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Barrayar

Barrayar

Titel: Barrayar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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Cordelia wanderte an den Rand der Gruppe.
    Sie trat still zurück und trennte sich von ihnen (sie versuchte, nicht zu denken: von der Herde) für einen Moment ruhiger Betrachtung. Was für eine seltsame Mischung Barrayar war, im einen Augenblick heimelig und vertraut, im nächsten erschreckend und fremdartig … aber sie zogen eine tolle Show ab … ah! Das war es, was an der Szene fehlte, erkannte Cordelia: Auf Kolonie Beta würde man eine Zeremonie dieser Größe komplett über Holovid übertragen, damit man planetenweit live daran teilnehmen konnte. Jede Bewegung würde zu einem sorgfältig choreographierten Tanz um die Vid-Ecken und das Timing der Kommentatoren gehören, und zwar so sehr, dass das Ereignis, das aufgezeichnet wurde, dadurch fast zunichte gemacht würde. Hier war kein Holovid in Sicht. Die einzigen Aufnahmen wurden von der Sicherheitsabteilung gemacht, und zwar für deren eigene Zwecke, zu denen Choreographie nicht gehörte. Die Menschen in diesem Raum tanzten nur füreinander, die ganze prunkvolle Darbietung wurde vergnügt der Zeit überantwortet, die sie für immer mit sich nahm: schon morgen würde das Ereignis nur noch in ihren Gedächtnissen existieren.
    »Lady Vorkosigan?«
    Cordelia wurde von einer höflichen Stimme aus ihrem Nachsinnen gerissen. Sie wandte sich um und sah Kommodore Graf Vordarian. Dass er die rot-blaue Uniform trug statt der persönlichen Livree in den Farben seines Hauses, zeigte an, dass er im aktiven Dienst stand, zweifellos schmückte er das Kaiserliche Hauptquartier – in welcher Abteilung? Ach ja, Einsatzplanung, hatte Aral gesagt. Er hatte ein Glas in der Hand und lächelte freundlich.
    »Graf Vordarian«, erwiderte sie und lächelte ebenfalls. Sie hatten sich oft genug im Vorübergehen gesehen, so dass Cordelia beschloss, sie als einander vorgestellt zu betrachten. Diese Geschichte mit der Regentschaft würde nicht vorbeigehen, wie sehr sie sich das auch wünschte, es war Zeit, und zwar schon längst, dass sie ihre eigenen Beziehungen knüpfte und aufhörte, Aral bei jedem neuen Schritt mit der Bitte um Rat zu behelligen.
    »Gefällt es Ihnen hier?«, fragte er.
    »O ja.« Sie versuchte, noch ein paar weitere Worte zu finden. »Es ist außerordentlich schön.«
    »Wie Sie, Mylady.« Er hob sein Glas in ihre Richtung mit der Geste eines Toasts und nippte dann daran.
    Ihr Herz krampfte sich zusammen, aber sie erkannte den Grund dafür, bevor ihre Augen mehr taten als sich nur leicht zu weiten: Der letzte barrayaranische Offizier, der ihr zugetoastet hatte, war der verstorbene Admiral Vorrutyer gewesen, in einer ganz anderen gesellschaftlichen Situation. Vordarian hatte zufällig genau diese Geste nachgeahmt. Aber jetzt war keine Zeit für Erinnerungen an die damalige Tortur. Cordelia blinzelte. »Lady Vorpatril hat mir viel geholfen. Sie ist sehr großzügig.«
    Vordarian nickte taktvoll in Richtung ihres Rumpfes. »Ich habe gehört, dass man auch Ihnen gratulieren darf. Wird es ein Junge oder ein Mädchen?«
    »Wie? Ach ja. Ja, ein Junge, danke. Er soll Piotr Miles heißen, sagte man mir.«
    »Ich bin überrascht. Ich dachte, der Lordregent hätte zuerst gern eine Tochter gehabt.«
    Cordelia reckte den Kopf, Vordarians ironischer Ton irritierte sie. »Wir haben das begonnen, bevor Aral Regent wurde.«
    »Aber Sie wussten sicher, dass er die Ernennung bekommen würde.«
    »Ich wusste es nicht. Aber ich dachte, ihr barrayaranischen Militaristen wäret alle verrückt auf Söhne. Warum dachten Sie an eine Tochter?« Ich möchte ja eine Tochter …
    »Ich nahm an, Lord Vorkosigan würde bezüglich seiner langandauernden … hm … Tätigkeit natürlich vorausdenken. Was für eine bessere Methode gäbe es denn, die Fortdauer seiner Macht nach dem Ende der Regentschaft zu sichern, als hübsch in die Position des Schwiegervaters des Kaisers zu schlüpfen?«
    Cordelia stutzte. »Denken Sie, er würde bei der Kontinuität einer planetarischen Regierung auf den Zufall setzen, dass zwei Teenager in eineinhalb Jahrzehnten sich ineinander verlieben könnten?«
    »Verlieben?« Jetzt schaute er verblüfft drein.
    »Ihr Barrayaraner seid ja …«, sie biss sich auf die Lippe, bevor sie sagen konnte: verrückt. Das wäre unhöflich gewesen. »Aral ist sicher … praktischer.« Obwohl sie ihn wohl kaum unromantisch nennen konnte.
    »Das ist außerordentlich interessant«, stieß er hervor. Sein Blick fiel immer wieder auf ihren Unterleib. »Glauben Sie, er erwägt etwas

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