Barrayar
du?«
»Nachsehen, wen Koudelka geschnappt hat.« Sie folgte ihm durch die Tür. »Du bleibst hier«, befahl er.
»Nein.«
Er blickte zornig zu ihr zurück, und sie fegte den Blick mit einer ebenso wilden Geste zur Seite, als pariere sie einen Schwerthieb. »Ich gehe mit dir.«
»Also, dann komm.« Er drehte sich mit einem Ruck um und ging auf die Treppe zum Erdgeschoß zu, den Rücken zornig gestrafft.
»Du wirst doch nicht«, flüsterte sie grimmig, nur für ihn hörbar, »jemanden in meiner Gegenwart umbringen.«
»Werde ich das nicht?«, flüsterte er zurück. »Werde ich nicht?« Seine Schritte waren heftig, die nackten Füße quietschten auf den Steinstufen.
In der großen Eingangshalle herrschte Chaos: sie war voll von ihren Wachen, Männern in der Livree des Grafen und Sanitätern. Ein Mann in der schwarzen Arbeitsuniform der Nachtwachen, von dem Cordelia nicht erkennen konnte, ob er noch lebte, lag auf dem Mosaikboden, zu seinen Häuptern stand ein Sanitäter. Beide waren vom Regen durchnässt und mit Schlamm beschmiert. Mit Blut vermischtes Wasser bildete kleine Pfützen unter ihnen.
Oberstleutnant Illyan kam gerade mit einem Adjutanten zur Vordertür herein, in seinem Haar glitzerten Wassertropfen von dem nebligen Nieselregen. Er sagte: »Lasst mich wissen, sobald die Techniker mit dem Kirlian-Detektor hier sind. In der Zwischenzeit soll sich jeder von der Wand da und aus dem Durchgang fernhalten. Mylord!«, rief er, als er Vorkosigan erblickte. »Gott sei Dank, Sie sind in Ordnung!«
Vorkosigan knurrte wortlos in tiefer Kehle. Ein Haufen Männer umringte den Gefangenen, der mit dem Gesicht zur Wand lehnte, eine Hand hielt er über seinem Kopf, die andere steif an der Seite seltsam abgewinkelt.
Droushnakovi stand in der Nähe, in einem nassen Nachthemd. Eine metallene Armbrust baumelte von ihrer Hand, offensichtlich war dies die Waffe, mit der man die Gasgranate durch das Fenster geschossen hatte.
Sie hatte einen blauen Flecken im Gesicht und stillte mit der anderen Hand ihr Nasenbluten. Auf ihrem Nachthemd waren vereinzelte Blutflecken. Auch Koudelka war anwesend, auf sein Schwert gestützt, ein Fuß nachgezogen. Er trug eine nasse und beschmutzte Uniform und Hauspantoffel und blickte säuerlich drein.
»Ich hätte ihn gehabt«, stieß er hervor, offensichtlich einen in Gang befindlichen Streit fortsetzend, »wenn du nicht angerannt gekommen wärst und mir zugerufen hättest …«
»Ach, wirklich!«, gab Droushnakovi zurück. »Nun gut, entschuldige, aber ich seh’ das nicht so. Mir scheint, er hatte dich gepackt und flach auf den Boden gelegt. Wenn ich nicht gesehen hätte, wie seine Beine die Mauer hinaufkletterten …«
»Haltet die Klappe! Da kommt Lord Vorkosigan!«, zischte ein anderer Wächter. Die Männer drehten sich um und traten vor ihm zurück.
»Wie ist er hereingekommen?«, begann Vorkosigan und hielt dann inne.
Der Mann trug die schwarze Arbeitsuniform des Militärs. »Sicherlich keiner von Ihren Leuten, Illyan!« Seine Stimme knirschte wie Metall auf Stein.
»Mylord, wir mussten ihn lebend bekommen, damit wir ihn verhören können«, sagte Illyan unsicher neben Vorkosigans Schulter, halb hypnotisiert durch denselben Blick, vor dem die Wachen zurückgewichen waren. »Vielleicht steckt mehr in dieser Verschwörung. Man kann nicht …«
Der Gefangene drehte sich um und wendete seinen Fängern das Gesicht zu. Einer der Wächter sprang vor, um ihn wieder in die Stellung an die Wand zu schieben, aber Vorkosigan winkte ihm, beiseite zu treten. Da Cordelia in diesem Augenblick hinter ihrem Mann stand, konnte sie Vorkosigans Gesicht nicht sehen, aber seine Schultern verloren ihre mörderische Spannung und der Zorn verschwand aus seinem Rückgrat und hinterließ nur ein Rinnsal von Schmerz. Das verzerrte Gesicht über dem schwarzen Kragen gehörte Evon Vorhalas.
»Ach, doch nicht sie beide « , stöhnte Cordelia.
Hass ließ Vorhalas stoßweise atmen, als er sein beabsichtigtes Opfer wütend anstarrte. »Du Scheißkerl. Du schlangenkalter Scheißkerl. Sitzt da kalt wie Stein, während sie ihm den Kopf abschlagen. Hast du da was gefühlt? Oder haben Exzellenz es genossen? Ich habe mir damals geschworen, ich werde dich umlegen.«
Es herrschte ein langes Schweigen, dann lehnte sich Vorkosigan nahe neben ihn und stützte sich mit einem Arm neben Vorhalas Kopf auf der Wand ab. Er flüsterte heiser: »Du hast mich verfehlt, Evon.«
Vorhalas spie ihm ins Gesicht, der Speichel war
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