Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Barrayar

Barrayar

Titel: Barrayar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
Vom Netzwerk:
Vorkosigan schickte ihn wieder hinaus.
    »Hauen wir doch von hier ab«, sagte Cordelia plötzlich.
    »Mylady?«
    »Kaiserliches Militärkrankenhaus und Kaiserlicher Sicherheitsdienst und Kaiserliches Dies und Das, ich bekomme bald einen schlimmen Anfall von Kaiserlicher Klaustrophobie. Gehen wir doch ein paar Tage hinaus nach Vorkosigan Surleau. Du selbst wirst dich dort besser erholen, es wird für alle deine eifrigen Chargen«, sie ruckte mit ihrem Kopf in Richtung auf den Korridor, »dort schwieriger sein, an dich heranzukommen. Nur du und ich, mein Freund.« Würde das funktionieren? Angenommen, sie zogen sich in die Szenerie ihres sommerlichen Glücks zurück, und es gab sie nicht mehr? Versunken in den herbstlichen Regenfällen … Sie konnte die Verzweiflung in sich selbst spüren, auf der Suche nach ihrer beider verlorenem Gleichgewicht, nach einer festen Mitte.
    Seine Augenbrauen hoben sich zustimmend. »Ausgezeichnete Idee, lieber Captain. Wir nehmen den alten Herrn mit.«
    »Oh, müssen wir – ach. Ja, ich verstehe. Völlig. Unbedingt.«

 
KAPITEL 10
     
    Cordelia erwachte langsam, streckte sich und zog die großartige federngefüllte Seidensteppdecke zu sich. Die andere Seite des Bettes war leer – sie berührte das eingedrückte Kissen –, kalt und leer. Aral musste zeitig auf den Zehenspitzen hinausgeschlichen sein. Sie schwelgte in dem Gefühl, endlich genügend Schlaf zu haben und nicht mehr zu jener lähmenden Erschöpfung zu erwachen, die ihren Geist und ihren Leib so lang gefangengehalten hatte. Das war jetzt schon die dritte Nacht hintereinander, die sie gut geschlafen hatte, gewärmt vom Körper ihres Mannes, und beide glücklicherweise befreit von den irritierenden Sauerstoffleitungen in ihren Gesichtern.
    Ihr Eckzimmer im ersten Stock der alten, umgewandelten Steinkaserne war an diesem Morgen kühl und ganz still. Das Vorderfenster ging auf den hellen grünen Rasen hinaus, der in dem Nebel verschwand, in den der See und das Dorf und die Hügel des jenseitigen Ufers gehüllt waren. Der feuchte Morgen vermittelte ihr ein Gefühl von Behaglichkeit, er stand in rechtem Kontrast zu der Federsteppdecke. Wenn sie sich aufsetzte, dann verursachte die neue blassrote Narbe auf ihrem Unterleib nur ein leichtes Stechen.
    Droushnakovis Kopf erschien im Türrahmen. »Mylady?«, rief sie sanft, dann sah sie, wie Cordelia sich aufsetzte und ihre bloßen Füße über den Rand des Bettes hängen ließ. Cordelia schwang versuchsweise ihre Füße vorwärts und rückwärts, um so den Kreislauf anzuregen. »Oh, gut, dass Sie wach sind.« Drou stieß mit der Schulter die Tür auf und brachte ein großes und vielversprechendes Tablett herein. Sie trug eines ihrer bequemeren Kleider mit einem weiten, schwingenden Rock und einer warm gefütterten bestickten Weste. Ihre Schritte klangen auf den breiten hölzernen Bodenbrettern und wurden dann von dem handgewebten Bettvorleger gedämpft, als sie das Zimmer durchquerte.
    »Ich bin hungrig«, sagte Cordelia verwundert, als die von dem Tablett aufsteigenden Düfte ihre Nase reizten. »Ich glaube, das ist das erste Mal in drei Wochen.« Drei Wochen, seit jener Nacht der Schrecken in Palais Vorkosigan.
    Drou lächelte und setzte das Tablett auf dem Tisch am Vorderfenster ab.
    Cordelia zog Bademantel und Hausschuhe über und steuerte auf die Kaffeekanne zu. Drou blieb in ihrer Nähe, sichtlich bereit, sie aufzufangen, falls sie hinfallen sollte, aber Cordelia fühlte sich heute nicht annähernd so wackelig. Sie setzte sich und langte nach der dampfenden Hafergrütze mit Butter und einem Krug mit heißem Sirup, den die Barrayaraner aus eingekochtem Baumsaft herstellten. Eine wundervolle Nahrung.
    »Haben Sie schon gegessen, Drou? Wollen Sie etwas Kaffee? Wie spät ist es?«
    Die Leibwächterin schüttelte den blonden Kopf. »Ich habe schon gegessen, Mylady. Es ist ungefähr elf.«
    Droushnakovi hatte die letzten paar Tage hier in Vorkosigan Surleau zum selbstverständlichen Hintergrund gehört. Cordelia wurde sich bewusst, dass sie jetzt das Mädchen fast zum ersten Mal wirklich anschaute, seit sie das Militärhospital verlassen hatte. Drou war aufmerksam und wachsam wie immer, aber mit einer zugrunde liegenden Spannung, als sei sie verstohlen auf der Hut vor etwas Schlimmem – vielleicht lag es nur daran, dass Cordelia sich selbst besser fühlte, aber sie hatte das selbstsüchtige Verlangen, dass die Leute um sie herum sich auch besser fühlten, und wenn auch nur deshalb,

Weitere Kostenlose Bücher