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Barins Dreieck

Barins Dreieck

Titel: Barins Dreieck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hakan Nesser
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Der Abstand zum Haus betrug gut und gerne zwanzig Meter, und ich schätzte, dass es ein ziemlich risikofreies Unternehmen sein würde, sich im Schatten der Dunkelheit dorthin zu schleichen und zu graben. Der Mercedes stand immer noch da. Ich hatte flüchtig ein paar Menschen erspäht, aber offensichtlich hielt man sich trotz des Wetters vorwiegend drinnen auf. Oder zumindest geschützt vor fremden Blicken. Ich selbst lag die meiste Zeit auf dem Bauch, den Kopf zwischen zwei Grasbüschel geschoben, und hatte auf diese Art und Weise einen guten Überblick darüber, was sich möglicherweise dort im Kirschgartenhof ereignen würde.
    Was nicht besonders viel war. Und nicht besonders aufregend. Während ich dalag und darauf wartete, dass die Dunkelheit einsetzen würde, gelang es mir, zwanzig Zigaretten zu rauchen, was mehr als meine normale Tagesration ist, und mein Proviant war schon lange vor der Dämmerung aufgebraucht.
    Aber es gab auch eine wachsende Ruhe. Eine Art Verschnaufpause in diesen ereignislosen Stunden am Strand, und ich denke, die brauchte ich, speicherte sie in mir, um sie später wieder hervorzuholen. Nach meiner erinnerungslosen Minute und dem schockartigen Erwachen entspannten sich meine Nerven, die Erregung im Körper ließ nach, und als ich mich kurz nach halb neun vorsichtig aufmachte, um mich dem Haus zu nähern, fühlte ich mich nicht besonders nervös. In einem Fenster im Erdgeschoss war Licht, aber der Schein reichte nur wenige Meter auf den Rasen, und mir war klar, dass die Sonnenuhr für einen möglichen Betrachter im Haus sich vermutlich nicht einmal vor dem Strandwall und den umstehenden dunklen Bäumen abhob.
    Ich schlich geduckt über das Gras. Erreichte die Uhr, die auf einem meterhohen gemauerten Sockel stand. Ich suchte mit den Händen in der losen Erde um diesen Fuß herum. Einen Spaten mitzunehmen hatte ich gar nicht in Erwägung gezogen, ich wusste ja, dass Rein kaum die Möglichkeit gehabt hatte, besonders tief zu graben, und nach nur wenigen Minuten der Suche stieß ich ganz richtig auf das, was ich suchte.
    Es war ein ziemlich kleines, flaches Paket. Genau wie er es beschrieben hatte, war es in ein Stück Wachstuch gewickelt, das wohl so fünfzehn mal zwanzig Zentimeter groß und ein paar Zentimeter dick war. Ich bürstete es ab, strich die Erde um den Sockel wieder glatt und schlich zurück zwischen die Bäume, hinunter zum Strand. Gerade in dem Moment, als ich über den Hügel kam, brach der Mond hinter einer Wolke hervor und legte einen Teppich glitzernden Silbers über die Bucht. Mir war klar, dass auch dies nur eines der vielen Zeichen war.
     
    Die Rückfahrt nach A. dauerte eineinhalb Stunden. Meine Gemütsverfassung war immer noch konzentriert und neutral. Reins Paket lag neben mir auf dem Beifahrersitz, und ich warf ab und zu einen Blick darauf, ohne dass es irgendeine Erregung oder viele Gedanken in mir erweckt hätte.
    Und als ich später – nachdem ich Wagen und Schlüssel nach üblicher Manier bei Hertz abgeliefert hatte – ein paar Drinks im Vlissingen nahm, da erinnere ich, dass ich es sogar ein paar Mal unbewacht auf meinem Tisch liegen ließ, während ich zur Bar oder Toilette ging.
    Vielleicht ging es darum, dem Schicksal eine Chance zu geben, wenn nicht sogar, es herauszufordern. Dass es eingreife, bevor es zu spät war.
    Aber nichts in dieser Richtung passierte. Das Schicksal war an diesem Abend nicht im Dienst. Ich kam so gegen Mitternacht wieder in meiner Wohnung an, und nachdem ich Beatrices Kiste sauber gemacht und ihr Fressen gegeben hatte, schob ich das ziemlich schmutzige Dokument hinter die oberste Bücherreihe im Bücherregal. Beschloss außerdem, es dort ein paar Tage liegen zu lassen, um auch mir selbst eine zumindest hypothetische Chance zu geben, von dieser ganzen Sache die Finger zu lassen.
    Offenbar war mein Nachmittagsschlaf draußen am Meer nicht ausreichend gewesen, denn ich erinnere mich, dass ich es kaum schaffte, mir die Kleider auszuziehen, bevor ich ins Bett fiel.
    An gewissen Tagen kann es vorkommen, dass man abends als anderer Mensch ins Bett geht, als man morgens aufgestanden ist. Ich weiß, dass ich gerade noch denken konnte – bevor ich an diesem ermüdenden Abend einschlief –, dass es genau so ein Tag gewesen war.
     
     
     
N achdem sie losgefahren war, ging ich wieder zu Bett. Lag eine Weile dort und versuchte in den beiden Büchern zu lesen, die ich gerade als Lektüre hatte, aber es fiel mir schwer, mich zu

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