Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Barry Trotter und die schamlose Parodie

Titel: Barry Trotter und die schamlose Parodie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Gerber
Vom Netzwerk:
Augäpfel, Ohren und andere biologische Notwendigkeiten eingebettet waren, kam gemächlich dahergewatschelt und zitterte jedesmal, wenn der Elf die Peitsche hob. »Warum um alles in der Welt hast du den hier hochgebracht?« fragte Nunnally.
    »Sie wollten doch etwas Besonderes aus dem Keller-e«, erwiderte Dali. »Ich habe natürlich angenommen-e, Sie meinten Clarence.«
    »Nein, nein! Ich meinte Wein. Clarence gehört schon seit Generationen zu J. G.s Familie«, erklärte Nunnally der Tischrunde. »Es wäre nicht richtig, ihn zu essen.«
    »Mein Fehler-e. Ich werde ihn in seine Gemächer zurück-ebringen. Bon appetit-e«, sagte Dalí und verließ den Raum.
    »Dalí ist der führende surrealistische Koch des Vereinigten Königreichs, vielleicht sogar der Welt«, sagte Nunnally strahlend. »Davon gibt es nicht viele. Langt zu.«
    »Wie denn?« fragte Barry, während Hermeline pflichtschuldigst ihren Teller mit ungenießbarem Gerümpel belud.
    »He! Schickt mir mal was davon rüber!« rief Lon.
    »Okay, aber du wirst es nicht mögen«, sagte Hermeline, nahm den Teller mit dem Mörtel und brachte ihn ihm. »Mann, ist das schwer.«
    »Ich liebe es, Dalís Kreationen auf meinem Teller zu arrangieren. Die Muster, die ich dabei kreiere, sind teils gefällig, teils provozierend, manchmal aber auch seltsam traurig. Und zwischendurch« — er holte noch ein paar Schachteln Rosinen aus seiner Tasche — »finde ich die hier recht sättigend.«
    Barry nahm sie ohne jede Begeisterung entgegen. »Danke.«
    Nunnally, der offenbar glaubte, dass sie nun Freunde wären, wurde plötzlich ernst. »Barry, ich will ehrlich zu dir sein: Ich finde, die Bücher sind ziemlicher Mist. Wenngleich sie auch ihr Gutes haben. Zum Beispiel machen sie Muddeln, die Zauberkräfte haben, aber noch nichts davon wissen, das Leben um einiges leichter.«
    »Inwiefern?« fragte Hermeline liebenswürdig lächelnd. Barry kam die Galle hoch.
    »Angenommen, ein Elfjähriger stellt fest, dass er Zauberkräfte hat. Wenn er die Bücher gelesen hat, besteht zumindest die Chance, dass er nicht durchdreht. Naja, vielleicht ist er enttäuscht, wenn er herausfindet, dass das wahre Zaubererleben nicht halb so amüsant oder glamourös ist, wie es in J. G.s Büchern dargestellt wird, aber das ist kein Drama. Ich erinnere mich noch an den Tag, an dem ich entdeckte, dass ich ein Zauberer bin«, sagte Nunnally. »Auf einmal verstand ich die Selbstgespräche meines zahmen Geckos. »Gleich werde ich mir den Augapfel lecken. So, jetzt hab ich mir den Augapfel geleckt.<«
    »Sie sind ein Brezelmund?« fragte Barry.
    »Ja. Ich dachte, ich würde verrückt. Zum Glück wohnte nebenan eine wunderliche Frau, die mich unter ihre Fittiche nahm, eine Mrs. Robinson.« Nunnally machte ein verträumtes Gesicht. »Sie hat mich in die Zauberwelt eingeführt.«
    Hermelines Miene verfinsterte sich; Nunnally entging dies jedoch. »Trotzdem — ich wäre froh gewesen, wenn es die Bücher in meiner Kindheit schon gegeben hätte. Es hätte mir das Comingout als Zauberer sehr erleichtert. Furchtbar viele zauberbegabte Muddel haben damals den Verstand verloren. Heutzutage lächeln sie nur still in sich hinein und warten auf die Aufnahmebestätigung von Hogwash.«
    Nunnally fuchtelte mit einer Rosine herum. »Wer weiß, wenn Barry Trotter damals schon gelebt hätte, wäre aus William Shakespeare vielleicht ein nützliches Mitglied der Gesellschaft geworden.«
    Hermeline prustete in ihren Teller Styroporchips und blies dabei ein paar davon in die Luft. »Aber ...«
    Nunnally beachtete sie gar nicht, so gebannt war er vom Klang seiner eigenen Stimme. »Wie auch immer, J. G. hat langsam keine Lust mehr. Hat sie's dir schon gesagt?«
    »Mir was gesagt? « fragte Barry.
    Nunnally zögerte. »O Mann ... wie peinlich ... ich war davon ausgegangen, dass sie es dir schon gesagt hätte.«
    »Spucken Sie’s aus, verdammt noch mal«, sagte Barry gereizt.
    »Dies wird wohl das letzte >Barry Trotter<-Buch sein, leider.«
    »Was?« riefen beide unisono.
    »Wahrscheinlich sollte ich euch das nicht erzählen, aber J. G. hat mir ein kleines Geheimnis anvertraut: In diesem Band wirst du sterben, Barry.«
    »Aber warum sollte sie ... sie kann doch nicht ...« Ein eisiger Schauer überlief Barry, als er seinen zweifelhaften Ruhm verblassen sah.
    »Na ja, du bist inzwischen erwachsen. Deine Abenteuer sind nicht mehr altersgerecht. Was soll sie denn schreiben, >Barry Trotter und der vertrackte Lohnsteuerjahresausgleich