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Barrayar

Barrayar

Titel: Barrayar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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und zog sich dann zurück, ohne darauf zu warten, dass er entlassen wurde. Graf Piotr bemerkte gar nicht, dass der Mann wegging.
    Piotr konzentrierte sich zuerst auf Aral. »Du! Du hast es gewagt, mich in der Öffentlichkeit bloßzustellen. Mich in eine Falle laufen lassen.«
    »Ich fürchte, du hast dich selbst bloßgestellt, Sir. Wenn du nicht diesem Pfad gefolgt wärest, dann wärst du nicht auf diese Falle gestoßen.«
    Mit zusammengebissenen Zähnen nahm Piotr diese Erwiderung auf. Sein Gesicht war von tiefen Falten durchzogen. Wut, Verlegenheit im Kampf mit Selbstgerechtigkeit. In Verlegenheit gebracht, wie es nur jemand sein kann, der unrecht hat. Er zweifelt an sich selbst, erkannte Cordelia. Ein Hoffnungsfaden. Dass wir nur diesen Faden nicht verlieren, er ist vielleicht unser einziger Ausweg aus diesem Labyrinth.
    Die Selbstgerechtigkeit gewann das Obergewicht. »Ich hätte das nicht tun sollen«, knurrte Piotr. »Das ist eine Aufgabe der Frauen. Unser Gen-Erbe zu schützen.«
    »War eine Aufgabe der Frauen, in der Zeit der Isolation«, sagte Aral ruhig, »als die einzige Antwort auf Mutationen die Kindstötung war. Jetzt gibt es andere Antworten.«
    »Wie seltsam müssen die Gefühle der Frauen über ihre Schwangerschaften gewesen sein, wenn sie nie wussten, ob an deren Ende Leben oder Tod stand«, überlegte Cordelia laut. Einen Schluck von diesem Kelch war alles, was sie für ein ganzes Leben wünschte, und doch hatten die Frauen von Barrayar ihn immer wieder und wieder bis zur Neige geleert … Das Erstaunliche war nicht, dass die Kultur ihrer Nachkommen chaotisch war, sondern, dass sie nicht ganz und gar wahnsinnig war.
    »Du lässt uns alle im Stich, wenn du es nicht fertig bringst, sie zu zügeln«, sagte Piotr. »Wie stellst du dir vor, einen ganzen Planeten leiten zu können, wenn du nicht mal deinen eigenen Haushalt leiten kannst?«
    Ein Winkel von Arals Mund krümmte sich leicht nach oben. »In der Tat, sie ist schwer zu zügeln. Sie ist mir zweimal entkommen. Ihre freiwillige Rückkehr erstaunt mich immer noch.«
    »Werde dir deiner Pflichten bewusst! Deiner Pflichten mir gegenüber, als deinem Grafen, wenn schon nicht als deinem Vater. Du hast mir den Lehnseid geschworen. Willst du dieser Frau aus einer anderen Welt eher gehorchen als mir?«
    »Ja.« Aral blickte ihm geradewegs in die Augen. Seine Stimme ging in ein Flüstern über. »Das ist die rechte Ordnung der Dinge.« Piotr zuckte zusammen. Aral fügte trocken hinzu: »Der Versuch, das Thema von der Kindstötung auf den Gehorsam zu wechseln, wird dir nicht helfen, Sir. Du hast mir selbst beigebracht, wie man Scheinargumente zerpflückt.«
    »In den alten Tagen hättest du schon für eine geringere Unverschämtheit enthauptet werden können.«
    »Ja, die gegenwärtige Situation ist schon ein bisschen eigenartig. Da ich dein Erbe bin, sind meine Hände zwischen den deinen, aber da ich dein Regent bin, sind deine Hände zwischen den meinen. Ein Patt der Gefolgschaftseide. In den alten Tagen hätten wir die Pattsituation mit einem hübschen kleinen Krieg aufbrechen können.« Aral grinste seinen Vater an, oder zumindest zeigte er seine Zähne. In Cordelias Gedanken wirbelte die Vorstellung: Nur einen Tag: Die Unwiderstehliche Macht trifft auf das Unbewegliche Objekt. Eintritt: fünf Mark.
    Die Tür zum Korridor wurde aufgerissen und Leutnant Koudelka blickte nervös herein. »Sir? Tut mir leid, dass ich störe. Ich habe Schwierigkeiten mit der Kommunikationskonsole. Sie funktioniert wieder nicht.«
    »Welche Art von Schwierigkeiten, Leutnant?«, fragte Vorkosigan und zwang sich dabei, seine Aufmerksamkeit dieser Sache zu widmen. »Gibt es Unterbrechungen?«
    »Sie funktioniert einfach nicht.«
    »Vor ein paar Stunden war sie noch in Ordnung. Überprüfen Sie die Stromzuführung.«
    »Hab ich schon getan, Sir.«
    »Rufen Sie einen Techniker.«
    »Das kann ich ja nicht, ohne die Konsole.«
    »Ach so, ja. Lassen Sie den Wachkommandanten die Konsole öffnen und schauen Sie dann, ob das Problem irgend etwas Naheliegendes ist. Dann fordern Sie einen Techniker über seine offene Leitung an.«
    »Jawohl, Sir.« Koudelka zog sich zurück, nachdem er einen vorsichtigen Blick auf die drei Leute geworfen hatte, die da angespannt und starr auf ihren Plätzen darauf warteten, dass er sie allein ließ.
    Der Graf wollte nicht nachgeben: »Ich schwöre, dass ich es verstoßen werde. Das Ding in dem Kanister im Militärkrankenhaus. Ich werde es vollständig

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