waren, hörte ich die Glocke der kleinen Kapelle am Abhang unten halb acht schlagen. Zwei spröde Schläge, die fast unangenehm lange Zeit über dem Tal zu hängen schienen.
    Ich schloss die Augen und versuchte an gar nichts zu denken.
     
    Am Abend des folgenden Tages – es war ein Samstag – erzählte ich Madame H, dass meine Ehefrau verschwunden sei, und nach dem Hochamt am Sonntag kam die Polizei ins Spiel.
    Es geschah in Form eines äußerst freundlichen Herrn Ahrenmeyer, eines sechzigjährigen mageren Mannes, dem stellvertretenden Polizeichef von Graues. In der Winterzeit, wenn die Touristenströme am stärksten waren, hatte er immer noch ein paar Mann zusätzlich zur Hilfe, aber während des restlichen Jahres war die Kriminalität in der Gemeinde so gering, dass man – zumindest laut Madame H – eigentlich ebenso gut ganz und gar auf Uniformen hätte verzichten können. Es gab etwas Unausgesprochenes zwischen ihr und Herrn Ahrenmeyer, aber worauf sich das begründete, konnte ich nie herausfinden. Vielleicht eine enttäuschte Liebe, sie schienen ungefähr im gleichen Alter zu sein.
    Wir saßen draußen auf dem Balkon, und er machte sich in seinem schwarzen Block Notizen, während er Pfeife rauchte und ab und zu seine bedauernde und herzliche Anteilnahme ausdrückte. Seine größte Sorge war zweifellos, dass Ewa in seinem Distrikt und in keinem anderen verschwunden war, aber er war doch weitsichtig genug zu verstehen, dass mein Leiden größer war als seins.
    Er stellte überhaupt keine Fragen, abgesehen von Ewas Aussehen und dem des Audis oder dem Zeitpunkt, wann sie losgefahren war, und als er mich nach knapp zwanzig Minuten verließ, geschah das mit dem

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