Barins Dreieck
Lächeln der jungen Frau, die an der Kasse stand, als ich den Kaffee bezahlte. Was auch immer.
Vielleicht hätte mich der Gegensatz – ein schlechtes Omen und eine übellaunige Kassiererin – von allem abgehalten. So im Nachhinein ist das natürlich schwer zu sagen. Aber es war nun einmal, wie es war, es ist trotzdem gewiss kein dummer Gedanke, dass alles anders hätte laufen können, wenn nur das Wetter in dieser zweiten Märzwoche ein kleines bisschen neutraler gewesen wäre.
In Behrensee war Markttag. Ich parkte vor der Kirche, und mit Hoornes Skizze in der Hand stürzte ich mich ins Gewühl und versuchte mich zu orientieren. Ich sah von hier aus noch keinen Schimmer vom Meer, konnte es aber ganz deutlich in den Nasenflügeln spüren. Vielleicht auch hören: wie ein dumpfes, leises Brausen unter allen Menschenstimmen und dem Lärm, der über dem Markt hing. Ein halb verrostetes Straßenschild gab außerdem Auskunft darüber, dass der Abstand zum Strand nur anderthalb Kilometer betrug.
Aus irgendeinem Grund überfiel mich die unbezwingbare Lust, mich an den Ständen mit Proviant zu versorgen, bevor ich weiterfuhr, und als ich mich eine halbe Stunde später – die Uhr an dem niedrigen, weiß getünchten Rathaus hatte soeben eins geschlagen – zum Strand hinaus bewegte, hatte ich einen ziemlich gut gefüllten Karton neben mir auf dem Beifahrersitz. Obst, Brot, selbstgemachte Marmelade und Käse. Sowie eine Flasche Cidre, mit dem ich, soweit ich verstand, ein wenig vorsichtig sein sollte.
Einige hundert Meter vor der Uferböschung mit hohem Gras und windgepeitschten Büschen teilte sich der Weg, und ich bog nach Süden ab. Laut Janis Hoorne war es nunmehr eine Frage von gut drei Kilometern, und ich musste linkerhand nach einer zerfallenen Mühle Ausschau halten. Dann sollte man den Kirschgartenhof in einem schützenden Ring von Kiefernbäumen gleich unterhalb des Hügels sehen können. Ich fuhr vorsichtig den schmalen Asphaltpfad entlang, der außerdem noch teilweise von Treibsand bedeckt war, und nach ein paar Minuten war ich ganz richtig an der abgerissenen Mühle angekommen. Ich hielt an und schaute mich um.
Genau, da lag rechts ein Haus, das der Beschreibung entsprach, von Bäumen umgeben. Es gab dort auch einen blauen, abgeblätterten Briefkasten und eine Zufahrt, die zu einer Art natürlicher Garage zwischen den Bäumen führte, mit Platz für vier, fünf Fahrzeuge.
Und das war auch das Problem. Unter dem Schatten spendenden Dach stand ein roter Mercedes, und ich musste erkennen, dass das warme Wetter nicht nur ein Bundesgenosse war, wie ich es mir eingebildet hatte. Offenbar hatte es auch noch andere Menschen ans Meer gelockt, und da ich keine besonders große Lust hatte, entweder mit Mariam Kadhar oder sonst jemandem zusammenzutreffen, ließ ich die Kupplung kommen und rollte langsam weiter südwärts.
Als ich außer Sichtweise des Hauses war, bog ich von dem Weg ab und parkte bei einer weiteren Ansammlung knorriger Fichten. Ich nahm an, dass man sie hinter dem Strand angepflanzt hatte, damit sie den Sand halten sollten, aber sicher dienten sie auch gut als schattige Picknickplätze für Familien, die in den Sommermonaten ihren Sonntagsausflug hierher machten. Zumindest in den Bereichen, die sich zwischen den Ferienhäusern erstreckten, die ziemlich vereinzelt dalagen, in sicherem Abstand voneinander. Ich hatte keinen richtigen Eindruck von Reins Haus bekommen, zog aber doch den Schluss, dass es in die alleroberste Preisklasse gehörte.
Und warum auch nicht?
Mit meinem Karton in der Hand trat ich hinaus in den Wind und ging an den Strand. Wanderte eine ziemlich lange Strecke wieder zurück nach Norden. Ich hielt mich an den festen, feuchten Sand, der ab und zu von der schäumenden Brandung geleckt wurde, und ging in verhaltener Geschwindigkeit, das Gesicht fast nach hinten gedreht, genau der gleißenden Sonne zugewandt. Über dem Wasser schwebten Möwen und erfüllten die Luft mit ihren klagenden Schreien. Ein einsamer Jogger in rotem Trainingsanzug und eine Frau mit Hund begegneten mir, ansonsten lag der Strand verlassen da: bis hin zur Landzunge vor Behrensee, wo das Land langsam anstieg – und auch nach Süden hin, soweit man sehen konnte.
Nach vielleicht zwanzig Minuten kletterte ich erneut den Abhang hinauf. Begann wieder zurück zu den Sanddünen zu gehen, und als ich mich ungefähr auf gleicher Höhe mit dem Kirschgartenhof befand, kroch ich in eine schützende Kuhle und bereitete
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