Barrayar
zurück nach oben bemerkte ich ein Licht in der Bibliothek. Leutnant Koudelka war da drinnen. Er konnte auch nicht schlafen.«
Kou, sieh an. Ach, gut, gut. Esist vielleicht endlich alles in Ordnung.
Cordelia lächelte in aufrichtiger Ermunterung. »Ja?«
»Wir … ich … er … küsste mich.«
»Ich hoffe, Sie küssten zurück?«
»Es klingt, als wären Sie einverstanden. «
»Bin ich auch. Ihr gehört zu denen, die ich am liebsten habe, Sie und Kou. Wenn ihr nur eure Köpfe beisammen hättet … aber fahren Sie fort, da muss noch mehr kommen.« Es sei denn, Drou war noch unwissender, als Cordelia esfür möglich hielt.
»Wir … wir … wir …«
»Haben gevögelt?«, schlug Cordelia hoffnungsvoll vor.
»Ja, Mylady.« Drou wurde knallrot und schluckte. »Kou schien so glücklich zu sein … ein paar Minuten lang. Und ich war so glücklich über ihn, so aufgeregt. Es machte mir nichts aus, wie weh es tat.«
Ach ja, die barbarische barrayaranische Sitte, ihre Frauen in den Sex einzuführen mit dem Schmerz einer Defloration ohne Betäubung.
Allerdings, wenn man in Betracht zog, wie viel mehr an Schmerz ihre Fortpflanzungsmethode später im Gefolge hatte, dann stellte dies vielleicht eine faire Warnung dar. Aber Kou war bei den wenigen Malen, wo sie ihn gesehen hatte, auch nicht so glücklich erschienen, wie ein frischgebackener Liebhaber eigentlich sein sollte. Was taten diese beiden einander an? »Fahren Sie fort.«
»Ich dachte, ich sah eine Bewegung im Hintergarten, aus der Tür von der Bibliothek heraus. Dann kam der Krach im Obergeschoß – o Mylady! Es tut mir so leid! Wenn ich Sie bewacht hätte, anstatt das zu tun …«
»Halt, Mädchen! Sie hatten dienstfrei. Wenn Sie nicht das getan hätten, dann wären Sie schlafend im Bett gelegen. Auf keinen Fall ist das Soltoxin-Attentat Ihre Schuld oder die von Kou. Tatsache ist, wenn Sie nicht aufgewesen und mehr oder weniger angezogen gewesen wären, dann wäre der Attentäter vielleicht entkommen.« Und wir würden nicht einer weiteren öffentlichen Enthauptung oder was auch immer entgegensehen, möge Gott uns helfen. Ein Teil von Cordelia wünschte, die beiden wären für Sekunden weg gewesen und hätten nie aus dem verdammten Fenster geschaut. Aber Droushnakovi musste sich gerade jetzt mit genügend Konsequenzen auseinandersetzen ohne diese tödlichen Verwicklungen.
»Aber wenn doch nur … «
»Mit ›wenn doch nur‹war die Luft hier diese letzten Wochen übervoll. Ich denke, es ist Zeit, wenn wir jetzt statt dessen sagen: Jetzt machen wir weiter, offen gesagt.« Cordelias Denken holte sie selbst endlich wieder ein. Drou war eine Barrayaranerin, deshalb hatte sie kein empfängnisverhütendes Implantat. Es klang auch nicht danach, als hätte dieser Idiot Koudelka eine Alternative angeboten. Drou hatte deshalb die letzten drei Wochen damit zugebracht, sich zu fragen … »Würden Sie ein paar von meinen kleinen blauen Flecken versuchen wollen? Ich habe noch jede Menge davon übrig.«
»Blaue Flecken?«
»Ja, ich hatte angefangen, Ihnen davon zu erzählen. Ich habe ein Päckchen von diesen kleinen Diagnosestreifen. Hatte sie in Vorbarr Sultana im letzten Sommer in einem Importladen gekauft. Sie pinkeln auf so einen Streifen, und wenn der Fleck blau wird, dann sind Sie dran. Ich habe nur drei davon verbraucht, im Sommer.« Cordelia ging zu ihrer Kommodenschublade und durchwühlte sie nach dem überholten Vorrat.
»Hier.« Sie reichte Drou einen Streifen. »Gehen Sie und erleichtern Sie sich. Und Ihre Gedanken.«
»Funktioniert das so bald schon?«
»Nach fünf Tagen.« Cordelia hielt ihre Hand hoch: »Ich verspreche es.«
Beunruhigt auf den kleinen Papierstreifen starrend verschwand Droushnakovi in Cordelias und Arals Bad, neben dem Schlafzimmer. Sie kam nach ein paar Minuten wieder. Ihr Gesicht war niedergeschlagen, und sie ließ die Schultern hängen.
Was bedeutet das? fragte sich Cordelia wütend. »Also?«
»Der Streifen blieb weiß.«
»Dann sind Sie nicht schwanger.«
»Ich glaub nicht.«
»Ich weiß nicht, ob Sie sich freuen oder ob es Ihnen leid tut. Glauben Sie mir, wenn Sie ein Baby bekommen wollen, dann sollten Sie besser noch ein paar Jahre warten, bis man hier mehr medizinische Technologie zur Verfügung hat.« Obwohl die organische Methode eine Zeitlang faszinierend war …
»Ich will nicht … ich will … ich weiß nicht … Kou hat kaum mit mir gesprochen seit jener Nacht. Ich wollte nicht schwanger sein, das würde mich
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