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Barrayar

Barrayar

Titel: Barrayar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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Anziehen, Mann!« Seine Stimme rasselte wie Schottersteine.
    Ein Mann in mittlerem Alter, dessen Haare steif in die Luft standen und der zur Hose eine Pyjamajacke und Hauspantoffeln trug, lud im Gästeschlafzimmer Geräte ab, als sie aus der Dusche kamen. Er nahm einen Druckkanister aus seiner großen Tasche und befestigte daran eine Atemmaske, dabei schaute auf Cordelias sich rundenden Unterleib und dann auf Vorkosigan.
    »Mylord, sind Sie sicher bezüglich der Bestimmung des Gases?«
    »Unglücklicherweise ja. Es war Soltoxin.«
    Der Doktor neigte den Kopf: »Es tut mir leid, Mylady.«
    »Schadet das meinem …« Sie würgte an dem Schleim.
    »Schweigen Sie und geben Sie es ihr«, fauchte Vorkosigan.
    Der Doktor setzte ihr die Maske über Nase und Mund. »Atmen Sie tief. Einatmen … ausatmen. Weiter ausatmen. Jetzt einatmen. Anhalten …«
    Das Gegengiftgas hatte einen frischen Geschmack, kühler, aber fast ebenso ekelerregend wie das ursprüngliche Gift. Ihr Magen rebellierte, aber er hatte nichts mehr, das er von sich geben konnte. Sie blickte über die Maske zu Vorkosigan, der sie anschaute, und sie versuchte, beruhigend zu lächeln. Die Wirkung des Giftes schien bei ihm zuzunehmen: er schien grauer und gequälter mit jedem Atemzug, den sie tat. Sie war sich sicher, dass er eine größere Dosis abbekommen hatte als sie, und deshalb schob die die Maske beiseite und sagte: »Bist nicht jetzt du an der Reihe?«
    Der Doktor drückte die Maske wieder zurück und sagte: »Noch einen weiteren Zug, Mylady, um sicherzugehen.« Sie inhalierte tief, und der Doktor brachte die Maske zu Vorkosigan, der keine Anleitung für die Prozedur zu brauchen schien.
    »Vor wie vielen Minuten ging das Gift los?«, fragte der Arzt besorgt.
    »Ich bin mir nicht sicher. Hat jemand sich die Zeit gemerkt? Sie, ach …«
    Sie hatte den Namen des jungen Wächters vergessen.
    »Vor etwa fünfzehn oder zwanzig Minuten, glaube ich, Mylady.«
    Die Erleichterung des Arztes war spürbar. »Dann dürfte es jetzt in Ordnung sein. Sie beide werden für ein paar Tage ins Krankenhaus gehen. Ich arrangiere den Transport. War sonst noch jemand dem Gift ausgesetzt?«, fragte er den Wächter.
    »Doktor, warten Sie.« Der Arzt hatte schon den Kanister und die Maske wieder an sich genommen und war auf dem Weg zur Tür. »Was wird dieses … Soltoxin meinem Baby antun?«
    Er wich ihrem Blick aus. »Das weiß niemand. Bisher hat noch keiner dieses Gift überlebt ohne sofortige Behandlung mit dem Gegenmittel.«
    Cordelia spürte, wie ihr Herz klopfte. »Aber vorausgesetzt, die Behandlung …« Ihr gefiel sein mitleidiger Blick nicht, deshalb wandte sie sich an Vorkosigan: »Ist das …«, aber das Wort blieb ihr im Hals stecken, als sie sein Gesicht sah: bleiern grau, durchzuckt von Schmerz und aufkommendem Zorn, das Gesicht eines Fremden mit den Augen eines Liebenden, die endlich ihrem Blick begegneten.
    »Sagen Sie es ihr«, flüsterte er dem Arzt zu, »ich kann es nicht.«
    »Müssen wir sie beunruhigen?«
    »Jetzt. Bringen Sie’s hinter sich.« Seine Stimme klang brüchig und krächzend.
    »Das Problem ist das Gegenmittel, Mylady«, sagte der Arzt zögernd. »Es ist ein starkes Teratogen. Zerstört die Knochenentwicklung im heranwachsenden Fötus. Ihre Knochen sind schon ausgewachsen, deshalb macht es Ihnen nichts, abgesehen von einer erhöhten Neigung zu arthritischen Störungen, die man behandeln kann … falls und sobald sie auftreten …« Er verstummte, als sie ihre Augen schloss und ihn nicht mehr anblickte.
    »Ich muss den Wächter in der Halle sprechen«, fügte der Arzt hinzu.
    »Gehen Sie, gehen Sie!«, erwiderte Vorkosigan und entließ ihn. Der Arzt zog sich durch die Tür nach draußen zurück, vorbei an dem Wächter, der mit Vorkosigans Kleidern eintraf.
    Cordelia öffnete ihre Augen wieder, zu Vorkosigan gewandt, und sie blickten einander an.
    »Der Ausdruck auf deinem Gesicht …«, flüsterte er, »das ist nicht … Weine! Wüte! Tu etwas!« Seine Stimme wurde rau und heiser. »Hasse mich wenigstens!«
    »Ich kann noch nichts fühlen«, erwiderte sie flüsternd, »morgen vielleicht.« Jeder Atemzug brannte wie Feuer.
    Mit einem gemurmelten Fluch zog er sich die Kleider über, eine Garnitur der grünen Interimsuniform. »Ich kann etwas tun.«
    Es war das Gesicht des Fremden, das das seine besetzt hielt. Worte hallten hohl in ihrem Gedächtnis wider: Wenn der Tod eine Uniform trüge, dann würde er genau so aussehen.
    »Wohin gehst

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