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Barrayar

Barrayar

Titel: Barrayar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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wie Beutel mit Schweineschmalz.
    »Können Sie das spüren?«, fragte Dr. Ritter.
    »Was spüren?«
    »Gut.« Er nickte der Assistentin zu, und sie legten sie wieder in die Ausgangslage. Die Assistentin machte Cordelias Bauch frei und schaltete das Sterilisierfeld ein. Der Chirurg tastete sie ab und überprüfte mit Hilfe der Holovid-Monitore die genaue Lage des Kindes im Mutterleib.
    »Sind Sie sicher, dass Sie während der ganzen Sache nicht lieber schlafen möchten?«, fragte Dr. Richter sie zum letzten Mal.
    »Nein. Ich möchte zusehen. Da wird mein erstes Kind geboren.«
    Vielleicht wird mein einziges Kind geboren.
    Er lächelte matt: »Tapferes Mädchen.«
    Mädchen, zum Teufel, ich bin älter als Sie. Sie spürte, dass Dr. Ritter allerdings lieber unbeobachtet wäre.
    Dr. Ritter hielt inne und blickte sich noch einmal in der Runde um, als ob er in Gedanken auf einer Prüfliste seine Geräte und Leute als bereit abhakte. Und seinen Willen und seine Nerven, vermutete Cordelia.
    »Los, Ritter, guter Mann, bringen wir’s hinter uns«, sagte Vaagen und klopfte ungeduldig mit seinen Fingern. Sein Ton war eine eigenartige Mischung, ein leichter sarkastischer anstachelnder Klang über der zugrundeliegenden Wärme echter Ermutigung. »Meine Untersuchungen zeigen, dass die Auflösung der Knochen schon im Gange ist. Wenn sie zu weit fortschreitet, dann bleibt mir keine Gewebesubstanz mehr für den Neuaufbau übrig. Schneiden Sie jetzt und kauen Sie an Ihren Nägeln später.«
    »Kauen Sie an Ihren eigenen Nägeln, Vaagen«, sagte der Chirurg freundlich. »Stupsen Sie noch einmal meinen Ellbogen, und ich lasse meine Assistentin Ihnen ein Spekulum in den Rachen stecken.«
    Sehr alte Freunde, urteilte Cordelia. Aber der Chirurg hob seine Hände, holte Atem und griff nach seinem Vibra-Skalpell und dann schnitt er mit einer perfekt geführten Bewegung ihren Bauch auf. Die Assistentin folgte seiner Bewegung geschmeidig mit dem chirurgischen Handtraktor und klemmte die Blutgefäße ab, es entwich nur sehr wenig Blut. Cordelia fühlte Druck, aber keinen Schmerz. Weitere Schnitte legten ihre Gebärmutter frei.
    Eine Plazentaübertragung war weitaus schwieriger als ein ganz normaler Kaiserschnitt. Die empfindliche Plazenta musste chemisch und hormonell dazu gebracht werden, sich aus der an Blutgefäßen reichen Gebärmutter zu lösen, ohne dass dabei zu viele ihrer zahlreichen winzigen Zotten beschädigt wurden, dann musste sie von der Gebärmutterwand in einem laufenden Bad einer stark mit Sauerstoff angereicherten Nährlösung losgeschwemmt werden. Danach musste der Replikatorschwamm zwischen die Plazenta und die Gebärmutterwand geschoben und die Plazentazotten zumindest teilweise dazu angeregt werden, sich mit ihrer neuen Matrix zu verbinden, bevor das Ganze aus dem lebendigen Körper der Mutter gehoben und in den Replikator gelegt werden konnte. Je weiter fortgeschritten die Schwangerschaft, desto schwieriger die Übertragung.
    Die Nabelschnur zwischen Plazenta und Kind wurde überprüft und bei Bedarf wurde zusätzlicher Sauerstoff per Hypospray injiziert. Auf Kolonie Beta machte dies ein raffiniertes kleines Gerät, hier stand ein besorgter Medizintechniker bereit.
    Der Techniker begann damit, das klare, hellgelbe Lösungsbad in Cordelias Gebärmutter einfließen zu lassen. Es füllte sie an und lief über, tröpfelte rosa gefärbt an ihren Seiten herab und in das Auffangbecken. Der Chirurg arbeitete nun tatsächlich unter Wasser. Keine Frage, eine Plazentaübertragung war eine glitschige Operation.
    »Den Schwamm«, rief der Chirurg sacht, und Vaagen und Henri rollten den Uterusreplikator an ihre Seite und hoben den Matrixschwamm an seinen Versorgungsleitungen heraus. Der Chirurg fummelte endlos mit einem winzigen Handtraktor herum, seine Hände befanden sich außerhalb Cordelias Sichtbereich, als sie über ihre Brust zu ihrem gerundeten – so gerade noch gerundeten – Bauch hinunterschielte. Sie zitterte. Dr. Ritter schwitzte.
    »Doktor …« Ein Techniker zeigte auf etwas auf einem Vid-Monitor.
    »Mm«, sagte Ritter, blickte auf und fuhr dann mit dem Herumgefummel fort. Die Techniker murmelten, Vaagen und Henri murmelten, ruhig, professionell, beruhigend … ihr war so kalt …
    Die Flüssigkeit, die über den weißen Damm ihrer Haut sickerte, änderte sich abrupt von rosagetönt zu hellrot, plätscherte und floss viel schneller als die zugeführte Nährlösung.
    »Das hier abklemmen « , zischte der

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