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Barrayar

Barrayar

Titel: Barrayar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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Schrei der Empörung über, direkt neben seinem Ohr. Koudelka zuckte zusammen.
    »Bitte beschädigen Sie nicht meinen Sekretär, Drou, die Reparaturen sind teuer«, sagte Aral sanft.
    »Oh!« Sie drehte sich rasch um und gab Koudelka frei. Er taumelte und fiel auf die Knie. Mit den Händen vor dem Gesicht stürmte Droushnakovi aus dem Zimmer und schlug die Tür hinter sich zu. Erst jetzt begann sie zu schluchzen, laut und vernehmlich, als sie den Korridor entlangging. Eine andere Tür wurde zugeschlagen. Dann herrschte Schweigen.
    »Tut mir leid, Kou«, sagte Aral in die lang anhaltende Stille, »aber es sieht nicht so aus, als hielte Ihre Selbstanklage vor Gericht stand.«
    »Ich versteh das nicht!« Kou schüttelte den Kopf, dann krabbelte er zu seinem Stockdegen und kam sehr wackelig auf die Beine.
    »Gehe ich recht in der Annahme, dass Sie beide über das sprechen, was sich zwischen Ihnen in der Nacht des Soltoxin-Attentats ereignet hat?«, fragte Cordelia.
    »Ja, Mylady. Ich saß noch in der Bibliothek. Konnte nicht schlafen und dachte, ich müsste noch einmal ein paar Zahlen durchgehen. Sie kam herein. Wir saßen, unterhielten uns … Plötzlich merkte ich, dass ich … na ja, es war das erste Mal, dass ich funktionierte, seit ich von dem Nervendisruptor getroffen worden war. Ich dachte, es könnte wieder ein Jahr dauern, bis … oder nie wieder … – ich geriet in Panik, ich geriet einfach in Panik. Ich … äh … ich nahm sie … auf der Stelle. Fragte sie nicht, sagte kein einziges Wort. Und dann kam der Knall von oben, und wir beide rannten in den Hintergarten hinaus und … sie klagte mich nicht an, am nächsten Tag. Ich wartete und wartete.«
    »Aber wenn er sie nicht vergewaltigt hat, warum ist sie dann eben so wütend geworden?«, fragte Aral.
    »Aber sie war böse auf mich«, sagte Koudelka. »Wie sie mich in diesen letzten drei Wochen angeschaut hat …«
    »Die Blicke waren Angst, Kou«, erklärte Cordelia ihm.
    »Ja, das dachte ich auch.«
    »Weil sie Angst hatte, dass sie schwanger war, nicht weil sie etwa Angst vor Ihnen hatte«, stellte Cordelia klar.
    »Oh.« Koudelkas Stimme wurde schwach.
    »Sie ist es nicht, wie sich ergeben hat.« (Koudelka wiederholte sich mit einem weiteren schwachen »Oh«.) »Aber sie ist jetzt böse auf Sie, und ich kann es ihr nicht verübeln.«
    »Aber wenn sie nicht meint, dass ich – welchen Grund hat sie?«
    »Sie begreifen es nicht?« Sie blickte mit gerunzelter Stirn zu Aral. »Du auch nicht?«
    »Nun ja …«
    »Weil Sie sie gerade beleidigt haben, Kou. Nicht damals, sondern gerade eben, in diesem Zimmer. Und nicht nur dadurch, dass Sie ihre Tüchtigkeit im Zweikampf geringschätzig behandelt haben. Was Sie eben gesagt haben, hat ihr zum ersten Mal enthüllt, dass Sie in jener Nacht so sehr mit sich selbst beschäftigt waren, dass Sie sie gar nicht wahrgenommen haben. Schlimm, Kou. Sehr schlimm. Sie müssen sie ganz tief um Verzeihung bitten. Hier war sie und gab sich als Barrayaranerin Ihnen ganz, und Sie schätzten das, was sie tat, so gering ein, dass Sie es gar nicht wahrnahmen.«
    Sein Kopf hob sich mit einem Ruck. »Gab mir? Wie ein Almosen?«
    »Mehr wie ein Geschenk der Götter«, murmelte Aral, der sich seine eigenen Gedanken machte.
    »Ich bin doch kein …« Koudelkas Kopf dreht sich in Richtung auf die Tür. »Meinen Sie, dass ich hinter ihr herrennen soll?«
    »Kriechen, sogar, wenn ich Sie wäre«, empfahl Aral. »Kriechen Sie schnell. Schlüpfen Sie unter ihrer Tür durch und ergeben Sie sich. Lassen Sie sie auf Ihnen herumtrampeln, bis ihr Zorn ganz und gar verraucht ist. Dann bitten Sie erneut um Verzeihung. Sie können die Situation noch retten.« Arals Augen leuchteten jetzt mit offensichtlichem Vergnügen.
    »Wie nennen Sie das? Totale Kapitulation?«, sagte Koudelka ungehalten.
    »Nein. Ich nenne es gewinnen.« Arals Stimme wurde eine Nuance kühler.
    »Ich habe gesehen, wie der Krieg zwischen Mann und Frau zu Heldentaten der verbrannten Erde herabsinken kann. Scheiterhaufen des Stolzes. Sie wollen nicht diesen Weg gehen, das garantiere ich.«
    »Sie sind – Mylady! Sie lachen über mich! Hören Sie auf!«
    »Dann hören Sie damit auf, sich lächerlich zu machen«, sagte Cordelia scharf. »Setzen Sie sich Ihren Kopf dorthin, wo er hingehört. Denken Sie mal sechzig aufeinanderfolgende Sekunden an jemand anderen als sich selbst.«
    »Mylady. Mylord.« Seine Zähne waren jetzt in erstarrter Würde zusammengebissen. Er verabschiedete sich

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