Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Barrayar

Barrayar

Titel: Barrayar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
Vom Netzwerk:
stellte sich vor, eine Gespräch so zu eröffnen: Hallo Sie, Vor-Typ … Sie packte Aral fester und versuchte, eher geheimnisvoll und exotisch auszusehen als sprachlos und verloren.
    Die kleine Zeremonie mit den Säckchen voller Münzen fand in einem anderen Saal statt, die Grafen oder ihre Repräsentanten standen Schlange, um sich jeder mit ein paar formellen Worten ihrer Verpflichtung zu entledigen.
    Kaiser Gregor, dessen Zeit ins Bett zu gehen nach Cordelias Vermutung schon längst gekommen war, saß mit seiner Mutter auf einer erhöhten Bank, er wirkte klein und wie in einer Falle gefangen und versuchte mannhaft, sein Gähnen zu unterdrücken. Cordelia kam der Gedanke, ob er die Säcke mit den Münzen tatsächlich behalten musste oder ob sie einfach wieder in Umlauf gebracht und nächstes Jahr wieder präsentiert wurden.
    Tolle Geburtstagsfeier: Kein einziges anderes Kind war zu sehen. Aber die Abfertigung der Grafen ging ziemlich flott vor sich, vielleicht konnte das Kind dem Ganzen bald entfliehen.
    Ein Vasall in rot-blauer Uniform kniete vor Gregor und Kareen nieder und überreichte sein Säckchen aus kastanienbrauner und goldener Seide.
    Cordelia erkannte Graf Vidal Vordarian, den tellergesichtigen Mann, von dem Aral höflich gesagt hatte, er gehöre der ›zweitkonservativsten Partei‹ an, d.h. er habe in etwa die gleichen politischen Anschauungen wie Graf Piotr. Arals Ton hatte dabei aber geklungen, als sei dies eine Code-Formel für ›isolationistischer Fanatiker‹. Der Mann sah nicht wie ein Fanatiker aus. Frei von entstellendem Ärger war sein Gesicht viel anziehender, er wandte es jetzt Prinzessin Kareen zu und sagte etwas, das sie veranlasste, ihr Kinn zu heben und zu lachen. Seine Hand ruhte für einen Moment auf ihrem vom Kleid verdeckten Knie, und ihre Hand bedeckte kurz die seine, bevor er sich wieder etwas mühsam erhob, sich verneigte und Platz für den nächsten Mann machte. Kareens Lächeln erlosch, als Vordarian ihr den Rücken kehrte.
    Gregors bekümmerter Blick traf auf Aral, Cordelia und Droushnakovi, er sprach ernst zu seiner Mutter. Kareen winkte eine Wache herbei, und ein paar Minuten später näherte sich ein Wachkommandant Aral und Cordelia und bat um die Erlaubnis, Drou wegholen zu dürfen. Sie wurde durch einen unauffälligen jungen Mann ersetzt, der ihnen außerhalb Hörweite folgte und nur undeutlich in den Augenwinkeln sichtbar wurde, ein hübscher Trick für einen Kerl dieser Größe.
    Glücklicherweise trafen Cordelia und Aral bald auf Lord und Lady Vorpatril, mit denen sich Cordelia ohne politisch-soziale Vorbehalte zu sprechen traute. Lord Vorpatrils rot-blaue Paradeuniform machte die gute Erscheinung des dunkelhaarigen Obersten vollkommen. Lady Vorpatril übertraf ihn noch in einem karneolfarbenen Kleid mit dazu passenden Rosen in der Wolke ihres schwarzen Haares, das die samtige Weiße ihrer Haut betörend hervorhob. Die beiden bildeten, so dachte Cordelia, ein archetypisches Vor-Paar, kultiviert und von heiterer Gelassenheit. Der Eindruck wurde nur leicht getrübt dadurch, dass Cordelia allmählich aus der etwas zusammenhanglosen Konversation Oberst Vorpatrils erkannte, dass dieser betrunken war. Er war allerdings ein fröhlicher Betrunkener, seine Persönlichkeit wurde nur etwas erweitert, nicht unangenehm verändert.
    Vorkosigan, der von einigen Männern weggezogen wurde, die sich ihm mit entschlossenem Blick genähert hatten, übergab Cordelia der Obhut von Lady Vorpatril. Die beiden Frauen steuerten auf die eleganten Hors d’œuvre-Tabletts zu, die von noch mehr menschlichen Dienern dargereicht wurden, und tauschten Schwangerschaftsklatsch aus. Lord Vorpatril entschuldigte sich hastig und folgte einem Tablett, auf dem Wein angeboten wurde. Alys entwarf die Farben und den Schnitt für Cordelias nächstes Kleid. »Schwarz und weiß, für dich, für das Winterfest«, entschied sie mit Autorität. Cordelia nickte sanft und fragte sich, ob sie sich wirklich bald zu einem Festmahl niedersetzen würde oder ob man von ihnen erwartete, dass sie weiterhin die vorbeigetragenen Tabletts leerten.
    Alys führte sie auf die Damentoilette, einem Gegenstand ihres stündlichen Interesses aufgrund ihrer schwangerschaftsbelasteten Blasen, und stellte sie auf dem Rückweg einigen weiteren Damen ihres verfeinerten gesellschaftlichen Kreises vor. Alys geriet dann in eine lebhafte Diskussion mit einer alten Freundin bezüglich einer bevorstehenden Party für die Tochter dieser Frau, und

Weitere Kostenlose Bücher