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Barrayar

Barrayar

Titel: Barrayar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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Piotr völlig verzweifelt.
    »Wie Sie wünschen, Sir.« Aral war schon auf dem Weg zur Tür.
    Piotrs Stimme wurde schwächer: »Wo wirst du leben?«
    »Illyan drängt mich schon seit einiger Zeit, in die Kaiserliche Residenz umzuziehen, aus Sicherheitsgründen. Evon Vorhalas hat mich überzeugt, dass Illyan recht hat.«
    Cordelia war mit Aral zusammen aufgestanden. Sie ging nun zum Fenster und blickte über die trübsinnige grau-grünbraune Landschaft. Die Wellen im zinngrauen Wasser des Sees trugen Schaumkronen. Der barrayaranische Winter würde so kalt werden …
    »So, etablierst du dich endlich mit kaiserlichem Gehabe, ha?«, spottete Piotr. »Ist es das, worum es dir geht: Hybris?«
    Aral verzog sein Gesicht in tiefem Ärger: »Im Gegenteil, Sir. Wenn ich kein anderes Einkommen haben soll, als mein halbes Admiralsgehalt, dann kann ich es mir nicht leisten, mir eine mietfreie Unterbringung entgehen zu lassen.«
    Eine Bewegung in den dahintreibenden Wolken zog Cordelias Aufmerksamkeit auf sich. Sie kniff beunruhigt die Augen zusammen.
    »Was ist mit diesem Leichtflieger los?«, murmelte sie halb im Selbstgespräch.
    Der Punkt zwischen den Wolken wuchs, führte seltsame Flugmanöver aus und zog eine Rauchspur hinter sich her. Er flog ruckweise über den See, direkt auf sie zu. »Gott, ist das Ding etwa voller Bomben?«
    »Was?«, fragten Aral und Piotr gleichzeitig und traten schnell neben sie ans Fenster, Aral zu ihrer rechten Seite, Piotr zur linken.
    »Es trägt die Hoheitsabzeichen des Sicherheitsdienstes«, sagte Aral.
    Piotr kniff seine alten Augen zusammen: »So?«
    Cordelia bereitete sich geistig darauf vor, den hinteren Korridor entlangzurennen und dann hinaus zur Hintertür. Es gab da ein Stückchen Graben auf der anderen Seite der Auffahrt, wenn sie sich dort flach hinlegten, dann vielleicht … Aber der Leichtflieger näherte sich langsam dem Ende seiner Flugbahn. Er landete wackelnd auf dem vorderen Rasen.
    Männer in Vorkosigan-Livrée und der grün-schwarzen Uniform des Sicherheitsdienstes umringten ihn vorsichtig. Der Schaden des Fliegers war deutlich zu sehen: ein von einem Plasmatreffer eingebranntes Loch, schwarze Rußstreifen, verzogene Steuerflächen – es war ein Wunder, dass er überhaupt noch geflogen war.
    »Wer …?«, fragte Aral.
    Piotrs Blick wurde schärfer, als durch das beschädigte Verdeck der Pilot sichtbar wurde. »Ihr Götter, es ist Negri!«
    »Aber wer ist das mit … – los!« Aral drehte sich blitzschnell um und rannte zur Tür hinaus. Piotr und Cordelia folgten ihm, durch die vordere Halle und durch die Tür und den grünen Abhang hinab.
    Die Wachen mussten das verzogene Verdeck aufbrechen. Negri fiel in ihre Arme. Sie legten ihn auf das Gras. Er hatte eine scheußliche Brandwunde von etwa einem Meter Länge auf seiner linken Körperseite, seine grüne Uniform war hier geschmolzen und verkohlt und gab den Blick frei auf blutende weiße Brandblasen und aufgerissenes Fleisch. Er zitterte unaufhörlich.
    Die kleine Gestalt, die auf dem Passagiersitz festgegurtet saß, war Kaiser Gregor. Der fünfjährige Junge weinte erschrocken, nicht laut, sondern in gedämpftem, unterdrücktem Wimmern. Soviel Selbstbeherrschung in einem so jungen Knaben war Cordelia unheimlich. Er sollte laut schreien.
    Ihr selber war danach, laut zu schreien. Gregor trug gewöhnliche Spielkleidung, ein leichtes Hemd und dunkelblaue Hosen. Ihm fehlte ein Schuh. Ein Sicherheitsbeamter hakte seinen Sitzgurt auf und zog ihn aus dem Flieger. Er wich vor dem Mann zurück und blickte erschreckt und verwirrt auf Negri. Hast du gedacht, Erwachsene seien unzerstörbar, Kind? dachte Cordelia voll Kummer.
    Kou und Drou tauchten aus ihren jeweiligen Schlupflöchern im Haus auf, um die Szenerie mit dem Rest der Wachen anzugucken. Gregor erkannte Droushnakovi, eilte pfeilschnell auf sie zu und klammerte sich fest an ihren Rock. »Droushie, hilf mir!« Jetzt erst wagte er, hörbar zu weinen.
    Sie schlang ihre Arme um ihn und hob ihn hoch.
    Aral kniete sich neben dem verletzten Sicherheitschef nieder. »Negri, was ist passiert?«
    Negri streckte seinen unverletzten rechten Arm aus und griff nach Arals Jacke. »Er versucht einen Putsch – in der Hauptstadt. Seine Truppen haben die Sicherheitszentrale und das Kommunikationszentrum eingenommen – warum habt ihr nicht reagiert? Das Hauptquartier ist umzingelt, unterwandert – heftige Kämpfe jetzt an der Kaiserlichen Residenz. Wir hatten ihn entlarvt – waren dabei, ihn

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