Barrayar
zu verhaften – er geriet in Panik. Schlug zu früh zu. Ich glaube, er hat Kareen …«
»Wer hat, Negri«, wollte Piotr wissen, »wer?«
»Vordarian.«
Aral nickte grimmig. »Ja …«
»Sie – nehmen Sie den Jungen«, keuchte Negri. »Vordarian hat uns fast besiegt …« Sein Zittern ging in konvulsivisches Zucken über, seine Augen verdrehten sich, bis das Weiße sichtbar wurde. Sein Atem ging stoßweise und würgend. Plötzlich blickten seine Augen noch einmal intensiv und konzentriert. »Sagen Sie Ezar« – die Krämpfe überfielen ihn wieder und quälten seinen kräftigen Leib. Dann hörten sie mit einem Mal auf. Das Ganze halt! Er atmete nicht mehr.
KAPITEL 11
»Sir«, sagte Koudelka, nachdem er sich zu Vorkosigan vorgedrängt hatte, »die gesicherte Kommunikationskonsole war sabotiert.« Der Kommandant der Sicherheitswache neben ihm nickte zustimmend. »Ich wollte gerade kommen und es Ihnen melden …« Koudelka blickte auf Negris Körper, der auf dem Gras lag. Zwei Sicherheitsleute knieten jetzt neben ihm und versuchten es verzweifelt mit Erster Hilfe: Herzmassage, Sauerstoff und Injektionen von Hypospray. Aber trotz ihrer Bemühungen blieb der Körper schlaff, das Gesicht wächsern und bewegungslos.
Cordelia war dem Tod schon früher begegnet und erkannte die Anzeichen. Das hat keinen Zweck, Leute, den werdet ihr nicht zurückholen. Nicht diesmal. Er ist gegangen, um seinen letzten Bericht Ezar persönlich zu überbringen, Negris letzter Bericht …
»Welcher Zeitrahmen bei der Sabotage?«, wollte Vorkosigan wissen. »Verzögert oder unmittelbar?«
»Es sah nach unmittelbar aus«, berichtete der Wachkommandant. »Kein Anzeichen für einen Zeitschalter oder irgendein Gerät. Irgend jemand hat die Konsole einfach auf der Rückseite aufgebrochen und sie innendrin zerstört.«
Aller Augen wandten sich auf den Mann vom Sicherheitsdienst, der den Wachposten außerhalb des Raumes mit der Kommunikationskonsole innegehabt hatte. Er stand, wie die meisten anderen in schwarzer Arbeitsuniform, entwaffnet zwischen zweien seiner Kameraden. Sie waren ihrem Kommandanten nach draußen gefolgt, als der Tumult auf dem Rasen begann. Das Gesicht des Verhafteten hatte etwa die gleiche bleigraue Farbe wie das von Negri, aber es war von aufflackernder Angst belebt.
»Und?«, fragte Vorkosigan den Wachkommandanten.
»Er leugnet, es getan zu haben«, der Kommandant zuckte die Achseln, »natürlich.«
Vorkosigan schaute den Festgenommenen an. »Wer ging nach mir hinein?«
Der Wächter blickte verstört in der Runde umher. Er zeigte plötzlich auf Droushnakovi, die noch den wimmernden Gregor trug. »Sie!«
»Ich nie!«, sagte Droushnakovi ungehalten und packte den Jungen fester.
Vorkosigan biss die Zähne aufeinander. »Also, ich brauche kein Schnellpenta, um zu wissen, dass einer von euch beiden lügt. Jetzt ist dafür keine Zeit. Kommandant, verhaften Sie beide. Wir werden das später klären.« Vorkosigans Augen suchten besorgt den nördlichen Horizont ab.
»Sie«, er zeigte auf einen anderen Sicherheitsmann, »bringen alle Transportmittel zusammen, die Sie finden können. Wir evakuieren das Haus sofort. Sie«, er wendete sich an einen von Piotrs Gefolgsleuten, »gehen und warnen die Leute im Dorf. Kou, holen Sie die Unterlagen, nehmen Sie einen Plasmabogen und verbrennen Sie endgültig diese Kommunikationskonsole, und dann kommen Sie zurück zu mir.«
Koudelka blickte kurz besorgt über seine Schulter nach Droushnakovi und stapfte dann in Richtung auf das Haus davon. Drou stand steif, wie vor den Kopf geschlagen, zornig und erschreckt, der kalte Wind ließ ihren Rock flattern. Sie blickte mit gerunzelter Stirn auf Vorkosigan und nahm Koudelkas Weggang kaum wahr.
»Gehst du zuerst nach Hassadar?«, fragte Piotr seinen Sohn in einem seltsamen, sanften Ton.
»Ganz recht.«
Hassadar, die Distrikthauptstadt der Vorkosigans: dort waren kaiserliche Truppen stationiert. Eine loyale Garnison?
»Du hast aber nicht vor, es zu halten, hoffe ich«, sagte Piotr.
»Natürlich nicht. Hassadar«, Vorkosigan zwinkerte mit einem wölfischen Grinsen, »wird mein erstes Geschenk für Kommodore Vordarian sein.«
Piotr nickte, als wäre er befriedigt. In Cordelias Kopf drehte sich alles. Trotz Negris Überraschung schienen weder Piotr noch Aral von Panik gepackt. Keine überflüssigen Bewegungen, keine überflüssigen Worte.
»Du«, sagte Aral zu Piotr in gedämpfter Stimme, »nimmst den Jungen.«
Piotr
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