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Barrayar

Barrayar

Titel: Barrayar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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»Das weiß ich fast nie. Gib mir einen Tipp.« Sie lehnte sich zurück und lächelte. Piotr hatte sich nach und nach dafür begeistert, ihr Barrayar zu erklären, er schien sich immer zu freuen, wenn er einen neuen weißen Fleck der Unwissenheit bei ihr entdeckte, den er mit Informationen und Meinungen füllen konnte. Sie hatte das Gefühl, er könnte ihr die ganzen nächsten zwanzig Jahre lang Vorträge halten, ohne Mangel an verblüffenden Themen zu haben.
    »Des Kaisers Geburtstag ist das traditionelle Ende des Rechnungsjahres, für den Distrikt eines jeden Grafen in Beziehung zur kaiserlichen Regierung. Mit anderen Worten, es ist der Tag, an dem die Steuern fällig werden, außer – dass die Vor nicht besteuert werden. Das würde eine zu untergeordnete Beziehung zum Imperium bedeuten. Statt dessen geben wir dem Kaiser ein Geschenk.«
    »Aha …«, sagte Cordelia. »Sie verwalten doch diese Gegend nicht für ein Jahr um sechzig kleiner Säcke voll Gold willen, Sir.«
    »Natürlich nicht. Die wirklichen Summen sind heute schon vorher von Hassadar nach Vorbarr Sultana über Kom-Link transferiert worden. Das Gold ist nur symbolisch.«
    Cordelia runzelte die Stirn: »Einen Augenblick. Habt ihr das nicht schon einmal in diesem Jahr getan?«
    »Im Frühling für Ezar, ja. So haben wir nur das Datum für unser Rechnungsjahr geändert.«
    »Bringt das nicht euer Banksystem durcheinander?«
    Er zuckte die Achseln: »Wir kommen zurecht.« Plötzlich grinste er: »Was glaubst du, woher überhaupt das Wort ›Graf‹ kommt?«
    »Von der Erde, dachte ich. Ein Wort aus der Voratomzeit – tatsächlich spätrömisch – für einen Adeligen, der eine Grafschaft leitete. Oder vielleicht war der Distrikt nach dem Rang benannt.«
    »Auf Barrayar ist Count, also ›Graf‹, eine Abkürzung von ›Accountant‹, d.h. Buchhalter. Die ersten ›Counts‹ waren Varadar Taus Steuereintreiber. Übrigens ein erstaunlicher Bandit, dieser Varadar Tau, du solltest einmal etwas über ihn nachlesen.«
    »Und die ganze Zeit dachte ich, Graf wäre ein militärischer Rang, der mittelalterliche Geschichte nachahmt!«
    »Oh, der militärische Teil kam gleich darauf, als die alten Schläger zum ersten Mal versuchten, einen fertigzumachen, der keinen Tribut zahlen wollte. Später bekam dann der Rang mehr Glanz.«
    »Das habe ich nicht gewusst.« Sie schaute ihn mit einem plötzlichen Verdacht an: »Du nimmst mich doch nicht auf den Arm, Sir, oder?«
    Er breitete seine Hände in einer abwehrenden Geste aus.
    Überprüfe deine Vermutungen, dachte Cordelia amüsiert bei sich, wirklich, überprüfe deine Vermutungen schon an der Tür.
    Sie kamen am großen Tor der Kaiserlichen Residenz an. Die Atmosphäre war an diesem Abend ganz anders als bei einigen von Cordelias früheren Besuchen bei dem sterbenden Ezar und den anschließenden Trauerzeremonien.
    Bunte Lichter hoben architektonische Details an den steinernen Fassaden hervor. Die Gärten leuchteten, Fontänen glitzerten.
    Schön gekleidete Menschen belebten die Szenerie, sie strömten aus den Staatsräumen des Nordflügels auf die Terrassen. Aber die Überprüfungen durch die Wachen waren nicht weniger gründlich, und die Anzahl der Wachen hatte sich beträchtlich vervielfacht. Cordelia hatte das Gefühl, dies würde ein wesentlich weniger ausgelassenes Fest als manche, an denen sie in den Straßen der Stadt vorbeigekommen waren.
    Arals Wagen hielt hinter ihrem, als sie bei einem westlichen Säulengang ausstiegen, und Cordelia hängte sich wieder dankbar an seinem Arm ein.
    Er lächelte sie stolz an, und als sie einen Augenblick relativ unbeobachtet waren, küsste er sie verstohlen auf ihren Nacken und genoss den Duft der Blumen in ihrem Haar. Sie erwiderte seine Zärtlichkeit, indem sie heimlich seine Hand drückte. Sie schritten durch die Türen und einen Korridor. Ein Haushofmeister in der Livree des Hauses Vorbarra kündigte sie laut und vernehmlich an, und dann fanden sie die Blicke von – so schien es Cordelia einen Moment lang – einigen tausend kritischen Augenpaaren der barrayaranischen Vor-Klasse auf sich gerichtet. In Wirklichkeit waren nur ein paar hundert Leute in dem Raum. Besser als die Mündung eines auf volle Kraft eingestellten Nervendisruptors zu schauen, allemal. Wirklich.
    Sie gingen herum, tauschten Grüße aus, erwiesen Reverenzen. Warum können diese Leute keine Namensschilder tragen? dachte Cordelia hilflos.
    Wie üblich schien jeder außer ihr jeden anderen zu kennen. Sie

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