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Barrayar

Barrayar

Titel: Barrayar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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enterben.«
    »Diese Drohung wirkt nicht, Sir. Du kannst nur mich direkt verstoßen. Durch einen kaiserlichen Befehl. Um den du … mich untertänigst ersuchen müsstest.« Er lächelte schneidend, und seine Augen funkelten. »Ich würde natürlich deinem Ersuchen stattgeben.«
    Die Muskeln in Piotrs Kieferpartie spannten sich. Also doch nicht die unwiderstehliche Macht und das unbewegliche Objekt, sondern die unwiderstehliche Macht und ein flüssiges Meer, Piotrs Schläge schafften es nicht, zu landen, sondern klatschten hilflos vorbei. Mentales Judo. Er war aus dem Gleichgewicht, suchte fuchtelnd seine Mitte und schlug nun wild um sich.
    »Denke an Barrayar! Denke an das Beispiel, das du gibst.«
    »O ja«, flüsterte Aral, »daran denke ich.« Er hielt inne. »Wir haben nie aus dem Hintergrund geführt, du oder ich. Wo ein Vorkosigan vorangeht, da finden es andere vielleicht nicht so unmöglich, zu folgen. Ein bisschen persönliche … angewandte Sozialwissenschaft.«
    »Vielleicht für Galaktiker. Aber unsere Gesellschaft kann sich diesen Luxus nicht leisten. So wie die Dinge liegen, halten wir kaum unsere eigene Stellung. Wir können nicht die Last von Millionen Gestörten tragen.«
    »Millionen?« Aral hob seine Augenbrauen. »Jetzt extrapolierst du von einem zu unendlich. Ein schwaches Argument, Sir, deiner unwürdig.«
    »Und sicherlich«, sagte Cordelia ruhig, »wie viel tragbar ist, das muss jedes Individuum, das seine eigene Last trägt, selbst entscheiden.«
    Piotr wandte sich ihr zu: »Ja, und wer zahlt für das alles, na? Das Kaiserreich. Vaagens Labor läuft unter dem Budget für militärische Forschungen. Ganz Barrayar zahlt für die Verlängerung des Lebens deiner Missgeburt.«
    Aus der Fassung gebracht, erwiderte Cordelia: »Vielleicht wird sich das als eine bessere Investition herausstellen, als du denkst.«
    Piotr schnaufte, sein Kopf senkte sich störrisch zwischen seine hochgezogenen mageren Schultern. Er blickte durch Cordelia hindurch auf Aral. »Du bist entschlossen, mir dies aufzubürden. Meinem Haus. Ich kann dich nicht auf andere Weise überzeugen, ich kann dir nicht befehlen … also gut. Du bist so versessen auf Veränderungen, hier ist eine Veränderung für dich. Ich will nicht, dass dieses Ding meinen Namen trägt. Das kann ich dir verweigern, wenn auch sonst nichts.«
    Arals Lippen waren aufeinandergepresst, seine Nasenflügel zitterten. Aber er bewegte sich nicht an seinem Platz. Der Projektor leuchtete weiter, vergessen in seinen bewegungslosen Händen. Er hielt seine Hände ruhig und völlig beherrscht und erlaubte ihnen nicht, sich zu Fäusten zu ballen.
    »Sehr wohl, Sir.«
    »Nenne ihn dann Miles Naismith Vorkosigan«, sagte Cordelia, die Ruhe vortäuschte, obwohl ihr übel war und ihr Unterleib zitterte. »Mein Vater wird nichts dagegen haben.«
    »Dein Vater ist tot«, versetzte Piotr.
    Aufgelöst in leuchtendes Plasma bei einem Shuttleunfall vor mehr als zehn Jahren … Manchmal bildete sie sich ein, wenn sie die Augen schloss, dass sie seinen Tod noch fühlen konnte, wie er in Magenta und dunklem Grünblau in ihre Netzhaut eingeprägt war. »Nicht ganz. Nicht, solange ich lebe und mich an ihn erinnere.«
    Piotr schaute drein, als hätte sie ihm gerade einen Stoß in seinen barrayaranischen Magen versetzt. Barrayaranische Zeremonien für die Toten näherten sich der Ahnenverehrung, als könnte die Erinnerung die Seelen lebendig erhalten. Ließ seine eigene Sterblichkeit heute seine Adern frösteln? Er war zu weit gegangen und er wusste es, aber er konnte nicht mehr einlenken. »Nichts, nichts weckt dich auf! Dann versuchen wir’s mal damit.« Er stellte sich breitbeinig hin und blickte Aral wütend an: »Verlass mein Haus! Beide Häuser! Auch Palais Vorkosigan! Nimm dein Weib und hebe dich hinweg! Heute noch!«
    Aral blickte sich nur einmal kurz um im Heim seiner Kindheit. Er legte den Projektor sorgfältig beiseite und stand auf. »Sehr wohl, Sir.«
    In Piotrs Wut mischte sich Angst: »Du würdest dein Heim dafür wegwerfen?«
    »Mein Heim ist nicht ein Platz. Es ist eine Person, Sir«, sagte Aral ernst. Dann fügte er zögernd hinzu: »Es sind Menschen.«
    Damit meinte er Piotr genauso wie Cordelia. Sie saß vornübergebeugt, die Spannung tat ihr weh. War der alte Mann aus Stein? Sogar jetzt brachte ihm Aral noch Gesten der Höflichkeit entgegen, dass ihr fast das Herz stehenblieb.
    »Du wirst deine Pachtgelder und Einkünfte der Distriktskasse zurückzahlen«, sagte

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